Homer blickt auf sein Leben zurück
Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, hatte ich noch nie zuvor so hohe Erwartungen auf und Hoffnungen in eine Simpsons-Episode, wie dieses Mal.
Eternal Moonshine of the Simpson Mind, oder auf deutsch kurz und knapp Vergiss-Marge-Nicht ist die mittlerweile 409. Episode der langlebigen Zeichentrickserie und brachte ihr den mittlerweile dreizehnten Emmy ein.
Die Simpsons-Fans sind sich, im Gegensatz zu vielen anderen Folgen der jüngeren Zeit, nicht nur in ihrem Urteil nahezu einig, nein, dieses Urteil ist obendrei ein sehr gutes.
ProSieben zeigte im Gegensatz zu den bisherigen Folgen der neuen Staffel keine generischen Trailer, sondern speziell für die Folge geschnittene und eine Szene, Homers Rückblick auf sein bisheriges Leben, erlangte im Internet längst enorme Berümtheit.
Zu guter letzt basiert diese Simpsons-Episode auf einem von mir innig geliebten Film, Vergiss mein nicht (beziehungsweise Eternal Sunshine of the Spotless Mind) und erzählt, wie Homer nach dem Genuss eines "Vergiss es"-Getränks die Erinnerung an den Vortag verliert und mittels einer Maschine in sein Gedächtnis eindringt um herauszufinden, was er vergessen wollte. Nur um auf einen dunklen Verdacht zu stoßen. Hat er Marge wegen eines Seitensprungs geschlagen?
Was kann bei einer solchen Folge schon groß schiefgehen?
Viel schief gegangen ist in dieser Folge eigentlich nicht. Und dennoch ließ sie mich mit einem eher schalen Nachgeschmack zurück.
Tatsächlich war Vergiss-Marge-Nicht so erfrischend, andersartig und originell wie mir versprochen wurde. Sie passte zu den Simpsons und fiel zugleich so sehr aus dem Rahmen, dass man trotz über 20 Jahren Vorgeschichte nicht davon reden könnte, man hätte etwas vergleichbares bereits gesehen. Sie war einfach anders, ein Farbtupfer im gelben Familienalltag, wie es sonst nur Non-Kanon-Folgen wie Treehouse of Terror oder die von mir so geliebte "Making Of"-Folge Hinter den Lachern sind.
Weshalb stürze ich mich nun nicht in einen Jubeltaumel, werdet ihr euch fragen.
Vor allem, weil sich die Macher mit dieser Folge offenbar verhoben haben, die Grundidee hinter ihr um einiges leichter einschätzten, als es sich dann herausstellte.
Dabei hätte man es ahnen können. Vergiss mein nicht ist ein vielschichtiger und komplexer Film, ganz anders als die meisten Horrorfilme, die bei den Simpsons in dem Drittel einer Episodenlänge gelegentlich parodiert werden. Die Handlung solcher Filme lässt sich einfacher zusammenfassen und überspitzen, als die einer Tragikomödie des Kalibers von Vergiss mein nicht. Gut, könnte man sagen, deshalb bekam der Film auch eine gesamte Episode gewidmet, und nicht eins von drei Halloweenspecial-Segmenten. Somit ist die Simpsons-Parodie knapp länger als die Pre-Credit-Szene der Vorlage.
Vielleicht würde es sogar aureichen, nur kann ich es nicht beurteilen, da die Macher noch eine The Game- und eine besonders lange Ice Age-Parodie einbauen mussten. Zeit, die man auch hätte verwenden können um mehr Inspiration bei Vergiss mein nicht zu suchen. Was ich sehr begrüßt hätte, denn die sich in Homers Kopf abspielenden Sequenzen dieser Folge sind mit ihrem surrealistischen Witz und ihrem Ideenreichtum die absoluten Highlights. Auch visuell sind sie superb ausgeführt, die Reise zwischen verschiedenen Erinnerungsfetzen führt uns durch Standbilder früherer Folgen, ohne dass es wie eine billige Clipshow wirkt.
Ebenfalls großartig ist Homers Rückblick auf sein bisheriges Leben. Diese ist zwar ebenfalls nicht auf Vergiss mein nicht basierend (sondern eine Parodie auf das Youtube-Video "Noah Takes a Photo of Himself Every Day for 6 Years") allerdings thematisch passend, detailverliebt und vor allem auch außerordentlich witzig.
Von solchen Szenen hätte ich so gerne mehr gesehen, stattdessen wird mit dem Vorgeplänkel, themenfremden Parodien und der unnötig langen und nur ansatzweise unterhaltsamen Beschreibung des Vergessenstrunks viel Zeit verschwendet. Darunter muss dann der Abschluss der Episode leiden, der im Anschluss auf die gemächlichen, ein klein wenig nachdenklichen und schwärmerisch inszenierten Sequenzen zuvor völlig abgehetzt und aufgesetzt wirkt. Fast schon ein Deus Ex Machina.
