Hat er aber. Obwohl sämtliche Fakten dagegen sprachen, hatte ich eine außerordentlich vergnügliche Zeit mit High School Musical 3: Senior Year. Disney hat es tatsächlich geschafft den dritten Teil seiner Teenie-Musical-Reihe richtig gut zu machen. Ohne ihn mit leicht sarkastischem Blick und stetigem Augenrollen in den gemeinsamen Szenen der Hauptfiguren zu betrachten, wie noch bei den ersten zwei Teilen.
So sehr ich mich nach Verlassen des Kinos auch dagegen sträubte, so sehr es mich auch wunderte, so wenig ich mir selbst glauben wollte. HSM 3: Senior Year hat mir durchgehend gefallen. Er ist gut! Und das nicht etwa an irgendwelchen abstrusen Maßstäben gemessen. Er ist nicht gut, für die zweite Fortsetzung eines mit Teenager gedrehten, an Kinder gerichteten Fernsehfilms. Er ist nicht gut für eine unrealistische Darstellung des Lebens von in Saft und Kraft steckenden Jugendlichen. Er ist nicht gut für einen mit blitzblank polierten und produzierten Pop-Soundtrack ausgestatteten Musikfilm... Er ist gut! Einfach gut und basta!
"Ja, wir haben einen guten Film gemacht, gewöhn' dich dran!"
Mit dieser Ansicht bin ich nichtmal alleine, ganz im Gegenteil, bei Rottentomatoes hat er eine Wertung von 66% bekommen. Wer hätte je damit gerechnet?
Nachdem dieser Schrecken so langsam nachgelassen haben sollte, möchte ich an dieser Stelle gleich die nächste Überraschung hauen und den Soundtrack besprechen um zu sehen, ob HSM 3 auch ohne die dank großer Leinwand und höherem Budget beide Vorgänger weit übertreffende Inszenierung und Choereographien sowie ohne die weiterhin herrlich schrägen Sharpay und Ryan Evans zu überzeugen weiß.
Ich will keine künstliche Spannung erzeugen und platze sogleich mit der Antwort heraus: Ja. Ich finde den Soundtrack vom Film losgelöst weiterhin klasse und bereue den Kauf keineswegs. Bitte kippt mir jetzt nicht von euren Stühlen, aber ich habe manche Lieder mittlerweile sogar noch mehr schätzen gelernt.
Die Flut an erschreckenden Kenntnissen will halt nicht abreißen. Hoffen wir, dass sie es trotzdem irgendwann tun wird, denn spätestens wenn High School Musical 3: Senior Year bei den Oscars einen neuen Musical-Erfolgsrekord aufstellt wird es nicht nur unheimlich, sondern auch unverdient. Und das, wäre wirklich schade, wenn der Film nachdem er mich so überzeugte letzten Endes dennoch meinen Hass auf sich ziehen müsste.
Bislang ärgert er mich nämlich nur ein klein wenig: Auf dem Soundtrack ist dämlicherweise die einprogrammierte Trackliste um eins verschoben, da (unter anderem) die deutsche Version einen zusätzlichen Song enthält. Die Angaben auf der Verpackung stimmen zwar, doch wenn man die CD z.B. in den PC einlegt zeigt das Musikprogramm die falschen Titel an. Der Fehler lässt sich zwar manuell beheben, mühselig und unnötig ist es trotzdem. Dafür kann der Inhalt der CD aber nichts, schuld ist der Vertrieb, der es versäumte von selbst auf die Idee zu kommen, die Dateien zu bearbeiten, nachdem man die "Grundversion" der CD aus den USA um ein Lied erweiterte.
