Als ich das erste Mal von 1 ½ Ritter hörte, war ich ehrlich gesagt noch ziemlich gespannt. Meine erste Begegnung mit Schweigers Ritterfilm war nämlich in einer Wetten, dass...?-Sendung, in der Schweiger Thomas Gottschalk die Rolle des Königs in einer Komödie anbot. Das klang für mich bei weitem nicht so übel, wie für viele Bekannte von mir. Klar, Gottschalk ist kein geborener Schauspieler und seine Supernasen-Filme waren alles andere als intelligent, originell oder niveauvoll, doch sie hatten einen spielerischen Charme und eine jugendliche Dynamik, die zusammen mit der gebotenen Konsequenz, die Filme waren ein wahres Flachwitz-Feuerwerk, und dem selbstreferentiellem Humor wurden sie für mich zu kleinen Guilty Pleasure-Juwelen.
Als Schweiger dann noch ankündigte Dieter Hallervorden, Roberto Blanco und Joppie Heesters vor die Kamera zu karren, malte ich mir vor meinem geistigen Auge den um rund 20 Jahre verspäteten Höhepunkt der "Flachen Deutschen Komödie"-Welle aus. Fehlten eigentlich nur noch Mike Krüger und Otto. Und hey, nur weil die Didi- und Otto-Filme nicht gerade zum nachdenken anregen, muss man sie ja nicht verteufeln, oder? Wenn man weiß, dass man gerade mit gut getimten Rumgeblödel bombardiert wird, ist es für zwischendurch doch ganz nett.
Mit dem ersten Teaser für 1½ Ritter kam bereits die erste Enttäuschung, die sich durch den Trailer nur bestätigte: Statt eine kostspielige, auf Bombast aufgeblasene Neuauflage der charmanten und gut getimten Flachblödelkomödie sah 1 ½ Ritter eher wie eine seelenlose Hau-Drauf-Slapstickkomödie mit wirklich dummen Kopf-wo-gegen-St0ß-Momenten aus, die noch nicht einmal diesen so stupide erscheinenden Humor richtig in Szene setzt.
Leider sollte sich dieser zweite Eindruck von 1 ½ Ritter zum Großteil bestätigen.
Die grundlegende "Ritter-rettet-Prinzessin-in-die-er-sich-verliebt-hat"-Geschichte wird ausgeschmückt mit zahlreichen Gastauftritten, Anachronismen und dem Versuch, die Entführungshintergründe in einen hinterhältigen Komplott zu verwandeln. Zu komplex durfte dieser Komplott allerdings nicht werden, schließlich hat der edle Ritter Lanze (Til Schweiger) unter seiner Prinz-Eisenherz-Frisur nicht viel Hirn. Dumm wie Brot trifft es nicht ganz, denn in Wahrheit hat es nur für ein paar Brotkrumen gereicht. Und sein Begleiter auf der schweren Mission, Erdal, seines Zeichens Sohn einer Gastarbeiterfamilie, ist zwar ein verhältnismäßig pfiffiger, wenn auch erfolgloser, Kleinganove, Wortverdreher und Tausendsassa, doch die meiste Zeit über obsiegt seine schusselige Seite. Da er vom Bullyparade-Star Rick Kavanian gespielt wird, ist seine eigentlich recht platte Rolle als türk-deutscher Beinaheritter der charismatische Kitt, der den Film vor dem Zusammenfallen bewahrt.
Denn die ganzen schlecht inszenierten und extrem vorhersagbaren Slapstick-Plattitüden erwecken nur müdes Gähnen, machen das Warten auf die restlichen Szenen unnötig lange. Egal ob in seinen schlechten Momenten oder in den besseren, 1 ½ Ritter wirkt durchgehend wie eine Ritter-Sketchcomedy, die man mühselig so zusammenschnippelte, dass es bei oberflächlichem Hinsehen so wirkt, als erzähle sie eine zusammenhängende Geschichte.
So mies der Slapstick in dem Film auch umgesetzt sein mag, so möchte ich nicht verschweigen, dass 1 ½ Ritter durchaus auch seine hellen Momente hat.
Da wären zum einen die zahlreichen anachronistischen Gags über die Schildzeitung, dass eine Liebeshochzeit in diesem Jahrhundert einen König zum Gespött seiner Kollegen machen würde oder auch der Moment, in dem ein begeisterter Fan der New Kids on The Block seine Unterwäsche - einen Keuchheitsgürtel - gegen die Stirn eines Bandmitglieds wirft. Von dem geistriechen Niveau eines Asterix & Obelix ist 1 ½ Ritter natürlich meilenweit entfernt, und manche Witze sind mit einem Holzhammer in den Film gekloppt worden ([Spoiler]Die Erfindung des Döners [/Spoiler]), trotzdem fand ich mich von solchen Gags amüsiert im Kinosaal wieder.
