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Samstag, 29. November 2008

"Golden Globe"-Kampagnen und mehr von "WALL•E" und "The Dark Knight"

Die Oscar-Werbeanzeigen scheinen sich bei euch bester Beliebtheit zu erfreuen, und das nicht zu Unrecht. Irgendwie ist es doch auch fazinierend, welche Filmszenen die Studios für würdig erweisen, ihren Film einemanspruchsvollem Publikum schmackhaft zu machen. So schmackhaft, dass sie ihn bei wichtigen Filmpreisen nominieren und am besten auch wählen.

Die meisten Anzeigen richten sich tatsächlich gezielt auf die Oscar-Verleihung, doch auch für den Golden Globe lassen die Studios einige Dollar springen.
So auch Warner Bros., die für The Dark Knight ein nachdenkliches, heroisches und aufgrund Batmans Umgebung auch deprimierendes Bild aus Nolans Film wählten, um ihn den Juroren in mehreren Kategorien, darunter Bester Film (Drama) und Beste Musik, vorzuschlagen. Im Gegensatz zum Oscar ist hier die Musik von Hans Zimmer und James Newton Howard nämlich nicht disqualifiziert.


Im Gegensatz zu Disney, die (zumindest in dieser Anzeige) offen ließen bei welchen Filmpreisen High School Musical 3, richtet Universal seine Energie bezüglich Mamma Mia! direkt auf die "Bester Film (Musical oder Komödie)"-Kategorie der Globes. Ob es zum Sieg reicht möchte ich nicht beurteilen, doch da dieses Jahr im Bereich der anspruchsvollen Komödien rar gesät war, rechne ich dieser verfilmten Endorphinüberdosis hohe Chancen auf eine Nominierung an.

Und da die Serie mehrere Globes gewann, kann man sich wohl leider nicht zurücklehnen und hoffen, dass diese Werbeanzeige hier ins Leere läuft:

Diese Burn After Reading-Anzeige zielt zwar nicht direkt auf die Globes, doch dort sollte die verschrobene Komödie der Coen-Brüder am ehesten mitmischen können. Für die Oscars reicht es meiner Meinung nach nicht wirklich. Für die eventuell eintretenden, bunten Pop-Oscars ist er zu zynisch, und für eine "normale" Oscar-Saison zu schräg.

Und zum Abschluss eine weitere WALL•E-Oscaranzeige, die sehr geschickt ein perfekt erlesenes Kritikerzitat einsetzt:
The Director, Andrew Stanton, has conjured up a tender, comical Love Story between two robots whose feelings for each other seem as nuanced and depp as any you're likely to encounter these days in Live-Action Drama.


Oder kurz gesagt: WALL•E ist so gut, wie ein modernes Spielfilm-Drama. Also behandelt den Film gefälligst auch so wie eins.

Recht so. Überhäuft den kleinen Roboter mit Statuetten. Wenn Shakespeare in Love ein "Bester Film" bei den Oscars ist, dann ist es dieser hier schon lange!

Mehr zum Thema:

Morricone komponiert doch nicht für die Basterds


Ein Cinefacts-Mitglied machte darauf aufmerksam, dass die vor wenigen Wochen angekündigte Zusammenarbeit zwischen Tarantino und Ennio Morricone aus terminlichen Gründen wohl auf Eis gelegt werden muss.

Das ist wirklich schade, und nun stellt sich die Frage, ob Tarantino auf einen anderen Komponisten zurückgreifen wird (nochmal Rodriguez vielleicht), oder ob Tarantino bei Inglourious Basterds komplett auf "Archivmaterial" zurückgreifen wird.

Dienstag, 25. November 2008

Warner stellt "The Dark Knight"-Soundtrack gratis online

Dem Joker geht es nicht ums Geld

Benötigt ihr zufälligerweise neues Klangfutter für eure Ohren, wenn ihr am PC Hausaufgaben macht, Protokolle schreibt oder den Feierabend mit kurzen Chats beginnt? Oder überlegt ihr euch gerade, ob es sich lohnt, den The Dark Knight-Soundtrack auf die Weihnachtswunschliste zu setzen?

Dann könnt ihr euch Warner Bros. ab sofort kopfüber, gratis und legal in den düsteren und packenden Score von Hans Zimmer und James Newton Howard stürzen: Auf der For Your Consideration-Webseite des Filmstudios könnt ihr euch die gesamte Soundtrack-CD in sehr guter Qualität anhören.
Eigentlich ist dieser Service primär für Filmjuroren gedacht, doch da er für jeden Internetbenutzer frei zugänglich ist, spricht nichts dagegen bei der Arbeit am PC zumindest akustisch nach Gotham zu reisen.
Der Score von The Dark Knight gehört meiner Meinung nach zu den besten dieses Jahres und er steht definitiv auf meiner musikalischen Prioritätenliste. Bis ich ihn mir besorgen kann, werde ich regelmäßig auf Warners Webseite vorbeisurfen.

Dass Warner den Soundtrack von The Dark Knight so offensiv nutzt mag vielleicht einige verwundern, schließlich wurde er erst kürzlich für die Acadamy Awards disqualifiziert. Jedoch ist er noch immer beeindruckend und versetzt die Besucher der Seite in die richtige Stimmung. Zumal es neben dem Oscar ja noch andere Auszeichnungen gibt...

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Montag, 24. November 2008

Ich könnte Ihnen da eine gut abgedunkelte Fledermaus empfehlen...

WALL•E und dessen Oscar-Kampagne habe ich euch bereits mehrfach nahe gebracht, und es ist an der Zeit, euch jetzt mit den Anzeigen für The Dark Knight vertraut zu machen. Im Gegensatz zu Disneys Versuch, High School Musical 3 ins Golden Globe- und Oscar-Rennen zu bringen, schließen Warners Werbeaufrufe für Nolans Batmanfilm nahtlos an die düsteren und stilleren "For Your Consideration"-Anzeigen der letzten Oscar-Saison an.

Vornehmlich informativ war die erste Werbeanzeige, die Jurymitglieder auf spezielle IMAX-Vorführungen aufmerksam machte. Die dahinterstehende Absicht ist offensichtlich: The Dark Knight beinhaltet einige extra für dieses Mega-Breitbildformat gedrehte Szenen, die nur im IMAX ihre volle Wirkung entfalten können. Je mehr Stimmberechtigte den Thriller in diesem Format sehen, desto größer sind die Chancen auf Nominierungen für die Kamera oder auch die Regie. Ganz zu schweigen, dass der gesamte Film gleich viel epochaler und eindringlicher wirkt, wenn man ihn im Kino sieht, und nicht auf einer extra für Jurymitglieder erstellten DVD mit lästigen Wasserzeichen...

Taktisch außerordentlich klug ausgewählt ist das Kritikerzitat auf dieser auf Internetseiten geschalteten Werbeanzeige, das (ohne das Wort "Comic" zu erwähnen) betont, wie sehr sich The Dark Knight von seiner Vorlage entfernte und weiterentwickelte. Die Charaktere reißen das Publikum mit, sind also dreidimensional. Somit möchte Warner die Vorurteile mancher Juroren gegenüber Comics aus dem Weg räumen. Dass das Zitat sogleich noch die Darsteller, die Regie und die Technik lobt soll im gleichen Atemzug die Chancen in eben diesen Kategorien verbessern...
Nicht umsonst steht hier das Zitat an der präsentesten Stelle.

Ganz anders diese Anzeige. Sie konzentriert sich auf Heath Ledger und die Empfehlung, ihn in der Nebendarstellerkategorie auszuzeichnen. Statt einen typischen "Poster Shot" zu wählen, auf dem Ledger frontal in die Kamera guckt, am besten noch möglichst grimmig, sehen wir ihn mit geneigtem Haupt, wie er seine Clownsmaske vom Kopf zieht, um darunter seine Schminke zu enthüllen. Es ist ein beeindruckendes und beklemmendes Bild, ohne übertrieben zu sein. Eher ist es ein bescheidenes, zurückhaltendes Motiv.


Die DIN A4-Seite voller Zitate sollte für sich alleine stehen können, oder?

Das Titelblatt der Variety-Ausgabe von letztem Montag. Keine Schriftzüge. Keine Zitate, kein Logo. Nicht einmal ein Kategorienvorschlag. Einfach nur die omnipräsente Figur des Jokers, die am helllichten Tag auf der Straße steht.
Ein Bild, das sich im Gedächtnis festsetzt und den Film zusammenfasst, ohne die publikumsorientierten Tricks der Posterästhetik anzuschneiden.

Aber wird das ein elitäres Klientel zum wählen überreden?