Mit diesem "Bonustrack" eröffnet auch die CD und direkt zu Beginn dürfen wir eine der vielen Überraschungen auf dem Soundtrack erleben. Es handelt sich hierbei um The Boys Are Back in der Version von US5, was den Gesetzen meines persönlichen Musikgeschmacks nach zu urteilen eigentlich der für mich mit Abstand grausigste Song auf der CD sein müsste. Eine mit leicht elektronischem Sound angehauchte Boygroup singt ein "Boyband der 90er trifft heutigen Teen-Pop-Rock"-Lied, das im Film Troy Bolton gehört. Das darf mir eigentlich nicht gefallen, es will mir eigentlich auch nicht gefallen, weil es sich niedergeschrieben wie ein hinterhältiger Trick durchliest, eine leicht ältere, weibliche Teenagerzielgruppe auf den Film scharf zu machen.
Und auch wenn der einfallslose "lassen wir die Truppe zwischen Filmschnipseln durch die Szenerie herumhüpfen und böse gucken"-Videoclip diesen ersten Eindruck extrem unterstützt, so täuscht er. Okay, Disneys Absichten, ausgerechnet US5 für die Version zu engagieren sind mir nicht bekannt und könnten sich mit meiner Vermutung decken, aber das Lied selbst gefällt mir. Ich kann es selber nicht fassen, aber die Mischung aus den verschiedenen Stilrichtungen ist ähnlich stark gelungen wie beim Original im Film, das Lied ist richtig flott und cool. Die US5-Version unterscheidet sich zwar mehr in den Details von der Filmversion, hat aber genug Eigenständigkeit um von mir vollstens akzeptiert zu werden.
Der zweite Track auf der CD ist Now Or Never, die nicht minder energische Eröffnungsnummer des Films. Wäre er streckenweise nicht so narrativ, könnte man ihn leicht auch für einen Popsong halten, der unter die erste Szene gelegt wurde. Puristen werden da das Grausen kriegen, wer sich dagegen an diesen Stil gewöhnen konnte (z.B. im Laufe der anderen zwei High School Musicals) darf sich hier über einen kraftvollen, schnellen und stimmungshebenden... ja... Popsong freuen. Nicht der beste Titel auf der CD, aber gut (sogar Gabriellas kleines Ständchen mittendrin nervt nicht!) und wohl der für den Film repräsentativste. Wer an HSM denkt, denkt an solche Nummern wie diese.
Weiter geht's mit meinem eigenen Tiefpunkt des Albums, Right Here, Right Now einer völlig blanken und belanglosen Nummer zwischen Troy und Gabriella, die mich an die grausigen Stellen ihrer Liebesgeschichte in Teil 1 und 2 erinnert. Gefühle können überhaupt nicht übermittelt werden, das Lied geht überhaupt nicht ins Ohr und ob es nun romantisch oder einfach nur heiter sein will weiß es auch nicht. Im Gegensatz zu so manch anderen Momenten zwischen den beiden ist dieses Lied allerdings nicht nervig, sondern ganz schnell vergessen.
Glücklicherweise heißt es auf der CD direkt danach "Auftritt der Gegenpartei". Kaum ist der lahme Titel von eben vergessen, wird das zuckrige Liebespaar durch die durchgeknallten und ironisch-kitschigen, überbohrend bunten und grenzgenialen Geschwister Evans ersetzt. Auf CD bleibt von deren verrückten Musicalhommage nur der Ton erhalten, spaßig bleibt der Song dennoch. I Want It All ist eine waschechte Shownummer, die mit der fantasievollen filmischen Inszenierung am besten funktioniert. Das geht beim bloßen Anhören natürlich abhanden, dennoch gehört Sharpays sehr eigene, überdrehte Plastik-Traumvorstellung von den Brettern, die die Welt bedeuten, zu den Highlights des Albums. Ich warte übrigens weiterhin auf eine Modekollektion basierend auf diesen zwei Figuren... Nur falls das jemand von Disney lesen sollte...
Dass ich Gefallen an den exzentrischen, extrovertierten und extrem seltsamen Gebarden der Zwillingsgeschwister finden werde, war ja klar, viel überraschender ist, dass mir sogar Can I Have This Dance, den zweiten "Troy + Gabriella"-Song des Films und Albums zusagt. Im Kino muss ich zugeben, dass ich das Lied bloß nett fand, allerdings lag es auch ein wenig an meiner Vorfreude auf weitere verrückte, übertriebene Szenen. Nach Sharpays Vision ihrer Zukunft war ich halt angefixt.