Die Auflösung, was am Vortag geschah, ist zudem vorhersehbar. Ich verlange ja nichts, das die gesamte Serie auf den Kopf stellt, doch an Ideenreichtum sollte die Antwort der Fragestellung nicht hintenanstehen. Von Pattys und Selmas völlig übertriebem Verhalten gen Ende der Folge kann ich auch schwer absehen.
Soviel dazu. Ich wollte einfach Mal die Schwachpunkte an dieser Episode nennen, oder zumindest das, was mich selbst daran hindert, bei dem generellen Lobgesang mitzuträllern.
Schlecht finde ich Vergiss-Marge-Nicht trotzdem nicht. Es ist eine erfrischende, amüsante Folge die trotz mancher Schwächen sehr durchdacht und in sich kohärent ist. Besonders erwähnenswert ist obendrauf die Liebe zum Charakter Homer, mit der diese Folge gestaltet wurde. So viel Respekt der Figur gegenüber ist man bei den Simpsons nicht mehr wirklich gewohnt.
Fazit: Charmant, klug, unterhaltsam. Und in meinen Augen zu sehr über den grünen Klee gelobt, für mich als kleinen Traumsequenz-Liebhaber hätte man noch mehr aus der "In-Erinnerungen-herumtapsen"-Idee schröpfen können.
Eternal Moonshine of the Simpson Mind, oder auf deutsch kurz und knapp Vergiss-Marge-Nicht ist die mittlerweile 409. Episode der langlebigen Zeichentrickserie und brachte ihr den mittlerweile dreizehnten Emmy ein.
Die Simpsons-Fans sind sich, im Gegensatz zu vielen anderen Folgen der jüngeren Zeit, nicht nur in ihrem Urteil nahezu einig, nein, dieses Urteil ist obendrei ein sehr gutes.
ProSieben zeigte im Gegensatz zu den bisherigen Folgen der neuen Staffel keine generischen Trailer, sondern speziell für die Folge geschnittene und eine Szene, Homers Rückblick auf sein bisheriges Leben, erlangte im Internet längst enorme Berümtheit.
Zu guter letzt basiert diese Simpsons-Episode auf einem von mir innig geliebten Film, Vergiss mein nicht (beziehungsweise Eternal Sunshine of the Spotless Mind) und erzählt, wie Homer nach dem Genuss eines "Vergiss es"-Getränks die Erinnerung an den Vortag verliert und mittels einer Maschine in sein Gedächtnis eindringt um herauszufinden, was er vergessen wollte. Nur um auf einen dunklen Verdacht zu stoßen. Hat er Marge wegen eines Seitensprungs geschlagen?
Was kann bei einer solchen Folge schon groß schiefgehen?
Viel schief gegangen ist in dieser Folge eigentlich nicht. Und dennoch ließ sie mich mit einem eher schalen Nachgeschmack zurück.
Tatsächlich war Vergiss-Marge-Nicht so erfrischend, andersartig und originell wie mir versprochen wurde. Sie passte zu den Simpsons und fiel zugleich so sehr aus dem Rahmen, dass man trotz über 20 Jahren Vorgeschichte nicht davon reden könnte, man hätte etwas vergleichbares bereits gesehen. Sie war einfach anders, ein Farbtupfer im gelben Familienalltag, wie es sonst nur Non-Kanon-Folgen wie Treehouse of Terror oder die von mir so geliebte "Making Of"-Folge Hinter den Lachern sind.
Weshalb stürze ich mich nun nicht in einen Jubeltaumel, werdet ihr euch fragen.
Vor allem, weil sich die Macher mit dieser Folge offenbar verhoben haben, die Grundidee hinter ihr um einiges leichter einschätzten, als es sich dann herausstellte.
Dabei hätte man es ahnen können. Vergiss mein nicht ist ein vielschichtiger und komplexer Film, ganz anders als die meisten Horrorfilme, die bei den Simpsons in dem Drittel einer Episodenlänge gelegentlich parodiert werden. Die Handlung solcher Filme lässt sich einfacher zusammenfassen und überspitzen, als die einer Tragikomödie des Kalibers von Vergiss mein nicht. Gut, könnte man sagen, deshalb bekam der Film auch eine gesamte Episode gewidmet, und nicht eins von drei Halloweenspecial-Segmenten. Somit ist die Simpsons-Parodie knapp länger als die Pre-Credit-Szene der Vorlage.
Vielleicht würde es sogar aureichen, nur kann ich es nicht beurteilen, da die Macher noch eine The Game- und eine besonders lange Ice Age-Parodie einbauen mussten. Zeit, die man auch hätte verwenden können um mehr Inspiration bei Vergiss mein nicht zu suchen. Was ich sehr begrüßt hätte, denn die sich in Homers Kopf abspielenden Sequenzen dieser Folge sind mit ihrem surrealistischen Witz und ihrem Ideenreichtum die absoluten Highlights. Auch visuell sind sie superb ausgeführt, die Reise zwischen verschiedenen Erinnerungsfetzen führt uns durch Standbilder früherer Folgen, ohne dass es wie eine billige Clipshow wirkt.