Mehr dazu:

Donnerstag, 20. November 2008

"Where The Wild Things Are" - Jonze äußert sich endlich

Spike Jonzes Kinderbuchadaption Where The Wild Things Are musste schon einiges durchleiden, bevor er überhaupt offiziell in Produktion ging. Nach Start der Dreharbeiten fand die ungewöhnliche Arbeit des Being John Malkovich-Regisseurs jedoch keine Ruhe, ganz im Gegenteil.
Eine katastrophale Testaufführung soll mehrere Kinder im Publikum völlig verstört haben, kurz darauf orderte das produzierende Studio Warner Bros. Neudrehs an (siehe diese zwei Artikel). Schnell weckte diese Meldung Fans von Jonze und erwachsene Kinogeeks, die nun vor Neugier platzten und unbedingt genau diese verängstigende Fassung sehen wollten.

Zwischenzeitlich wurde es wieder ruhig um Where The Wild Things Are, doch jetzt bricht Spike Jonze das Schweigen. In einem sehr ausführlichen Interview mit Moriarty von Ain't It Cool News spricht er über seine Vision, den ungewöhnlichen Drehprozess und die Bedeutung, die das Kinderbuch für ihn hat.

Zentraler Punkt ist, dass Warner Bros. sich mittlerweile mit Jonzes Vision anfreunden konnte. Das Studio habe laut ihm etwas völlig anderes erwartet, doch jetzt habe es den Film akzeptiert, wie er ist.
Ein paar Neudrehs gab es wohl dennoch, die seien allerdings tatsächlich zum verbessern des Films dagewesen, durch diese Drehs bekam Jonze mehr Budget und Zeit für seine erwünschte Fassung.

Mittwoch, 19. November 2008

Disneys 3D-Ära: Von Piraten, Biestern und dem Wunderland

Um ehrlich zu sein: In 3D bist du nicht viel hübscher, Bill...

Dass sich Walt Disney Pictures ziemlich in die neuen 3D-Technologien verschossen hat, wissen wir schon länger. Die regelmäßige Neuaufführung von Nightmare before Christmas und die 3D-Einsätze von Himmel und Huhn, Triff die Robinsons und Bolt sind klare Indizien, und die Ankündigung sämtliche Pixars ab einschließlich Up! in 3D zu veröffentlichen spricht eine noch deutlichere Sprache. Nicht zu vergessen die nahenden 3D-Neuaufführungen von Toy Story 1 & 2.

Disneys 3D-Pläne sind mittlerweile noch umfangreicher geworden.
Die Bruckheimer-Actionkomödie G-Force, die Realfilm mit mehreren CG-Charakteren verquickt, wird zwar mit normalen Kameras gedreht, soll jedoch in der Postproduktion in einen 3D-Film umgewandelt werden, ähnlich wie Tim Burtons Alice im Wunderland, der als 3D-Film angekündigt wurde. Da auf den Sets allerdings laut 3D-Blogger Market Saw noch keine 3D-Kameras gesichtet wurden, wird Disney auch hier offensichtlich auf die Postproduktion setzen.

Mark Zoradi, der Präsident der Walt Disney Motion Pictures Group, kündigte unterdessen an, Die Schöne und das Biest 2009 oder 2010 als 3D-Film neu zu veröffentlichen. The Hollywood Reporter zitiert in einer dazugehörigen Meldung den Produzenten Don Hahn: "[By] using the separate background, effects and character animation elements, we're able to come up with a fun and unique 3-D experience for existing and new fans of the film."
("Wir verwenden die einzelnen Hintergründe, Effekte und Elemente der Charakteranimation, und sind so dazu fähig, eine spaßige und einmalige 3D-Erfahrung für neue und alte Fans des Films zu erschaffen")

Variety mutmaßt unterdessen, dass der vierte Pirates of the Caribbean-Film auch einen Schritt in die nächste Dimension unternehmen könnte.
Wenn ja, so möchte ich eine weitere Mutmaßung hinzufügen: Wiederaufführungen der ersten drei Teile sind in dem Fall wohl nicht auszuschließen, so wie Disney und Pixar es schon mit Toy Story machen.

Dienstag, 18. November 2008

Die unglaubliche Oscar-Musik

Musikalisch sollte die kommende Oscar-Verleihung ausgesorgt haben. Denn niemand geringeres als Michael Giacchino wird die Verantwortung für die Musik am großen Abend übernehmen und dazu noch das Orchester dirigieren, wie Variety bekannt gab.

Giacchino ist einer der coolsten momentan aktiven Filmkomponisten und hat eine sehr nostalgische, jazzig-groovige Handschrift, die vor allem in seinem von Blechbläsern betontem Score für Die Unglaublichen zum tragen kam. Weitere Engagements des sich an der alten Schule (aus einer Zeit vor digitalen Aufnahmeprozessen) orientierendem Komponisten waren der Oscar nominierte Score zu Ratatouille, die sich über die Jahre enorm verbessernde Musik in Alias und die schaurige Klanguntermalung für Lost.

Giacchino könnte dem glamourösen Abend endlich eine deutlich erkennbare, musikalische Richtung vorgeben, und seine Ankündigung, nostalgische Gefühle wecken zu wollen, weckt in mir tatsächlich Vorfreude auf die Verleihung an sich, und nicht blkoß auf die Bekanntgabe der Gewinner. Nun muss nur noch ein guter Moderator her...

A Night To Remember

Außerdem beginnt langsam das große Rätselraten um die Song-Kategorie, und wieder einmal sind die Disney-Studios das interessanteste Mitglied in der großen Oscar-Truppe. Letztes Jahr steuerte Verwünscht gleich drei von fünf Songs bei, und auch dieses Jahr könnte Disney einen Löwenanteil für sich beanspruchen.
Wenn auch nicht ein weiteres Mal dank einem einzelnen Film. Nachdem Verwünscht und Dreamgirls zwei Jahre nacheinander mit je drei Songs die Song-Kategorie für sich vereinnahmten (und dennoch nicht siegreich nach Hause gingen), änderte die Acadamy die Regeln. Nun darf ein Studio zwar für jeden Film beliebig viele Lieder einreichen (sofern sie die altbekannten Bedingungen erfüllen), doch maximal zwei können letztlich nominiert werden. Neu ist auch die Regel, dass nur noch der erste Song aus dem Abspann nominiert werden kann. Würde in WALL•E vor Peter Gabriels Down To Earth ein anderer Song im Abspann laufen, so könnte Gabriels Lied nicht am Oscar-Rennen teilnehmen.

Disneys bisherige Bemühungen, aus den Oscar-Angeboten anderer Studios herauszustechen, ist faszinierend. Auf der an Jurymitglieder von Filmpreisverleihungen gerichteten Disney-Webseite stellt das Studio seine diesjährigen Filme vor und erwähnt, wann Vorstellungen für dieses spezielle Publikum stattfinden. Im Laufe der Saison werden auch explizitere Vorschläge für das Wahlverhalten gemacht, derzeit listen die Studios üblicherweise sämtliche möglichen Kategorien auf. Subtil wird dennoch versucht, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. So wird die WALL•E-Kampagne, die "Best Picture and Best Animated Feature" herraussticht fortgesetzt.

Bemerkenswert ist, dass Disney die Informationen für Bolt, High School Musical 3: Senior Year und WALL•E aktualisierte, nicht aber die für Miracle at St. Anna und Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian. Abgeschrieben sind die Filme noch nicht, worauf Disney seine Energie und Erwartungen konzentriert wird trotzdem schnell klar.

Aus allen HSM 3-Songs wählte Disney bereits vier Songs aus und reichte sie der Acadamy ein, die restlichen Lieder erfüllen (mit Ausnahme der neuen Version von We're All In This Together) zwar rein theoretisch auch die Qualifikationsbedingungen, fallen nun aber durch den Schritt Disneys, sie nicht einzureichen, heraus. Somit möchte Disney sicherlich die Chancen für die vier (eingereichten) Songs I Want It All, A Night to Remember, Scream, und Can I Have This Dance? erhöhen und einer Stimmenverteilung auf sämtliche Lieder des Films vermeiden. Womöglich bezweckt Disney auch, das Lieder-Repertoire so mehr auf die Oscar-Jury zu zuschneiden. Die poppigeren Lieder The Boys Are Back und Now or Never hätten eh geringere Chancen, und die restlichen Verbliebenen sind eh schwächere Glieder des Films.