Mittels des Soundtracks konnte ich dem Lied eine faire Chance geben, und konnte erkennen, dass es eine schöne, romantisch-süße Ballade ist. Herzen wird sie nicht zum schmelzen bringen, doch zum wohligen schwärmen reicht es definitiv. Und das ist schon wesentlich mehr, als ich einem neuen Liebeslied zwischen den beiden zugetraut hätte.
Und schon ist es Zeit für A Night To Remember... Das Lied ist nicht nur mein absoluter Liebling im Film bzw. auf dem Soundtrack, meine Zuneigung für diesen Song erschreckt mich mittlerweile selbst. Ich finde ihn richtig, richtig, super, er hebt sich für mich meilenweit vom restlichen HSM-Phänomen ab. Stylisch, witzig, vorrantreibend und zugleich emotional, elegant, ja, erhaben. Noch besser wird das Lied nur mit der zugehörigen Sequenz.
Mit Just Wanna Be With You dürfen sich Troy und Gabriella ein drittes Mal im Laufe des Films bzw. des Albums anschmachten, und an sich ist das Lied in dieser Form ganz netter Durchschnitt. Die Einleitung dieses Tracks dagegen (gesungen von zwei ganz anderen Charakteren) ist super und was aus dem Lied einige Szenen bzw. Tracks später gemacht wird ist super witzig und zugleich schön anzuhören.
Somit sind wir dann bereits bei The Boys Are Back in seiner Filmfassung angelangt. Größtenteils trifft auf die ja das selbe zu, wie auf die US5-Version. Ich könnte höchstens hinzufügen, dass die Filmversion etwas spielerischer klingt und mir deshalb etwas besser gefällt. So oder so aber ein überraschendes Highlight des Films.
Ähnlich überraschend auch das nächste Lied, Walk Away, gesungen von Vanessa Hudgens als Gabriella. Ihre "Ich bin meine eigene Frau und treffe gerade die logischste und intelligentese Entscheidung in der Menschheitsgeschichte"-Songs aus High School Musical 1 & 2 waren allesamt erzwungen und bemüht, zu sehr auf die zu vermittelnden Gefühle ausgerichtet, als dass sie einen tatsächlich mitnehmen könnten (ganz besonders der in Teil 2). Somit rechnete ich bereits mit dem schlimmsten, doch dieser soulig-rhythmische Song lässt sich ganz gut hören. Ein wenig zu lang geraten ist er, aber sonst ganz nett.
Und so zieht sich die Reihe der schockierend guten Songs weiter. Auch Scream dürfte, wenn man sich die Vorgänger ansieht, nicht funktionieren, tut es aber. Das Lied bedient sich großzügig an modernem Pop-Rock und verleiht Troys zweitem Solo in der Filmreihe eine kraftvolle, verzweifelte Atmosphäre. Scream reißt mit, ist (trotz manch etwas offensichtlicher Textstellen) ganz klug aufgebaut und funktioniert außerhalb des Filmkontext auch sehr gut als stimmungsvoller und cooler Song. Troys peinlicher Ausdruckstanz auf dem Golfplatz aus Teil 2 ist hiernach schon fast vergessen.
Es folgt mit dem 7:44 Minuten langen Track Senior Year Spring Musical der größte Song der HSM-Geschichte. Das aus mehreren Songs des Films bestehende Medley beginnt mit einer schönen, klassisch angehauchten kurzen Balladenversion des aus dem Film (und Album) geschnittenen Songs Last Chance, die Lust auf mehr macht. Über den Sinn, das gesamte Medley auf CD zu pressen werden sicherlich manche streiten. Im Film macht diese Sequenz viel Sinn, und ich fände es schade, wenn die Musik aus ihr nur gekürzt oder sogar überhaupt nicht auf dem Soundtrack zu finden ist. Wer sich über das zweifache verwenden der Songs aufregen möchte, sollte sich daran erinnern, dass dieser Soundtrack circa 13 Minuten länger ist als die CDs der Vorgänger und dabei auch ganz ohne Karaokeversionen auskommt, worauf sich ja noch der erste Soundtrack stützen musste. Außerdem ist die hier zu hörende Fassung von Just Wanna Be With You um einiges fetziger, flotter und spritziger als die erste Version und allein schon Ryans (Lucas Grabeels) aus vollem Halse und mit ganzer Leidenschaft dahingeschrieene Reprise von I Want It All gibt diesem Track eine Daseinsberechtigung. Die Reprise von A Night To Remember ist ebenfalls sehr eigenständig und gibt dem Lied eine unterhaltsame Wende, auch wenn man dafür vielleicht doch bereits den Film gesehen haben sollte.