Ebenfalls großartig ist Homers Rückblick auf sein bisheriges Leben. Diese ist zwar ebenfalls nicht auf Vergiss mein nicht basierend (sondern eine Parodie auf das Youtube-Video "Noah Takes a Photo of Himself Every Day for 6 Years") allerdings thematisch passend, detailverliebt und vor allem auch außerordentlich witzig.
Von solchen Szenen hätte ich so gerne mehr gesehen, stattdessen wird mit dem Vorgeplänkel, themenfremden Parodien und der unnötig langen und nur ansatzweise unterhaltsamen Beschreibung des Vergessenstrunks viel Zeit verschwendet. Darunter muss dann der Abschluss der Episode leiden, der im Anschluss auf die gemächlichen, ein klein wenig nachdenklichen und schwärmerisch inszenierten Sequenzen zuvor völlig abgehetzt und aufgesetzt wirkt. Fast schon ein Deus Ex Machina.
Die Auflösung, was am Vortag geschah, ist zudem vorhersehbar. Ich verlange ja nichts, das die gesamte Serie auf den Kopf stellt, doch an Ideenreichtum sollte die Antwort der Fragestellung nicht hintenanstehen. Von Pattys und Selmas völlig übertriebem Verhalten gen Ende der Folge kann ich auch schwer absehen.
Soviel dazu. Ich wollte einfach Mal die Schwachpunkte an dieser Episode nennen, oder zumindest das, was mich selbst daran hindert, bei dem generellen Lobgesang mitzuträllern.
Schlecht finde ich Vergiss-Marge-Nicht trotzdem nicht. Es ist eine erfrischende, amüsante Folge die trotz mancher Schwächen sehr durchdacht und in sich kohärent ist. Besonders erwähnenswert ist obendrauf die Liebe zum Charakter Homer, mit der diese Folge gestaltet wurde. So viel Respekt der Figur gegenüber ist man bei den Simpsons nicht mehr wirklich gewohnt.
Fazit: Charmant, klug, unterhaltsam. Und in meinen Augen zu sehr über den grünen Klee gelobt, für mich als kleinen Traumsequenz-Liebhaber hätte man noch mehr aus der "In-Erinnerungen-herumtapsen"-Idee schröpfen können.
2 Kommentare:
Sorry S.D., aber dieses mal kann ich mich dir nicht wirklich anschließen.
Recht hast du zum Beispiel was das Ende betrifft, das wirkte einfach viel zu übereilt, als währe dem Autor einfach nix besseres eingefallen und Moes Rezept hätte man sich einfach sparen können.
Aber eine Folge zu kritisieren weil die Parodie bzw. Hommage nicht die Komplexität des Films widergab? Parodien dienen in erster Linie dazu, sich über einen Film lustig zu machen, nicht deren Intelligenz gerecht zu werden. Deswegen versteht ich diesen Punkt einfach nicht. Zudem beachtet diese Parodie die wichtigste aller Parodie Regeln: Respekt vor dem Werk, was durch den Kakao gezogen wird. In meinen Augen kann man aber an der Parodie nix aussetzen...
Schön aber, das wir beide bei Homer einer Meinung sind: So viel respekt wie hier wurde der Figur seit Jahren nicht mehr geschenkt, da muss ich mich einfach verbeugen: Schön, das manche Autoren doch noch den charakter des Charakters als wichtig empfinden...
Hey,
da hast du mich wohl ein wenig missverstanden. Die Folge hätte nicht so komplex wie die Vorlage geraten müssen - nur bietet die Vorlage noch viel mehr Stoff zum parodieren. Statt sich dem anzunehmen, vergeudete man jedoch Zeit.
Was ich mit der Komplexizität aussagen wollte war lediglich, dass simplere Horrorfilme den Simpsons in einer Drittelfolge gelingen (wobei die Qualität dieser Parodien auch nachließ)... Und man sich bei einem komplexeren Film halt mehr Mühe hätte geben sollen. Außerdem brachte ich es an, als einen Mitgrund für meine Erwartungen, beziehungsweise üble Vorahnungen die ich hätte haben sollen.
Damit will ich natürlich den zahlreichen Fans der Folge ihr Recht sie zu lieben nicht absprechen. Es ist ja eine gute Folge. Nur hätte ich gern mehr gehabt. Meinetwegen auch als Doppelfolge a la "Wer erschoss Mr. Burns?". Da wäre genug Platz gewesen um denFilm gebührend zu verarbeiten. Egal wie kompliziert oder einfach... ;-)
Viele Grüße,
Sir D.
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