Sollte High School Musical 3: Senior Year etwa wirklich die Transformation zu den Pop-Oscars abrunden? Es ist nicht auszuschließen, und wenn nicht HSM 3, so gibt es ja noch Disneys Bolt, der sich noch zweifach Hoffnungen macht. Einer der zwei Songs wird von Miley Cyrus zusammen mit John Travolta gesungen (der sich bereits als Cyrus-Fan outete und sie mit seiner Grease-Partnerin Newton-John verglich). Und was entscheidender ist: Cyrus hat an dem Song auch mitgeschrieben, was der 16-jährigen einen Oscar einbringen könnte (ohne das Lied zu können, schaudert's mir schon vorbeugend...).
Nach der Ehre, dafür gesorgt zu haben, dass Travoltas Tochter ihren Pappi endlich als Star anerkennt, ist ein Oscar für sie wohl der höchste Ritterschlag (dank an Wild Bill für die Info).

Disneys ruhigster Song des Jahres ist der bereits genannte Schlussong für WALL•E. Eigentlich mag die Acadamy Lieder aus dem Abspann nicht so sehr, doch da WALL•Es Abspann zur Erzählung dazugehört und Pixar schonmal einen Oscar für den Abspann rausholte, könnte Disney einem weiteren Genesis-Sänger zu höheren Filmweihen verhelfen.

Drewamworks Animation versucht es ebenfalls sehr poppig und schickt Hans Zimmer zusammen mit Black Eyed Peas-Mitglied will.i.am für Madagascar 2 ins Rennen. Und der Oscar-Buzz für Another Way To Die will auch nicht abreißen. Könnte einer der umstrittensten Bond-Songs tatsächlich einer der wenigen werden, der sich eine Oscar-Nominierung ergreift?

Oder setzen sich wieder Lieder aus Independent-Filmen durch? Fox Searchlights Sportdrama The Wrestler konnte sich immerhin Bruce Springsteen für einen Song schnappen...

Mehr zum Thema:

Mein Verhältnis mit der Maus

Der Mausestro. Der Dirigent Disneys. Meine Damen und Herren: Micky Maus!

Heute vor achtzig Jahren feierte ein fast achtminütiger, schwarz-weißer Cartoon seine Weltpremiere. Dass noch heute über dieses Ereignis berichtet wird, hat der Kurzfilm seinem für damalige Verhältnisse bahnbrechenden Einsatz des Tons zu verdanken. Die Tonspur wurde so gewitzt und technisch makellos mit dem wilden Cartoongeschehen synchronisiert, dass sich bis heute harktnäckig der Irrglaube hält, dieser Film wäre der erste vertonte Zeichentrickfilm, ja, sogar der erste Tonfilm überhaupt gewesen.
Wahrscheinlich wäre dieser Trickfilm trotzdem längst in Vergessenheit geraten, wären die Köpfe hinter ihm nicht so klug gewesen nach dem einschlagenden Erfolg flux die zuvor produzierten, stummen Cartoons Plane Crazy und The Gallopin Gaucho auf gleiche Weise zu vertonen und in Windeseile zahlreiche weitere Filme mit der Hauptfigur zu produzieren. Von 1928 bis 1937 erschienen 74 Schwarz-Weiß-Cartoons mit ihr, und der hohe Einfallsreichtum der Filmchen mit grpßer Gagdichte machte aus ihr die populärste Cartoonfigur. Spätestens, als ihre Macher das Merchandising-Geschäft für sich entdeckten und eine Armbanduhr mit der kleinen Cartoonfigur durch die hohe Nachfrage eine ganze Firma vor dem Ruin rettete, wurde diese Figur unsterblich.

Micky Maus wurde in den Jahren nach seinem Debüt in Steamboat Willie zum perfekten, wahren Beispiel für den amerikanischen Traum. Sein Erfinder Walt Disney stieg vom Farmerssohn zum König des Zeichentrickfilms und zum kreativen Übervater Hollywoods auf, der international gefeiert wurde. Schon früh war Micky mehr Symbol als Charakter, mehr Markenzeichen denn einvernehmender Leinwandheld. Allerdings waren seine frühen Cartoons so stark, dass Micky trotzdem lange Zeit als Überfigur behandelt wurde.

Mitschuld an Mickys Scheitern war sein Erfolg: Micky wurde so beliebt und allgegenwärtig, dass Eltern befürchteten, ihre Kinder würden die frechen Spielereien der eigentlich so lieben Maus nachstellen. Micky musste weichgespült werden, um seine Rolle als die Trickfilmfigur der Trickfilmfiguren, als Repräsentant der Disney-Studios gerecht zu werden.
Die konsequente Folge: Neben ihm agierten neue, kantigere Figuren. Die ungleich mehr Charme auf die Zuschauer ausübten und beliebter wurden.

Ich möchte Micky hiermit keinesfalls sämtliches Charisma absprechen und ihn als leeres Blatt bezeichnen. Micky ist schon eine eigene Marke und er hat sich so seine eigene Fangemeinde aufbauen können, zweifelsfrei. Aber die Figur Micky steht zweifelsfrei im Schatten des Symbols Micky Maus. Und da Mickys Charakter eh schon recht schwammig definiert ist, ist es für ihn schwerer, solche passionierten Fans anzulocken, wie sie seine Leinwandkollegen Goofy, Pluto und Donald haben. Erst Recht mit zunehmendem Alter der Cartoonzuschauer. Immer wieder heißt es in der Sekundärliteratur, dass Micky es bei Kindern noch relativ leicht hat. Er ist charmant, sieht liebenwürdig aus und hat was auf dem Kasten. Erwachsene dagegen sympatisieren eher mit dem Anti-Helden Donald, den unperfekten Tölpeln Goofy und Pluto oder den im Mittelpunkt ungleich komplexerer Ereignisse stehenden Protagonisten der Disney-Meisterwerke.

Ähnliches spielte sich hinter den Kulissen ab: Sobald Donald Solo-Cartoons spendiert bekam, wollten die Disney-Animatoren und -Regisseure viel lieber mit ihm arbeiten als mit Micky Maus. Die Donald-Cartoons versprachen abwechslungsreichere Arbeit, da Donalds Charakter facettenreicher und vor allem wilder ist als der von Micky.
Gerüchte besagen, dass Walt Disneys Frau Lillian Donald genau deshalb gehasst haben soll. Angeblich ertrug sie nicht, dass eine freche und laute Figur das sanftere Alter Ego ihres Mannes und den Grundstein dessen Erfolgs überflügelte.
Auch Pluto war bei vielen Animatoren beliebter als Micky, da sie ihn als eine kunstvolle Herausforderung sahen. Pluto erforderte weil er stumm war eine viel detailliertere, ausdruckskräftigere Animation als die anderen klassischen Charaktere, und so gilt für viele Animationshistoriker sein Kampf mit dem Fliegenpapier in Playful Pluto als die Geburt der Charakteranimation.

Kleine Maus spielt mit großem Sternenhimmel

Der aufgrund dessen gestartete Versuch, Micky Maus aus dem Schatten seiner Leinwandkollegen herauszuholen, ist geradezu charakteristisch für seine Leinwandkarriere: Für den Kurzfilm Der Zauberlehrling sah Disney vor, seiner wohl wichtigsten Schöpfung die aufwändigsten Effekte zu spendieren, ihn in einer leinwandfüllenden Rolle das Publikum verzaubern lassen. Dieses Projekt wurde so kostenspielig, dass ein gesamter Konzertfilm aus ihm wurde, um es irgendwie rentabel zu machen. Doch Mickys Segment sollte weiterhin das Herzstück bleiben, die Neugeburt einer Trickfilmlegende.
Der Auftritt der Maus in Fantasia spielt die Stärken der früheren Maus-Cartoons neu aus. Seither lernten die Disney-Studios dazu, die Filmtechnik entwickelte sich weiter, die finanziellen Möglichkeiten waren ungleich größer. Ein wenig mutet es an, als hätte man Micky die modernere und epochale Variante seiner alten Rolle in die Hände gelegt. Die Spießer-Maus durfte wieder ein wenig Schabernack treiben, charakterliche Schwächen wie Übermut, Zorn und Faulheit zeigen. All dies jedoch mit spielerischem, undschuldigem Witz, Micky war kein Frechdachs, er war nur der Macht des Zauberhutes nicht gewachsen.