Während wir uns dem Ende des Albums nähern, wird We're All In This Together im Graduation Mix dargeboten. Der Finalsong des ersten Teils kann in dieser langsamen Version schon eine kleine Gänsehaut auslösen, ist mir auf dem Soundtrack aber doch zu lang, die anfängliche Wirkung verfliegt innerhalb der über vier Minuten. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.
Das Album schließt dann mit dem einfallsreich betitelten High School Musical (kein Scherz, das Lied heißt so) und somit leider mit einem schwachen Song. Er ist viel zu blank und makellos fröhlich, hat keine Konturen und ist recht identitätslos, auch wenn er in der letzten Minute dank sich vom Rest des Songs unterscheidender Instrumentierung an Drive und Persönlichkeit zunimmt. Mein Problem mit dem Lied ist, dass der Abschluss des Refrains wie ein Disneyland-Paradensong klingt. Das ist zwar eine sehr schöne heitere Stilrichtung, wenn man sich eine Parade ansieht, zum Film passt es nicht wirklich, obwohl sie eine gewisse Grundfröhlichkeit gemeinsam haben. Während der Disneyland-Paraden wird aber nicht ununterbrochen "Disneyland Resort Paris, Disneyland Resort Paris, Disneylaaaaand Resooooort... Paaaaaahaaaariiis!" gesungen. Wäre mir auch etwas zu sektenhaft.
Der im Abspann zu hörende Song Just Getting Started von Castingshow-Gewinner Stan Carrizosa ist übrigens nicht auf der CD zu hören.
Von zwei schlechteren Songs abgesehen ist der Soundtrack von High School Musical 3: Seniro Year überraschend gut. Er meistert den Spagat zwischen Musicalsound und Pop, jungem und altem Publikum unerwartet selbstsicher und beendet die (ursprüngliche?) High School Musical-Trilogie mit einem krönenden Tusch.
Für nur einen geringen Aufpreis gegenüber der Single-Edition konnte ich übrigens die Special Edition in stabilem Pappschuber und mit Bonus-DVD erwerben. Auf dieser befindet sich neben dem Musikvideo zu Now Or Never ein ausführliches, über 35 Minuten (!) laufendes Making of. Nacheinander werden alle größeren Tanzsequenzen beleuchtet und die endgültigen Filmsequenzen mit den Proben und Filmaufnahmen verglichen, während Cast und Crew die inhaltliche Funktion der Szenen und die Gedanken hinter ihnen erläutern. Über den Filmschaffungsprozess wird man hier nur wenig lernen, doch wer gerne Mal sehen wollte, wie sich aus einem Notenblatt und in Traingsklamotten gezwängten Schauspielern eine gigantische Kinomusicalnummer entwickelt sollte seinen Spaß mit dem Making of haben. Das Bonusmaterial-Rad wird hiermit längst nich neu erfunden, allerdings ist esinformativer als die Extras auf den Single-Disc-DVDs der ersten zwei Filme.
Fazit: Ich weiß immer noch nicht, wie Disney, Kenny Ortega, die Songautoren und der Rest des HSM-Teams dieses Kunststück vollbracht hat, doch HSM 3: Senior Year ist ein guter Film mit einem tollen Soundtrack der ins Ohr geht und dort auch länger bleiben darf. So wenig man es auch begreifen kann.