Auch manche der Gastauftritte sind wirklich lustig. Sei es Dieter Hallervorden als Pferdeverkäufer, Roberto Blanco in einer bewusst-übertrieben albernen Winzrolle oder auch so mancher Überraschungscameo ([Spoiler]etwa Focus-Chefredakteur Helmut Markwort als Paordie seiner selbst und Chef der dümmlichen und korrupten Schild-Zeitung oder "Supernanny" Katia Saalfrank als Therapeutin[/Spoiler]) können kurzfristig den Zuschauer aus seiner Lethargie retten, in die er durch die schleppend erzählte Geschichte und schlecht inszenierte Actionszenen gestürzt wird, bei denen man nicht weiß ob sie witzig sein sollen oder nicht. Und das ist an 1 ½ Ritter letzten Endes auch das ärgerlichste: Selbst in seinen besten Momenten ist er zwar nur ein recht amüsantes Blödelwerk für zwischendurch, doch diese Szenen sind weit über den sonst einfach nur öden Film zerstreut und gehen in dem zusammenhangslosem Etwas zwischen den einzelnen Gags völlig unter.
Das beste am Film ist, und das soll durchaus etwas bedeuten, Thomas Gottschalk der tatsächlich wie ein deutscher Märchenkönig aussieht und überraschend gut agiert. In seinen wenigen Szenen wünschte ich mir tatsächlich einen neuen Gottschalk-Kinofilm herbei. Ob mich Schweigers Ritterklamotte in den Wahnsinn trieb oder nicht dürft ihr nun selbst beurteilen.
Ja, hier, mein Lieber, das muss man sich erst einmal vorstellen, dass ich, also, dass ich tatsächlich wette, dass ich der Beste in Schweigers neuem Film bin... und die Wette dann auch noch gewinne!
Jedoch sollte man bei der Abrechnung mit 1 ½ Ritter nicht zu sehr gegen Schweiger wettern - denn die wahren Übeltäter sind die Drehbuchautoren Oliver Ziegenbalg (U-900, Kein Bund für's Leben) und Oliver Philipp (Kein Bund für's Leben) die zwischen platten Wortgefechten und zahllosem abgegriffenem Slapstick ein paar halbgare Gags verstecken. Gut, natürlich kann man sich auch fragen, weshalb Schweiger solch ein Drehbuch verfilmt, nur ist die Vorstellung, wie der Film ohne Schweiger als Regisseur aussehen würde so erschreckend, dass man davon absieht, Schweiger zu beschuldigen. Die Gastauftritte wären ohne ihn als Überredungskünstler beim Casting nicht zu Stande gekommen und was Schweiger für die Visualität des Films getan hat,darf auch nicht vergessen werden. Die knapp 8 Millionen Euro sieht man dem Film an, und umso schmerzvoller ist es, dass so hohe Budgets in Deutschland bislang nur für Komödien ausgegeben werden. Vielleicht wird ausgerechnet Bully mit Wickie und die starken Männer den ersten gut aussehenden deutschen Film seit zwei oder drei Ewigkeiten drehen, der weder eine reine Blödelkomödie ist, noch vom zweiten Weltkrieg handelt.
Schweiger ist ein guter Regisseur (nur sein Slapstick-Timing ist mies) und rettet den Film davor, zum reinsten Müll mit wenigen verschenkten Chancen zu verkommen. Ein Regisseur, der Thomas Gottschalk in einen recht guten Darsteller verwandelt, detailverliebt ist (man achte auf den Gastauftritt des Keinohrhasens in einem Landeswappen), tolle Landschaftsbilder herbeizaubert und aus diesem Drehbuch wenigstens eine dröge Ritter-Komödie mit wenigen hellen Momenten zaubert kann soo schlecht einfach nicht sein. Nur will Schweiger leider manche seiner Marotten immer noch nicht ablegen. Unzählige Male schaltet er das Leinwandgeschehen auf stumm, verlangsamt die Bildgeschwindigkeit und dreht die Hintergrundmusik voll auf. Solche Kniffe sind richtig eingesetzt grandios, doch Schweiger scheint nahezu jede dialogfreie Szene so zu drehen. Und das wird irgendwann nervig.
Von der obligatorischen "Schweigers Charakter ist ja sooo gut im Bett"-Szene ganz zu schweigen - was in dieser Geschichte die wenigen noch durchgehend aufmerksamen Zuschauer richtig verärgern müsste.
Wer sich um die Festtage herum einen Schweiger-Film im Kino ansehen möchte sollte sich besser bis 2009 gedulden, denn dann erwartet uns Keinohrhasen 2, von dem ich noch immer hoffe, dass man ihn Einohrhasen nennen wird.
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