Formell ist dieses Fanatsia-Segment ebenfalls eine verbesserte Abwandlung der älteren Kurzfilme: Er begeistert aufgrund der sämtliche Konkurrenz überragenden Animation (wobei Fantasia im Gegensatz zu den Cartoons der 20er und früheren 30er noch heutzutage als Maßstab gültig ist), einer optimalen Inszenierung sowie seinem unvergleichlichem Musikeinsatz, der an Perfektion grenzenden Synchronität von gezeigtem und hörbarem. Der Zauberlehrling ist in seiner Bildgewalt und musikalischen Sprachfähigkeit unbestritten anspruchsvoller, als die alten Slapstick-Cartoons in Schwarz und Weiß, für Micky ändert sich dadurch aber nicht viel. Worauf ich hinaus möchte ist nämlich, dass Micky in vielen seiner größten Filmmomente rein theoretisch austauschbar wäre. Der Zauberlehrling funktioniere auf erzählerischer Ebene mit vielen anderen Disneyfiguren genauso gut, lediglich Mickys Ruhm und seine Stellung in den Disney-Studios beeinflusst im Falle von Fantasia bei den Zuschauern das Seherlebnis auf einer unterbewussten Ebene.
Es ist nicht unmöglich mit Mickys als Protagonisten gute Filme zu machen, nur erklärt sich deren Klasse dann mehr durch die Inszenierung, als durch den Charakter der Hauptfigur. Diese Cartoons sind dann wegen der Handlung, den Pointen, der Regie oder ihrer Musikwahl so großartig.
Vor allem der frühe, frechere Micky könnte eigentlich nahezu jede andere Figur der damaligen Zeit sein. Sie alle trieben bunten Schabernack. Und der spätere Micky ist vornehmlich ein Allerweltsspießer. Er könnte jederman sein, zugleich allerdings auch niemand - zumindest meiner Meinung nach. Andere sehen in seiner simplen Charakterdefinition, die nur ein paar Grenzen vorgibt, sicherlich Potential für eine leichtere Identifizierung. Möglich wäre es. Bei mir funktioniert das aber nicht.

Dies gilt übrigens sowohl für den Cartoon-Micky, als auch für den Comic-Charakter. Auch in den Comics sehe ich Micky als zu ungeschliffen an. Er ist eine gute Seele mit Grips, mehr Eigenheiten sehe ich bei ihm nicht, und auch wenn es in Literatur und Film ähnlich undefinierte Figuren gibt, so gelingt es bei manchen von diesen, dass es sich bei ihnen zu einem Vorteil wandelt, nicht jedoch bei Micky.
Ich gehe so weit zu sagen, dass viele der Micky-Comicjünger die mehr Micky-Geschichten im Lustigen Taschenbuch fordern, eigentlich bloß mehr Geschichten im Stile der älteren Micky-Abenteuer und -Krimis lesen möchten. Manchen geht es sicherlich auch um die Figur, die meisten dagegen werden wohl nur wieder diese Qualität in den Comics haben wollen. Das ginge rein theoretisch mit vielen anderen Figuren.
Ob de Vita, Cavazzano oder Murry, unter ihrer Feder entstanden großartige Maus-Geschichten. Aber selbst die größten dieser Comics sind "bloß" wegen der toll geschriebenen Geschichte und den gelungenen Zeichnungen so großartig. Ich sehe in ihnen, sofern Micky der Dreh- und Angelpunkt ist, bloß keine Charakterstücke.
Das macht die Comics nicht schwächer. Dan Browns Romane etwa könnten ebenfalls allesamt mit einem neuen Protagonisten auskommen. Sie sind wegen der Verschwörungstheorien so populär, nicht etwa weil Langdon die packendste literarische Figur der letzten Dekaden ist.

Dass in Disneyforen so viele weniger Ducks und mehr Micky fordern ist nicht einer größeren Liebe zum Charakter geschuldet, sondern bei einem Großteil der Leute mehr einem verständlichen Wunsch nach Abwechslung sowie einer Überdrüßigkeit der schlechten Duck-Comics der vergangenen Jahre. Und das möchte ich ihnen nicht abspenstig machen, denn Micky ist eine ideale Figur für weniger charakterzentrierte Handlungen. Irgendein kluges Kerlchen muss in der Geschichte vorkommen und es klappt. Der Vorteil an Micky: Die meisten Krimigeschichten funktionieren deshalb sehr gut mit ihm im Mittelpunkt. Er passt sich sehr gut hinein, Donald dagegen wäre zu ungeduldig und impulsiv. Da müsste schon eine Phantomias-Geschichte her, was den Stil wieder verändere...

Vielleicht drücke ich mich etwas polemisch aus, wenn ich sage, Micky sei die Blankokarte, der mit ein paar Regeln ausgestattete Freifahrtschein, das gebe ich zu.
Dabei möchte ich Mickys Ruhm nicht beflecken. Es gibt gute Comics mit ihm, und auch gute Cartoons, und vor allem ist er schwer zu hassen. Manchmal nervt vielleicht seine Besserwisserei, doch eine waschechte Abneigung kann man gegen Micky kaum entwickeln. Man kann für ihn vielleicht Gleichgültigkeit empfinden, wenn man abgehärtet ist.
Vor allem sollte man vor Micky Respekt haben, denn seine Bedeutung für den Disney-Konzern ist nahezu unermesslich.

Mit Micky begann alles, und mit seinem Charme und seinem hohen Wiedererkennungswert steht er auch stellvertretend für Disneys Schaffen. Micky hat sich seine Position als Disney-Frontfigur verdient, was allerdings nicht bedeuten soll, dass man Micky auf diese Funktion beschränken sollte. Wie bereits erwähnt, kann man mit Micky gutes schaffen, und er hat es nicht verdient ein Schattendasein auf Briefköpfen und in Studiologos fristen zu müssen, ab und zu unterbrochen von Ausflügen ins Kinderprogramm. Und auch wenn Micky wegen seiner Gestaltung ein ideales Stofftier ist, darf er keineswegs nur durch solche Produkte weiterleben. Ja, Micky ist sozusagen der Teddy unter den klassichen Disneyfiguren (obwohl Winnie Puuh ihm in den letzten Jahren den Rang streitig macht), ideal zum knuddeln, süß und harmlos - ja, es ist seltsamerweise logisch, dass es mehr Merchandising von ihm gibt als von Donald, Goofy und Pluto, obwohl sie als Filmcharaktere beliebter sind. Design und Mickys Historie macht ihm zum optimalen Dekogegenstand. Das darf er gerne zusätzlich zu seiner eigentlichen Aufgabe als Comic- und Filmheld sein. Nur beschränkt sich Disney tragischerweise auf den ersten Part.

Der Prinz und der Bettelknabe zeigte zuletzt, wie man Micky auch in Zeiten der Disney-Trickfilmrenaissance treu seines Charakters behandeln kann (Micky Monstermaus sehe ich von der Stimmung her Mal als offizielles und herrlich-schräges Spaß-Fanprojekt, ohne die klassische Figur zu verletzen).
Es war eine zu ihm passende Geschichte, mit Micky funktionierte sie besser als sie es mit anderen Disney-Helden in den Hauptrollen hätte. Die Reduzierung auf einfache Charakterzüge, wie sie auf viele Figurne zutreffen könnte (fröhlich, nett, gewitzt), ohne zusätzliche Attitüden aufzuweisen ermöglichte es ihm, die altbekannte Geschichte, das freudige Wiedersehen mit ihm und seinen Freunden, das Drama und den Humor zusammenzuhalten. Micky war sozusagen das Bindemittel der einzelnen Elemente dieses Kurzfilmes, so wie er einst das beliebte Bindeglied zwischen Musik und Pointe war. Ja, so eine Charakterdefinition wird ihn als alleinstehende Figur nie mein Herz erobern lassen, und oft ist er austauschbar, doch für diese Stoffe ist er wie geschaffen.
Heute an seinem Geburtstag musste ich ihm wieder Erfolge solcher Natur wünschen. Damit er seine Würde wiedererlangt.

Denn eben diese von mir gelobte Eigenschaft Mickys verbindet ihn gewissermaßen mit seinem Schöpfer.
Walt Disney war alles andere, als ein begnadeter Drehbuchautor. Oder Regisseur. Geschweige denn ein Zeichner oder Finanzmann. Gute Güte, Walt Disney verprasste sein Geld Hals über Kopf für seine Träumereien. An normalen Maßstäben gemessen wäre er ein grausamer Leiter eines Filmstudios. Doch Walt Disney hielt seine Ideen und Mitarbeiter zusammen, wusste Talent richtig einzusetzen und hatte eine Vision. Letzteres kann man Micky nicht zwangsweise zusprechen, das gebe ich zu. Dafür schafft es Micky in seinen besten Filmen und die einzelnen Elemente irgendwie zusammenzubringen und in seinen besten Comic vereint er das Abenteuer und den spannenden Kriminalfall mit dem alltäglichen, der Hoffnung ein Jedermann (oder ein Niemand?) könne es ihm gleichtun.

In diesem Sinne möchte ich Micky vom ganzen Herzen alles Gute für die nächsten achtzig Jahre wünschen. Micky, du wirst nie zu meinen engsten Lieblingen gehören, doch du hast meinen ganzen Respekt verdient. Du bist das richtige Aushängeschild für Disney und ein Charakter, der sich von selbst nicht in den Vordergrund stellt und die Geschichte an sich reißt. Du bist ein dich anpassender Akteuer in großen Animationsmeilensteinen, hast Animation und Musik ineinander verschmelzen lassen. Setz deine Bosse mal wieder etwas unter Druck und lass sie dir etwas auf den Leib schneidern, dass seine Stärken betont!
Dann müssen wir beim nächsten Jubiläum nicht völlig in Nostalgie versinken.