Vielleicht hat sich Disney ein paar Feen und Elfen geschnappt, kleingeheckselt und auf alle Film- und Soundtrackkopien von HSM 3 gemischt. Das würde die plötzliche Faszination plausibel und wissenschaftlich erklärbar begründen. Zudem würde es erklären, warum die Figuren in Tinker Bell so leblos wirken.
Siehe auch: Die Rezension zum Film
Nachdem dieser Schrecken so langsam nachgelassen haben sollte, möchte ich an dieser Stelle gleich die nächste Überraschung hauen und den Soundtrack besprechen um zu sehen, ob HSM 3 auch ohne die dank großer Leinwand und höherem Budget beide Vorgänger weit übertreffende Inszenierung und Choereographien sowie ohne die weiterhin herrlich schrägen Sharpay und Ryan Evans zu überzeugen weiß.
Ich will keine künstliche Spannung erzeugen und platze sogleich mit der Antwort heraus: Ja. Ich finde den Soundtrack vom Film losgelöst weiterhin klasse und bereue den Kauf keineswegs. Bitte kippt mir jetzt nicht von euren Stühlen, aber ich habe manche Lieder mittlerweile sogar noch mehr schätzen gelernt.
Die Flut an erschreckenden Kenntnissen will halt nicht abreißen. Hoffen wir, dass sie es trotzdem irgendwann tun wird, denn spätestens wenn High School Musical 3: Senior Year bei den Oscars einen neuen Musical-Erfolgsrekord aufstellt wird es nicht nur unheimlich, sondern auch unverdient. Und das, wäre wirklich schade, wenn der Film nachdem er mich so überzeugte letzten Endes dennoch meinen Hass auf sich ziehen müsste.
Bislang ärgert er mich nämlich nur ein klein wenig: Auf dem Soundtrack ist dämlicherweise die einprogrammierte Trackliste um eins verschoben, da (unter anderem) die deutsche Version einen zusätzlichen Song enthält. Die Angaben auf der Verpackung stimmen zwar, doch wenn man die CD z.B. in den PC einlegt zeigt das Musikprogramm die falschen Titel an. Der Fehler lässt sich zwar manuell beheben, mühselig und unnötig ist es trotzdem. Dafür kann der Inhalt der CD aber nichts, schuld ist der Vertrieb, der es versäumte von selbst auf die Idee zu kommen, die Dateien zu bearbeiten, nachdem man die "Grundversion" der CD aus den USA um ein Lied erweiterte.
Mit diesem "Bonustrack" eröffnet auch die CD und direkt zu Beginn dürfen wir eine der vielen Überraschungen auf dem Soundtrack erleben. Es handelt sich hierbei um The Boys Are Back in der Version von US5, was den Gesetzen meines persönlichen Musikgeschmacks nach zu urteilen eigentlich der für mich mit Abstand grausigste Song auf der CD sein müsste. Eine mit leicht elektronischem Sound angehauchte Boygroup singt ein "Boyband der 90er trifft heutigen Teen-Pop-Rock"-Lied, das im Film Troy Bolton gehört. Das darf mir eigentlich nicht gefallen, es will mir eigentlich auch nicht gefallen, weil es sich niedergeschrieben wie ein hinterhältiger Trick durchliest, eine leicht ältere, weibliche Teenagerzielgruppe auf den Film scharf zu machen.
Und auch wenn der einfallslose "lassen wir die Truppe zwischen Filmschnipseln durch die Szenerie herumhüpfen und böse gucken"-Videoclip diesen ersten Eindruck extrem unterstützt, so täuscht er. Okay, Disneys Absichten, ausgerechnet US5 für die Version zu engagieren sind mir nicht bekannt und könnten sich mit meiner Vermutung decken, aber das Lied selbst gefällt mir. Ich kann es selber nicht fassen, aber die Mischung aus den verschiedenen Stilrichtungen ist ähnlich stark gelungen wie beim Original im Film, das Lied ist richtig flott und cool. Die US5-Version unterscheidet sich zwar mehr in den Details von der Filmversion, hat aber genug Eigenständigkeit um von mir vollstens akzeptiert zu werden.
