Wenn eine Parodie langlebiger und bekannter ist als die Vorlage, dann haben die Autoren und der Regisseur etwas richtig gemacht. Generationen haben Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug gesehen, doch die wenigsten kennen die Airport-Kinoreihe und 714 antwortet nicht, die Hauptinspirationen für den im Original griffig Airplane! getitelten Komödienklassiker.
Ohne 714 antwortet nicht wäre die Kinowelt wohl nie in den Genuss dieser Komödie gekommen: Auf der Suche nach Inspirationen für Sketche in Kentucky Fried Movie 2 nahm das mittlerweile legendäre Comedy-Team David & Jerry Zucker und Jim Abrahams das Nachtprogramm im Fernsehen auf, eigentlich mit der Absicht Werbespots zu finden, die man parodieren könnte. Eines nachts aber nahmen sie diesen Flugzeug-Desasterfilm auf, der das Trio mit seiner unfrewilligen Komik auf die Idee brachte, als Film-im-Film das Flugzeug-Katastrophen-Genre zu parodieren. Aus Kentucky Fried Movie 2 wurde nichts, dafür wurde diese Parodie auf volle Spielfilmlänge gestreckt.
Aus 714 antwortet nicht stammt der Grundplot des Films: Eine Fischvergiftung setzt die Piloten eines Flugzeugs außer Gefecht, und einer der Passagiere muss es deshalb landen. Sogar einige Dialogzeilen wurden Wort für Wort übernommen, nur dass sie im Kontext des Abrahams-Films nicht mehr unfreiwillig komisch sind, sondern brilliante Gags.
Aus dem zweiten Teil der Airport-Reihe, Airport 1975 (Giganten am Himmel), stammen die Subplots über eine singende Nonne, ein kleines Mädchen, das auf seine Transplation wartet, und einen dauerquasselnden Passagier, hier auch der Held des Tages: Ted Striker (Robert Hays), ein ehemaliger Kriegspilot, der seine Flugangst überwindet um im Flugzeug seine große Liebe, die Stewardess Elaine (Julie Hagerty) für sich zu gewinnen.
In weiteren Rollen sehen wir Leslie Nielson, der sich hier erstmals im komödiantischen Bereich versuchte, als Arzt und Kult-Comedydarsteller Llyold Bridges als Piloten.
Der herrliche verrückt-dämliche Humor des "ZAZ"-Teams kommt hier hervorragend zur Blüte. Diese Komödie spielt nicht in unserer Realität, Logik und Naturgesetze werden zu gunsten des Humors außer Gefecht gesetzt, Dinge und Personen tauchen überall auf, wo gerade ein Gag gebraucht wird, und egal wie absurd die Geschenisse auch sein mögen, die Charaktere verzücken keine Miene und verhalten sich, als wären sie in einem ernstzunehmenden Drama.
Was Airplane! über aktuellere Parodien, selbst bessere Vertreter wie dem ebenfalls vom ZAZ-Trio gedrehten Scary Movie 4, hebt ist die hohe Gegdichte und die Treffsicherheit - anspruchsvollen Humor wird man auch hier nur in einer spärlichen Dosis finden, aber in Airplane! spürt man, wieviele Gedanken sich beim Schreiben und Drehen gemacht wurden. Egal was bereits passierte, der Zuschauer kann sich nie auf die nächsten völlig verrückten Ideen vorbereiten. Egal ob ein heiterer Flughafenangestellter immer schrägere Möglichkeiten findet in Mitten der Katastrophe seine fröhlichen Ansichten auszuprusten, sich der Autopilot als aufblasbare Puppe herausstellt oder (in der deutschen Synchronfassung) zwei Afro-Amerikaner dickstes bayrisch reden, einmal in den Wahnsinn dieser Komödie eingetaucht gibt es kein entrinnen. Es ist wie Monty Phyton, nur nicht ganz so zynisch oder mit Tabus kokketierend.
Da die Parodie sich vornehmlich auf der reinen Handlungsebene abspielt, und die eigentlichen Gags reiner Blödelhumor sind, der aus diesen Situationen heraus entsteht, spielt das Alter des Films keine Rolle. Der Film von 1980 nutzt damalige Filme nur als den hübschen Rahmen für seine Pointen - Ausnahme bilden Parodien auf Saturday Night Fever oder Der weiße Hai, die man allerdings heute genauso gut versteht wie damals. Nur der Gastauftritt eines damals berühmten Basketballspielers wird heute kaum jemand verstehen.
Wer Lust auf eine große Dosis sinnleerer, aber herzlicher Lacher hat, sollte sich diesen Film unbedingt noch auf DVD kaufen. Er ist nicht ohne Grund vom American Film Institut auf die Liste der zehn besten Komödien aller Zeiten gesetzt worden.
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