Happy Birthday, und alles Liebe,

Sir Donnerbold

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Montag, 17. November 2008

Im Januar geht es weiter... L O S T!

Lang ist es her, als die deutschen Fernsehzuschauer das letzte Mal die mysteriöse Lost-Insel betraten. Doch endlich tut sich neues: ProSieben verriet endlich, wann wir uns die vierte Staffel der genialen Drama-Mystery-Abenteuer-Serie im deutschen Free-TV ansehen dürfen.

Leider müssen sich die Lost-Fans noch ein wenig gedulden. Erst am 12. Januar geht die nächste Staffel auf Quotenfang - und das um 22.15 Uhr. Dies ist eine Konsequenz der ernüchternden Einschaltquoten der zum Schluss in Doppelfolgen ausgestrahlten dritten Staffel.

Im Vorprogramm kommen laut Quotenmeter.de Die Simpsons und The Sarah Connor Chronicles.

Bester Trickfilm - Die Oscar-Anzeigen

Nicht nur WALL•E wirbt um Aufmerksamkeit, auch andere Trickfilme grinsen die Oscar-Jurymitglieder aus Branchenzeitungen heraus an. Während WALL•E auf sämtliche Kategorien hinweist und "Bester Film" und "Bester Trickfilm" betont, macht sich Dreamworks abseits der Trickfilmkategorie Hoffnungen in den Audiokategorien (Ton, Tonschnitt, Musik, Song). Disneys weißer Knuddelhund hechelt ebenfalls der Songkategorie entgegen, während Waltz With Bashir gerne (unter anderem) der beste Film, der beste Trickfilm und der beste ausländische Film wäre.





Na, welche Anzeige würde euch zum Wählen bewegen?

Sonntag, 16. November 2008

Del Toros hölzener Bengele

Guilermo del Toro tritt in die Fußstapfen Tim Burtons: Nach Comicadaptionen und künstlerischen, magisch-düsteren Kritikerlieblingen folgt nun ein von ihm erdachter und produzierter Stop-Motion-Trickfilm.
Wie die Variety bekanntgibt, arbeitet Del Toro für die Jim Henson Company an einer Pinocchio-Adaption. Allerdings wird er nicht Regie führen, dies übernehmen der Illustrator Gris Grilmy und der Animations-Kurzfilmer Adam Parrish King.

Der Film soll in drei Jahren fertiggestellt sein.

Samstag, 15. November 2008

Die Geburt einer Fee (und einer Filmreihe): Disneys "TinkerBell"

Es liest sich wie aus dem Lehrbuch für Filme, gegen die man eine Abneigung entwickeln muss.
2005 drangen erste Gerüchte an die Öffentlichkeit, dass Disney einen Film über seine populärste Fee plant. Allerdings sollte sie nicht, wie einige Animatoren hofften, traditionell von Hand animiert werden. Stattdessen zwangen der damalige CEO der Disney Company, Michael Eisner, und der Vorstand der Animationsabteilung (verkörpert durch David Stainton) die kleine Fee in eine Computerform, unter lauten Protesten der kreativen Köpfe im Studio, die zuvor engagiert zahlreiche mögliche Konzepte präsentierten. Tinkerbell, selbst mittlerweile eine kleine Disney-Ikone geworden, verliere ihren Charme, der Geist des Klassikers Peter Pan von 1953 könnte nicht eingefangen werden.

Diese Aufschreie wurden allerdings abgeschmettert, da Computeranimation einträglicher sei. Im September kündigte Disney letztlich auf der Kinderbuchmesse in Bologna an, Bücher über die Feenwelt rund um Tinkerbell zu veröffentlichten. Später, ein paar Monate ins Jahr 2006 hinein, wurde Disneys Plan öffentlich: Die Merchandisingabteilung Disney Consumer Products plante eine riesige Produktpalette unter dem neuen Banner Disney Fairies, welche von Büchern, Magazinen und später auch einem Film unterstützt und popularisiert wird.
Ein Spielzeugwerbespot in Filmlänge, sozusagen.

In der Zwischenzeit ging die Konzernleitung jedoch große Änderungen durch: Eisner nahm seinen Hut, Bob Iger übernahm seinen Posten und zu Beginn von 2006 verleibte sich der Konzern (auf Vorschlag von Steve Jobs) die Pixar Studios. Daraufhin wurde John Lasseter mit zahlreichen wichtigen Ämtern bekleidet und auch die Disney-Trickfilmstudios fielen nun unter seine Obhut. Er stoppte sämtliche Arbeiten an DTV-Filmen, nur die Projekte unter Schirmherrschaft von Disney Consumer Products fielen nicht gänzlich in seinen Geltungsbereich, konnten von ihm nicht gestoppt werden.

Tinker Bell and the Ring of Belief (so der damalige Titel des Films) kam bei Lasseter so schlecht an, dass er aus Respekt und Verantwortungsbewusstsein für das Original dieses Projekt schärfer behütete. Einige Zeit verschwand er wieder in der Versenkung, nur um Ende 2007 wieder Reden von sich zu machen, als Jim Hill darüber berichtete, dass Disney wegen der mangelnden Qualität des Films ein 500-Millionen-Dollar-Problem vor sich hat. Der für Winter 2007 angekündigte Starttermin konnte nicht eingehalten werden, weil Lasseter eine komplette Neugestaltung verordnete, was zahlreiche Geschäftspartner verärgerte und fest geplant Einnahmen in dieser Saison unmöglich machte.

Zeit aufzuatmen? Nicht zwingendermaßen. Auch Lasseter hat kein goldenes Händchen, der unter seiner Aufsicht umgestaltete Triff die Robinsons lief unter den Erwartungen und konnte nicht völlig überzeugen und die ersten, zaghaft veröffentlichten Informationen und Bilder der Lasseter-Version von TinkerBell (wie der Film jetzt nur noch hieß) waren gelinde gesagt zuckrig-gräußlich. Unter Lasseter löste sich auch nicht eines der größten Probleme, das viele mit dem Film hatte: Tinkerbell (Disney schreibt die Figur auf Promotionmaterial vehement auf diese Weise, im Gegensatz zum Film) sollte sprechen! Ein Sakrileg für Disneyfans.

Zumindest wurde Brittany Murphy als Sprecherin aufgegeben, die sich nur wenige als Tinkerbell vorstellen konnten. Somit wurde zwar der Druck seitens der Geschäftspartner größer, da ein bekannter und promotionträchtiger Name wegfiel, aber einige gespannte Tinkerbell-Fans konnten aufatmen. Ein Tausch, der Lasseter ähnlich sieht.

Und trotzdem wurde ich nicht heiß auf diesen Film. Die Trailer die ich sah waren zu kitschig für ihr eigenes Wohl, die Feen sahen wie Plastikpüppchen aus (die sie ja verkaufen sollen) und je mehr ich sah, desto überzeugter war ich von meiner Meinung. Dass Disney gleich Mal zahllose Fortsetzungen plante, macht das ganze nur noch unerträglicher.

Am 13. November war es dann so weit, TinkerBell erschien auf DVD. Der Film, der so aussah als würde er Walt Disneys und Barries Erbe in der Luft zerreissen und auf den mickrigen Überresten hämisch Lambada tanzen, war nun in meinen Händen angelangt.

Zum Inhalt passender hätte es nicht sein können, denn der Film beweist, dass die Disney-Magie nicht gestorben ist. TinkerBell ist nämlich wundersamerweise gut, erst Recht für eine DVD-Produktion, die einst in Auftrag gegeben wurde, um Spielzeug und anderen Krimskrams zu verkaufen. Diese Absicht ist zwar weiterhin spürbar, doch nun dank Lasseters Einfluss einen Schritt zurück, und hinter den Unterhaltungsfaktor und den Zauber des Films getreten. Zwar konzentriert sich TinkerBell leider weiterhin zu stark auf die Zielgruppe des Merchandisings (ich rate: Mädchen unter 10 Jahren), wodurch er naiver, simpler und weniger spannend ist, als er sein könnte. Doch wer sich auf den Film einlässt (und über die den Intellekt der Kinder unterschätzenden dauernden Wiederholungen einiger Handlungselemente und Aussagen hinwegsehen kann), wird auch jenseits des Kindesalters verzaubert sein und gut unterhalten.

Und das ist schon viel mehr, als ich dem Film jemals zutraute.