Der zweite Track auf der CD ist Now Or Never, die nicht minder energische Eröffnungsnummer des Films. Wäre er streckenweise nicht so narrativ, könnte man ihn leicht auch für einen Popsong halten, der unter die erste Szene gelegt wurde. Puristen werden da das Grausen kriegen, wer sich dagegen an diesen Stil gewöhnen konnte (z.B. im Laufe der anderen zwei High School Musicals) darf sich hier über einen kraftvollen, schnellen und stimmungshebenden... ja... Popsong freuen. Nicht der beste Titel auf der CD, aber gut (sogar Gabriellas kleines Ständchen mittendrin nervt nicht!) und wohl der für den Film repräsentativste. Wer an HSM denkt, denkt an solche Nummern wie diese.
Weiter geht's mit meinem eigenen Tiefpunkt des Albums, Right Here, Right Now einer völlig blanken und belanglosen Nummer zwischen Troy und Gabriella, die mich an die grausigen Stellen ihrer Liebesgeschichte in Teil 1 und 2 erinnert. Gefühle können überhaupt nicht übermittelt werden, das Lied geht überhaupt nicht ins Ohr und ob es nun romantisch oder einfach nur heiter sein will weiß es auch nicht. Im Gegensatz zu so manch anderen Momenten zwischen den beiden ist dieses Lied allerdings nicht nervig, sondern ganz schnell vergessen.
Nur mal so gefragt... worauf habt ihr beim runterscrollen mehr gestarrt... Ihre Stiefel oder seine Hose?
Glücklicherweise heißt es auf der CD direkt danach "Auftritt der Gegenpartei". Kaum ist der lahme Titel von eben vergessen, wird das zuckrige Liebespaar durch die durchgeknallten und ironisch-kitschigen, überbohrend bunten und grenzgenialen Geschwister Evans ersetzt. Auf CD bleibt von deren verrückten Musicalhommage nur der Ton erhalten, spaßig bleibt der Song dennoch. I Want It All ist eine waschechte Shownummer, die mit der fantasievollen filmischen Inszenierung am besten funktioniert. Das geht beim bloßen Anhören natürlich abhanden, dennoch gehört Sharpays sehr eigene, überdrehte Plastik-Traumvorstellung von den Brettern, die die Welt bedeuten, zu den Highlights des Albums. Ich warte übrigens weiterhin auf eine Modekollektion basierend auf diesen zwei Figuren... Nur falls das jemand von Disney lesen sollte...
Dass ich Gefallen an den exzentrischen, extrovertierten und extrem seltsamen Gebarden der Zwillingsgeschwister finden werde, war ja klar, viel überraschender ist, dass mir sogar Can I Have This Dance, den zweiten "Troy + Gabriella"-Song des Films und Albums zusagt. Im Kino muss ich zugeben, dass ich das Lied bloß nett fand, allerdings lag es auch ein wenig an meiner Vorfreude auf weitere verrückte, übertriebene Szenen. Nach Sharpays Vision ihrer Zukunft war ich halt angefixt.
Mittels des Soundtracks konnte ich dem Lied eine faire Chance geben, und konnte erkennen, dass es eine schöne, romantisch-süße Ballade ist. Herzen wird sie nicht zum schmelzen bringen, doch zum wohligen schwärmen reicht es definitiv. Und das ist schon wesentlich mehr, als ich einem neuen Liebeslied zwischen den beiden zugetraut hätte.
Und schon ist es Zeit für A Night To Remember... Das Lied ist nicht nur mein absoluter Liebling im Film bzw. auf dem Soundtrack, meine Zuneigung für diesen Song erschreckt mich mittlerweile selbst. Ich finde ihn richtig, richtig, super, er hebt sich für mich meilenweit vom restlichen HSM-Phänomen ab. Stylisch, witzig, vorrantreibend und zugleich emotional, elegant, ja, erhaben. Noch besser wird das Lied nur mit der zugehörigen Sequenz.