Die Handlung ist schnell erzählt: Als ein Baby lacht, wird die Fee Tinkerbell (die vor etwas mehr als fünfzig Jahren von Disney auf deutsch Naseweis getauft wurde und zwischendurch in Disneybüchern und -Comics auch mal Glöckchen genannt wurde) geboren. Im Nimmerland wird sie von anderen Feen begrüßt und bekommt ihre Aufgabe zugeteilt. Doch statt eine Gartenfee, Wasserfee, Lichtfee oder dererlei zu werden, wird sie den Tinkern zugeteilt. Diese Feen basteln dererlei Werkzeug und Apperaturen für andere Feen und sind deshalb nicht gerade ein Synonym für Magie oder Grazie. Und so kommt es, dass sich Tinkerbell trotz ihrer netten Kollegen Clank und Bobble umorientieren möchte. Die Lehre bei anderen Feen funktioniert jedoch nicht, wie sie es sich vorstellte.

Die Moral der Geschichte ist offensichtlich und vorhersagbar (jede Aufgabe ist etwas besonderes, Talente haben keine verschiedene Wertigkeiten, usw.) und nach nicht einmal der Hälfte der Laufzeit müsste Tinkerbell sie eigentlich längst selbst gelernt haben. Der Charakter und die Dramaturgie waren weit genug, nur ziehen Autor und Regisseur es vor, den Lernprozess etwas mehr in die Längezu ziehen. Ihr wisst schon, ist ja für Kinder, die müssen es was offensichtlicher und ausführlicher erklärt bekommen.
Davon abgesehen ist die Erzählweise von TinkerBell sehr galant (um nicht zu sagen feenhaft). Es gibt viele süße und magische Momente, die für sich genommen auch makellos erzählt werden, insgesamt in manchen Passagen jedoch wie gesagt langgezogen oder auch episodenhaft wirken. Darüber kann man aufgrund des Charmes allerdings problemlos hinwegsehen.
Das Figurenrepertoire ist ein wenig zu groß geraten (man wollte wohl unbedingt alle Spielzeuge, äh, Charaktere bereits in Teil 1 einführen), die präsenteren Charaktere sind dafür aber überraschend sympatisch und haben eine Funktion im Film, sind also entgegen der Erwartungen keine reine Produktwerbung. Auch Tinkerbell durfte, trotz ihrer neuen Sprachfähigkeit, ihre ursprüngliche Persönlichkeit behalten. Bloß an einer einzigen Stelle wäre es so viel besser gewesen, wenn man die Charakteranimation für sich allein gelassen hätte. Ansonsten gewöhnte ich mich schnell daran, dass sie spricht, da es einfach zum gesamten Film passt und man in ihrem Dialog auch nicht die eigentliche Figur betrügte.
Ich hätte mir auf deutsch zwar passendere Sprecherinnen vorstellen können, aber die Hermine-Sprecherin Gabrielle Pietermann ist trotzdem ganz okay für Tinkerbell. Lobenswert sind, nebenbei gesagt, Christian Tramitz (sprach schon Marlin in Findet Nemo)als witzig-liebenswerter Bobble, Beni Weber als Terence (von dem ich denke, dass er in den Fortsetzungen noch eine größere Rolle spielt) und Dagmar Dempe (Meryl Streeps Stammsprecherin, auch bekannt als deutsche Stimme von Jill aus Hör mal, wer da hämmert) als Königin.

Sprechende Feen funktionieren demnach...
Chip & Chap erlebten in ihrer TV-Serie einen viel größeren Stilbruch - und schon der funktionierte. TinkerBell bleibt im Gegensatz zu den beiden Hörnchen auch weiterhin Kanon zum Original.
Viel ärgerlicher als die Stimme ist da die Computeranimation. Es funktioniert zwar und hat auch viel Ausstrahlung, nur schreien die Bilder geradezu nach einem Bilderbuch-Zeichenstil, der viel besser zum Inhalt gepasst hätte. Entgegen der Erwartungen sind die CGI-Bilder kein Verbrechen, sondern bloß nicht das optimale Medium für die Geschichte... Schade, aber kein Grund für Morddrohungen an Disneys Geschäftsleitung (wenn, müsste man eh die alten Bosse bedrohen).

Wieviel Potential noch in der Filmreihe steckt, beweist übrigens der großartige Prolog, der in stillen und malerischen Bildern die Geburt Tinkerbells erzählt. Die Landschaftsbilder sind großartig und die Kamera fängt diese magisch ein. Es ist ein schöner, märchenhafter Anfang der groß und klein gleichermaßen zu begeistern weiß. Der restliche Film kann nicht ganz daran anschließen, da er sein Publikum unterschätzt und manche Stellen nicht ganz zu Ende gedacht wurden. Unlogische oder unsinnige Passagen gibt es zwar nicht, aber genug Momente aus denen mit etwas Bedacht mehr hätte werden können. Deshalb schafft er es auch nicht, von einem süßen, magischen und recht guten Direct-to-Video-Streifen zu einem sehr guten Film für die ganze Familie zu werden.

Ganz besondere Hoffnungen für die Zukunft weckt aber die Optik. In manchen Momenten sind Charakterdarstellung und Animation hervorragend, meistens jedoch wirkt dank Beleuchtung und Oberflächenstruktur das ganze bloß passabel, in den schlechtesten Momenten sehen die Feen wie (besser gestaltete und mit Charakter versehene) Plastikpüppchen aus den Barbie-Filmen aus. Dass es möglich ist, viel aus den Bildern rauszuholen wurde bewiesen, und vielleicht schaffen es die DisneyToon Studios in den kommenden TinkerBell-Filmen, das Niveau die gesamte Spieldauer über zu halten.
Und damit ist auch die inhaltliche Qualität gemeint. Denn der Film, den wir jetzt auf DVD bestaunen dürfen hat eigentlich gar nichts mehr mit dem 2005 gestarteten Projekt gemeinsam. Die Handlung wurde vollständig unter Lasseters Regentschaft innerhalb von zehn Wochen hurtigst entworfen, wovon 5 Wochen für den ersten Entwurf und die restlichen fünf Wochen für die finale Fassung draufgingen. Vor Jeffrey M. Howards Drehbuch gab es mindestens ein Dutzend anderer Entwürfe und ähnlich oft wechselte der Regieposten.
Für die Fortsetzungen steht viel mehr Zeit zur Verfügung, und Lasseters stetigem Einfluss darf man ebenfalls nicht vergessen.

Den nächsten Filmen dieser Reihe stehe ich tatsächlich optimistisch gegenüber. Wer hätte das schon gedacht?
Bis zum nächsten Film wünsche ich mir eine Soundtrack-CD vom Score des Films. Denn im Gegensatz zu den schnell vergessenen Liedern setzt sich die Hintergrundmusik von Joel McNeely im Ohr fest. McNeely ist ein kleiner Disney-Veteran und schrieb unter anderem den Score für Iron Will, Mulan 2, Lilo & Stitch 2 und Neue Abenteuer in Nimmerland, aber auch für die TV-Serie Dark Angel. Für TinkerBell schrieb er eine magische Musikuntermalung, die sich an irischem Folk orientiert. Nur mit einer zeitloseren, zauberhaften Note. Wirklich gut und das heimliche Highlight dieses Films.

Siehe auch: Meine Rezension der Fortsetzung und meine Kritik zu Teil 3

Freitag, 14. November 2008

WALL•E, BURN•E, Interviews und der Oscar

Nur weil die deutsche Kinos langsam, aber sicher, die WALL•E-Vorstellungen streichen oder aufs Kinderprogramm beschränken, und in den USA die Blu-ray- und DVD-Editionen erschienen sind, heißt das noch lange nicht, dass es um den Roboter still wird.

So ist seit heute auf mehreren Filmindustrie-Webseiten das mittlerweile zweite Banner aufzufinden, welches WALL•E für den besten Film und den besten Animationsfilm vorschlägt. Das Motiv ist genauso wie das erste super süß, zusätzlich ist es aber auch sehr schön. Ein malerischer Blick in WALL•Es hoffnungs- und sehnsuchtserfüllte Augen, der zugleich durch die zu erkennende Spiegelung von Hello, Dolly die technische Perfektion der Pixar-Schöpfung unterstreicht.

Liebe Jurymitglieder, wollt ihr ihm wirklich den Oscar entsagen?

Abseits der üblichen Oscar-Kampagne macht das Meisterwerk aus dem Hause Pixar dank zahlreicher Interviews in Onlinemagazinen weiterhin auf sich aufmerksam. Man kommt derzeit gar nicht an WALL•E vorbei, so viele Interviews und Fakten bietet Disneys PR-Abteilung den interessierten Journalisten feil. Unter anderem wird auch der auf der DVD enthaltene, neue Kurzfilm BURN•E detailliert beleuchtet. Doch auch die Entstehungsgeschichte WALL•Es wird wieder ausführlich besprochen.