Toller Hut! Tolle Krawatte! Ehrlich! Und wie nennt sich diese Farbe? Pfirsich-Cremé? Und wer sagt, dass meine Bildunterschriften langsam vorhersagbar werden?
Mit Just Wanna Be With You dürfen sich Troy und Gabriella ein drittes Mal im Laufe des Films bzw. des Albums anschmachten, und an sich ist das Lied in dieser Form ganz netter Durchschnitt. Die Einleitung dieses Tracks dagegen (gesungen von zwei ganz anderen Charakteren) ist super und was aus dem Lied einige Szenen bzw. Tracks später gemacht wird ist super witzig und zugleich schön anzuhören.
Somit sind wir dann bereits bei The Boys Are Back in seiner Filmfassung angelangt. Größtenteils trifft auf die ja das selbe zu, wie auf die US5-Version. Ich könnte höchstens hinzufügen, dass die Filmversion etwas spielerischer klingt und mir deshalb etwas besser gefällt. So oder so aber ein überraschendes Highlight des Films.
Ähnlich überraschend auch das nächste Lied, Walk Away, gesungen von Vanessa Hudgens als Gabriella. Ihre "Ich bin meine eigene Frau und treffe gerade die logischste und intelligentese Entscheidung in der Menschheitsgeschichte"-Songs aus High School Musical 1 & 2 waren allesamt erzwungen und bemüht, zu sehr auf die zu vermittelnden Gefühle ausgerichtet, als dass sie einen tatsächlich mitnehmen könnten (ganz besonders der in Teil 2). Somit rechnete ich bereits mit dem schlimmsten, doch dieser soulig-rhythmische Song lässt sich ganz gut hören. Ein wenig zu lang geraten ist er, aber sonst ganz nett.
Und so zieht sich die Reihe der schockierend guten Songs weiter. Auch Scream dürfte, wenn man sich die Vorgänger ansieht, nicht funktionieren, tut es aber. Das Lied bedient sich großzügig an modernem Pop-Rock und verleiht Troys zweitem Solo in der Filmreihe eine kraftvolle, verzweifelte Atmosphäre. Scream reißt mit, ist (trotz manch etwas offensichtlicher Textstellen) ganz klug aufgebaut und funktioniert außerhalb des Filmkontext auch sehr gut als stimmungsvoller und cooler Song. Troys peinlicher Ausdruckstanz auf dem Golfplatz aus Teil 2 ist hiernach schon fast vergessen.
Es folgt mit dem 7:44 Minuten langen Track Senior Year Spring Musical der größte Song der HSM-Geschichte. Das aus mehreren Songs des Films bestehende Medley beginnt mit einer schönen, klassisch angehauchten kurzen Balladenversion des aus dem Film (und Album) geschnittenen Songs Last Chance, die Lust auf mehr macht. Über den Sinn, das gesamte Medley auf CD zu pressen werden sicherlich manche streiten. Im Film macht diese Sequenz viel Sinn, und ich fände es schade, wenn die Musik aus ihr nur gekürzt oder sogar überhaupt nicht auf dem Soundtrack zu finden ist. Wer sich über das zweifache verwenden der Songs aufregen möchte, sollte sich daran erinnern, dass dieser Soundtrack circa 13 Minuten länger ist als die CDs der Vorgänger und dabei auch ganz ohne Karaokeversionen auskommt, worauf sich ja noch der erste Soundtrack stützen musste. Außerdem ist die hier zu hörende Fassung von Just Wanna Be With You um einiges fetziger, flotter und spritziger als die erste Version und allein schon Ryans (Lucas Grabeels) aus vollem Halse und mit ganzer Leidenschaft dahingeschrieene Reprise von I Want It All gibt diesem Track eine Daseinsberechtigung. Die Reprise von A Night To Remember ist ebenfalls sehr eigenständig und gibt dem Lied eine unterhaltsame Wende, auch wenn man dafür vielleicht doch bereits den Film gesehen haben sollte.
Während wir uns dem Ende des Albums nähern, wird We're All In This Together im Graduation Mix dargeboten. Der Finalsong des ersten Teils kann in dieser langsamen Version schon eine kleine Gänsehaut auslösen, ist mir auf dem Soundtrack aber doch zu lang, die anfängliche Wirkung verfliegt innerhalb der über vier Minuten. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.
Das Album schließt dann mit dem einfallsreich betitelten High School Musical (kein Scherz, das Lied heißt so) und somit leider mit einem schwachen Song. Er ist viel zu blank und makellos fröhlich, hat keine Konturen und ist recht identitätslos, auch wenn er in der letzten Minute dank sich vom Rest des Songs unterscheidender Instrumentierung an Drive und Persönlichkeit zunimmt. Mein Problem mit dem Lied ist, dass der Abschluss des Refrains wie ein Disneyland-Paradensong klingt. Das ist zwar eine sehr schöne heitere Stilrichtung, wenn man sich eine Parade ansieht, zum Film passt es nicht wirklich, obwohl sie eine gewisse Grundfröhlichkeit gemeinsam haben. Während der Disneyland-Paraden wird aber nicht ununterbrochen "Disneyland Resort Paris, Disneyland Resort Paris, Disneylaaaaand Resooooort... Paaaaaahaaaariiis!" gesungen. Wäre mir auch etwas zu sektenhaft.
Der im Abspann zu hörende Song Just Getting Started von Castingshow-Gewinner Stan Carrizosa ist übrigens nicht auf der CD zu hören.
Von zwei schlechteren Songs abgesehen ist der Soundtrack von High School Musical 3: Seniro Year überraschend gut. Er meistert den Spagat zwischen Musicalsound und Pop, jungem und altem Publikum unerwartet selbstsicher und beendet die (ursprüngliche?) High School Musical-Trilogie mit einem krönenden Tusch.
Für nur einen geringen Aufpreis gegenüber der Single-Edition konnte ich übrigens die Special Edition in stabilem Pappschuber und mit Bonus-DVD erwerben. Auf dieser befindet sich neben dem Musikvideo zu Now Or Never ein ausführliches, über 35 Minuten (!) laufendes Making of. Nacheinander werden alle größeren Tanzsequenzen beleuchtet und die endgültigen Filmsequenzen mit den Proben und Filmaufnahmen verglichen, während Cast und Crew die inhaltliche Funktion der Szenen und die Gedanken hinter ihnen erläutern. Über den Filmschaffungsprozess wird man hier nur wenig lernen, doch wer gerne Mal sehen wollte, wie sich aus einem Notenblatt und in Traingsklamotten gezwängten Schauspielern eine gigantische Kinomusicalnummer entwickelt sollte seinen Spaß mit dem Making of haben. Das Bonusmaterial-Rad wird hiermit längst nich neu erfunden, allerdings ist esinformativer als die Extras auf den Single-Disc-DVDs der ersten zwei Filme.
Fazit: Ich weiß immer noch nicht, wie Disney, Kenny Ortega, die Songautoren und der Rest des HSM-Teams dieses Kunststück vollbracht hat, doch HSM 3: Senior Year ist ein guter Film mit einem tollen Soundtrack der ins Ohr geht und dort auch länger bleiben darf. So wenig man es auch begreifen kann.
Vielleicht hat sich Disney ein paar Feen und Elfen geschnappt, kleingeheckselt und auf alle Film- und Soundtrackkopien von HSM 3 gemischt. Das würde die plötzliche Faszination plausibel und wissenschaftlich erklärbar begründen. Zudem würde es erklären, warum die Figuren in Tinker Bell so leblos wirken.
Siehe auch: Die Rezension zum Film
1 Kommentare:
Um mal deine Frage auf Bild 2 zu beantworte, worauf ich mehr guckte: Ihre Schenkel xDDD
Nein, tolle Rezension, HSM 3 hat mich ja auch sehr positiv überrascht, ich konnte Nachts vor Angst nicht mehr schlafen! Das der Soundtrack so gut geworden ist freut mich zu hören, vielleicht liege ich ihn mir zu...
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