Bei all diesem Engagement Disneys möchte ich gar nicht mehr bloß davon ausgehen, dass es sich dabei lediglich um übliche DVD-Promotion handelt, zumal auch Portale und Dienste wie The Hollywood Reporter ausführlich über WALL•E berichten, manchmal gar ohne den DVD-Start zu erwähnen. Disney putzt sicherlich schon Klinken, um den Film bis zur Abstimmungszeit für den Oscar im Gedächtnis Hollywoods zu behalten.

Uns Fans kann es nur Recht sein. Mehr Informationen über, und höhere Oscar-Chancen für WALL•E bedeuten mehr Lesestoff und Anlass zur Freude für uns.

Ausgewählte, neue und lesenswerte WALL•E-Internetfunde:
  • Angus MacLane spricht über seinen Kurzfilm BURN•E (Cinema Blend)
  • Ben Burtt gibt ein ausführliches Interview über die Arbeit an WALL•E (ähnelt sehr dem letztens veröffentlichtem Video, aber nicht komplett. Und zum Nachlesen ist es eh ganz nett)
Siehe auch:

Inglourious Guest Director

Die Neuigkeiten über Inglourious Basterds nehmen kein Ende. Nachdem öffentlich wurde, dass Ennio Morricone die Musik für Inglorious Basterds schreiben soll, drängt nun eine weitere Meldung ans Licht.
Der mit Tarantino befreundete Hostel-Regisseur Eli Roth soll demnach nicht nur mitspielen, sondern auch als Gastregisseur hinter die Kamera treten. Laut /Film dreht Roth einen Film-im-Film, in dem wohl auch Daniel Brühl auftaucht.

Gastrollen und Gefälligkeiten hinter den Kulissen sind in Tarantinos Freundeskreis keine Neuheit. Rodriguez führte bei Pulp Fiction in den Szenen Regie, in denen Quentin Tarantino als Schauspieler agierte (ohne dafür Nennung im Abspann zu erhalten), Tarantino übernahm in Rodriguez' Desperado eine kleine Rolle als Bargast. Jahre später komponierte Rodriguez für einen Dollar ein paar Melodien für Kill Bill, Vol. 2, einen Gefallen, den Tarantino erwiderte, indem er für das gleiche Gehalt eine Szene von Sin City drehte.
Und Eli Roths Hostel-Filme wurden von Tarantino coporduziert, während Roth im Death Proof-Segment von Grindhouse eine Nebenrolle spielen durfte. Außerdem drehte er den Faketrailer Thanksgiving.

Solche Freundschaftsdienste wissen zu gefallen. Bleibt zu hoffen, dass Roth seine Death Proof-Synchronstimme behält und sein nächster Ausflug hinter die Kamera mehr Thanksgiving denn Hostel wird.

Donnerstag, 13. November 2008

Die Musik von "The Dark Knight" kann keinen Oscar bekommen

Um ehrlich zu sein, wartete ich schon seit dem Kinostart von The Dark Knight auf diese Meldung. Nicht etwa, weil mir die Musikuntermalung von Hans Zimmer (links) und James Newton Howard nicht gefiel, in Wahrheit mochte ich den Score des zweiten Nolan-Batmans sehr, vor allem die neue Variation des Batman-Themas. Dennoch wartete ich darauf. Oscar-Blogger setzten The Dark Knight auf ihre Liste der potentiellen Nomnierten in der Musik-Kategorie, in Foren wurde über die Wahrscheinlichkeit eines Siegs spekuliert, Soudntrackrezensionen sahen ihn als wichtigen Mitspieler im Rennen um Auszeichnungen.

Es schien, als hätten alle zwei entscheidende Meldungen der vergangenen Monate völlig verdrängt. Zum einen die im Juli 2007 bekannt gemachte Entscheidung des siebenfach Oscar nominierten (darunter ein Gewinn für Der König der Löwen) Komponisten, vertraglich festzulegen, dass seine Arbeiten von den Filmstudios nicht mehr der Acadamy vorgelegt werden dürfen, weil er sich den ganzen Rummel nicht mehr antun wollte, zum anderen die Disqualifikation von Johnny Greenwoods Score für There Will Be Blood, da dieser zu wenig für den Film geschriebenes Material verwendete.

Ich saß zwar nicht mit einer Stoppuhr in der Hand im Kino, als ich mir The Dark Knight ansah, so dass ich nicht bezeugen kann, wieviel aus Batman Begins bekannte Meldodien in die Fortsetzung einflossen und wieviel Prozent der Musik sie ausmachten, jedoch rechnete ich die ganze Zeit damit, dass jeden Tag eine so begründete Disqualifikation ins Haus flattern könnte, sofern nicht Hans Zimmer schneller ist und in einem offenen Brief inmitten der zahlreichen Oscar-Spekulationen an seinen Vertrag erinnert.

Gestern war es dann auch "endlich" so weit, und Variety meldete, dass The Dark Knight zumindest in der Musikkategorie nicht um den Oscar kämpfen kann. Wider erwarten erwähnte Variety allerdings keine der oben genannten Gründe. Stattdessen disqualifizierte die Acadamy die Musik aufgrund einer völlig anderen Formailtät. Das Studio (Warner Bros.) listete neben Zimmer und Newton drei weitere Künstler als Komponisten, womit die Musik gegen die bisherigen Bedingungen für eine Nominierung verstößt. Fünf Komponisten seien einfach zuviel für einen Oscar-nominierten Score.
Einige der Acadamy-Mitglieder seien zwar für eine Neuregelung gewesen und hätten in einer vierstündigen Diskussion die Legitimität von The Dark Knight verteidigt, dessen Musik zu ca. 60 bis 70% aus der Feder Newtons und Zimmers stamme. Die anderen genannten Komponisten hätten diese Nennung vom Studio erhalten, um eine bessere Bezahlung ihrer ergänzenden Arbeit an den Melodien des Duos Zimmer-Newton zu erreichen, so Variety.

Jede wichtige Preisverleihung benötigt ihre Regeln, das sehe ich völlig ein. Diese Regelung ist allerdings lächerlich bürokratisch. Wenn The Dark Knight schon keine Nominierung erhält, dann weil Zimmer keine Oscars mehr möchte oder nicht genug neue Arbeit in ihm zu hören ist. Das macht den Score ja nicht schlechter. Eine Fortsetzung ohne Melodien aus dem Original wäre selten eine gute Idee, genauso wie es etwas unfair wäre hervorragende Überarbeitungen in einer Kategorie namens "Best Original Score" zu erlauben.
Es zu bestrafen, dass viele Leute zusammen gute Arbeit verrichten ist dagegen einfach albern. Oder was meint ihr?

David Finchers "Heavy Metal" lebt

Animationsfilme für Erwachsene kann man auf unterschiedliche Weisen definieren. Einfach bloß am höheren Anspruch der Erzwählweise, zum Beispiel. Oder daran, dass das behandelte Thema komplexer ist als in anderen Filmen, etwa von politischer Natur.
Doch die meisten selbst ernannten Erwachsenentrickfilme definieren ihre "Reife" vor allem durch eins: Gewalt, derbe Witze und nackte Tatsachen.

Neben dem berühmt-berüchtigten Fritz the Cat ist der 1981 veröffentlichte Episodenfilm Heavy Metal das nennenswerteste Paradeexemplar für solche Trickfilme. Basierend auf dem an Erwachsene gerichtetem Comicmagazin Heavy Metal, in dem mehrere nicht zusammenhängende Geschichten pro Band mit Sci-Fi oder Fantasy-Einschlag abgedruckt wurden, produzierte der kurz darauf mit Ghostbusters zu Weltruhm aufgestiegene Ivan Reitman einen provozierenden Animationsfilm, der mittlerweile Kultstatus erlangte (eine ausführlichere Besprechung findet ihr in Edi Griegs Anistory).

Der Fight Club- und Sieben-Regisseur David Fincher kündigte März dieses Jahres an, ein Remake zu produzieren und bei einem Segment Regie zu führen. Der Film sollte für Paramount Pictures produziert werden, doch im Zuge einiger Streitigkeiten über den Final Cut von The Curious Case of Benjamin Button zog sich das Studio von dem Projekt zurück, womit es wohl vorerst gestorben schien.

Alle, die sich auf den Film freuten, können nun allerdings dank Kevin Eastman (Erfinder der Teenage Mutant Ninja Turtles und Verleger von Heavy Metal) aufatmen: In seinem Forum gab er bekannt, dass die Zwistigkeiten gelegt werden konnten und Paramount wieder Interesse am Heavy Metal-Remake äußert.

Des Weiteren gibt /Film bekannt, dass zweiRegisseure neben Fincher für das Gemeinschaftsprojekt bestätigt wurden, deren Beteiligung an Heavy Metal bisher nur gerüchteweise an die Öffentlichkeit gelang: Zack Snyder (300) und Gore Verbinski (die Pirates of the Caribbean-Trilogie). Snyder erprobte sich bereits mit 300 im Comic-Look, muss dagegen noch zeigen was er im Animationsbereich drauf hat. Verbinski testet dagegen seine Fertigkeiten mit Rango, einem Motion-Capturing-Film.

Angeblich ist auch Guillermo Del Toro mit im Boot, der sich mit Pans Labyrinth zu einem kritikerliebling wandelte und zuvor mit Hellboy die Comicfanboys überzeugte.

Heavy Metal krankt es schonmal nicht an Talent auf den Regiestühlen, nur müssen Musik, Animation und auch die Geschichten stimmen. Deshalb werde ich vorerst auch meinen Jubel zurückhalten...

Mittwoch, 12. November 2008

Superhelden dominieren People's Choice Awards

Die People's Choice Awards sind eine von zahllosen publikumsbestimmten Preisverleihungen, allerdings wohl neben den MTV Movie Awards eine der populärsten, und da sie sich selbst ernster nehmen als die von MTV sind sie somit die wohl ernstzunehmendste unter den Publikumpreisen. Egal wie man zu solchen Abstimmungen steht, die Choice Awards sind durchaus erwähnenswerte Film-, Musik- und Fernsehpreise.

Trotzdem kann man nur schwer unter den Teppich fallen lassen, dass die alljährliche Nominiertenliste schwer von aktuellen Trends und Hypes geprägt wird, und das stimmliche Schwergewicht auf ein jüngeres Publikum zielt, als es beispielsweise die alljährlichen Filmpreise der Cinema.

Vor allem dieses Jahr hat der Superheldenhype die Filmkategorie fest im Griff. Und ich bezweifel, dass die Gewinner, welche am 7. Januar 2009 bekannt gegeben werden, schwer vorauszusagen sind...

Filmkategorien:

Lieblingsfilm
"The Dark Knight"
"Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" (siehe auch hier und hier)
"Iron Man"

Liebster Familienfilm
"Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia"
"Kung Fu Panda"
"WALL-E"

Liebster Actionfilm
"The Dark Knight"
"Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" (siehe auch hier und hier)
"Iron Man"

Liebste Filmkomödie
"27 Dresses"
"Get Smart"
"Mamma Mia!"

Liebstes Filmdrama
"21"
"Eagle Eye"
"The Secret Life of Bees"

Liebster Independentfilm
"The Duchess"
"Miss Pettigrew Lives for a Day"
"The Secret Life of Bees"

Liebste Darstellerriege
"The Dark Knight" ( Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart, Michael Caine, Gary Oldman, Morgan Freeman, Maggie Gyllenhaal)
"Mamma Mia!" ( Meryl Streep, Amanda Seyfried, Pierce Brosnan, Stellan Skarsgard, Colin Firth)
"Sex and the City" ( Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Kristin Davis, Cynthia Nixon, Chris Noth)

Liebster männlicher Filmstar
Robert Downey Jr.
Harrison Ford
Will Smith

Liebster männlicher Hauptdarsteller
Christian Bale
Brad Pitt
Mark Wahlberg

Liebster männlicher Actionheld
Christian Bale
Robert Downey Jr.
Will Smith

Liebster weiblicher Filmstar
Angelina Jolie
Keira Knightley
Reese Witherspoon

Liebste weibliche Hauptdarstellerin
Anne Hathaway
Kate Hudson
Queen Latifah

Liebste weibliche Actionheldin
Cate Blanchett
Anne Hathaway
Angelina Jolie

Liebstes On-Screen Paar / Duo
Christian Bale & Heath Ledger ("The Dark Knight")
Tina Fey & Amy Poehler ( "Baby Mama")
Harrison Ford & Shia LaBeouf ("Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädell")

Liebster Superheld
Christian Bale las Bruce Wayne/Batman
Robert Downey Jr. als Tony Stark/Iron Man
Will Smith als John Hancock

Fernsehen:

Liebstes TV-Drama
"CSI: Crime Scene Investigation"
"Grey's Anatomy"
"Dr. House"

Liebste TV-Comedy
"Samantha Who?"
"Two and a Half Men"
"Ugly Betty"

Liebste animierte Comedy
"Family Guy"
"The Simpsons"
"South Park"

Liebste Sci-Fi oder Fantasy-Serie
"Heroes"
" Supernatural"
"Terminator: The Sarah Connor Chronicles"

Liebste Casting- oder Reality-Show
"American Idol"
"Dancing with the Stars"
"Extreme Makeover: Home Edition"

Liebste Spielshow
"Are You Smarter Than a 5th Grader?"
"Deal Or No Deal"
"Jeopardy!"

Liebster männl. TV-Star
Patrick Dempsey
Hugh Laurie
Charlie Sheen

Liebster weibl. TV-Star
Christina Applegate
Sally Field
Mariska Hargitay

Liebster Talkshowmoderator
Ellen DeGeneres
David Letterman
Regis Philbin & Kelly Ripa

Liebster überragender TV-Gaststar
Luke Perry in " Law & Order: SVU"
Britney Spears in "How I Met Your Mother"
Robin Williams in "Law & Order: SVU"

Liebste TV-Drama-Diva
Holly Hunter als Grace Hanadarko in " Saving Grace"
Mary-Louise Parker als Nancy Botwin in "Weeds"
Kyra Sedgwick als Deputy Chief Brenda Johnson in "The Closer"

Liebstes neues TV-Drama
"90210"
" Crusoe"
" Easy Money"
" Eleventh Hour"
" Fringe"
"Knight Rider"
" Life on Mars"
" The Mentalist"
" My Own Worst Enemy"
" Privileged"

Liebste neue TV-Comedy
"Gary Unmarried"
"Kath & Kim"
" Valentine"
"Worst Week"

Musik:

Liebster Sänger
Chris Brown
Kenny Chesney
Brad Paisley

Liebste Sängerin
Alicia Keys
Rihanna
Carrie Underwood

Liebste Gruppe
Coldplay
Maroon 5
Rascal Flatts

Liebster R&B-Song
"No One" von Alicia Keys
"Take A Bow" von Rihanna
"With You" von Chris Brown

Liebster Pop-Song
"Disturbia" von Rihanna
"I Kissed A Girl" von Katy Perry
"No Air" von Jordin Sparks featuring Chris Brown

Liebster Rock-Song
"All Summer Long" von Kid Rock
"Apologize" von OneRepublic & Timbaland
"Viva La Vida" von Coldplay

Liebster Country-Song
"Last Name" von Carrie Underwood
"Love Story" von Taylor Swift
"Take Me There" von Rascal Flatts

Liebster Hip Hop-Song
"Good Life"von Kanye West
"Lollipop" von Lil Wayne featuring Static Major
"Low" von Flo Rida featuring T-Pain

Liebste Zusammenarbeit
"4 Minutes" von Madonna featuring Justin Timberlake
"Love Like This" von Natasha Bedingfield featuring Sean Kingston
"No Air" von Jordin Sparks featuring Chris Brown

Liebster Song auf einem Soundtrack
"Another Way to Die" von Jack White & Alicia Keys in "Ein Quantim Trost"
"Labels or Love" von Fergie in "Sex and the City"
"Mamma Mia" von Meryl Streep in "Mamma Mia!"

Sonstige Kategorien:

Liebster Komiker
Steve Carell
Jim Carrey
Adam Sandler

Liebste Komikerin
Ellen DeGeneres
Tina Fey
Whoopi Goldberg

Liebster Star unter 36 Jahren
Amy Adams
Drew Barrymore
Beyonce
Orlando Bloom
Chris Brown
Chace Crawford
Miley Cyrus
Leonardo DiCaprio
Zac Efron
America Ferrara
Ryan Gosling
Jake Gyllenhaal
Anne Hathaway
Scarlett Johansson
Angelina Jolie
Alicia Keys
Keira Knightley
John Krasinski
Shia LaBeouf
Blake Lively
John Mayer
Eva Mendes
Daniel Radcliffe
Rihanna
Taylor Swift
Justin Timberlake
Carrie Underwood
Usher
Milo Ventimiglia
Pete Wentz
Kanye West
Reese Witherspoon

(Quelle der kompletten Nominiertenliste: Zap2It)

Die Kategorien sind mal wieder absurd... Bester Star unter 36 Jahren? 21 und Eagle Eye als Drama? Naja... Batman gewinnt eh alles, und auch der süße Pixar-Roboter wird sich trotz (oder gerade wegen) seiner Qualität sicher dem Panda ergeben müssen...