...nein, Hollywood spendiert der Academy of Motion Picture Arts & Sciences gleich Mal ein neues Kartendeck. Und es ist... bunt!
Nur wenige Stunden nachdem ich mich hier im Blog darüber beschwert hatte, dass Disney sich endlich mit seiner Oscar-Kampagne für WALL•E loszulegen, veröffentlichte die New York Times in ihrer Onlineausgabe die Meldung, auf die Animationsfans weltweit die ganze Zeit warteten.
Disney wird noch im Laufe dieser Woche seine Kampagne starten, die WALL•E mit wehenden Fahnen in die Hauptkategorie des populärsten und angesehensten Filmpreises der Welt befördern soll. Ein kleiner Meilenstein in der Hollywood-Geschichte, bedenkt man, dass bislang nur ein Animationsfilm als Bester Film nominiert wurde (Die Schöne und das Biest von 1991) und dies zu einer Zeit, als die Oscars noch weitaus weniger von Kampagnen, PR-Aktionen und ähnlicher Klinkenputzerei beeinflusst wurde.
Als 2001 die Kategorie für den besten Animationsfilm geschaffen wurde, schienen die Hoffnungen auf einen weiteren Trickfilm in der Hauptkategorie für immer begraben, die Studios sahen die Kategorie einerseits als Anerkennung der Kunstform, andererseits als Ausgrenzung. Aus Angst, die Wählerstimmen könnten sich splitten verzichteten die Verleiher drauf, ihre Trickfilme als Bester Film vorzuschlagen, auch wenn im Falle von Ratatouille und Findet Nemo lange über eine Kampagne nachgedacht wurde.
Doch nun ist die Zeit des Nachgrübelns vorbei, Taten sind angesagt.
Rickard Cook, der Chariman von Walt Disney Studios, sagt über die Entscheidung, eine Kampagne zu starten: "Wenn wir es nicht machen, dann würden wir dem Film wie ich finde nicht das geben, was er verdient hat."
Und so langsam scheinen sich die Sterne in eine gute Position für WALL•E zu bewegen. Immer mehr Hollywoodstudios denken laut darüber nach wieder unterhaltsamere Filme für den Oscar vorzuschlagen, um das Oscar-Feld wieder lebendiger und abwechslungsreicher zu gestalten. Disney scheint die Ohren am Puls der Zeit zu haben. Wie sonst erklärt sich, dass im Rahmen von Disneys demnächst veröffentlichten, ersten Oscar-Anzeige dieser Saison aus dem Titel der Branchenbibel Variety der Schriftzug Variet•E wird?
Diese Werbeanzeige für WALL•E könnte darüber hinaus zum Leitspruch der nächsten Oscars werden. Bereits vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder Werbespots für Kinofilme im Rahmen der US-Übertragung der Oscar-Verleihung erlaubt sind. Die Studios erhoffen sich so gute Promotion für ihre Filme, da nahezu alle Zuschauer zur Kinogänger-Zielgruppe gehören, während die Acadamy hofft ihr derzeitiges Image, zu sehr auf bornierte, selbstgefällige Filme zu achten, wieder abschütteln zu können und an Zeiten anzuknüpfen, als die Oscars als eine Feierlichkeit für die Filmkunst und Unterhaltungsbranche galt.
Genau deshalb versprachen die Produzenten der Oscarshow zudem, bei den nächstjährigen Oscars im Rahmen der Verleihung in kleinen Schnipsel einige erfolgreiche und beliebte Filme zu präsentieren, die nicht nominiert wurden.
Erwarten uns 2009 nach dem Jahr mürrischen und pessimistischen Kunstwerke etwa die Pop-Oscars? WALL•E erhält seine Bester Film-Kampagne, Warner Bros. wird The Dark Knight enorm unterstützen und ihn im Rahmen der Filmpreis-Saison wieder in (Amerikas) reguläre und IMAX-Kinos bringen und Paramount versucht Downey jr. für seine Rolle in Tropic Thunder eine Nebendarsteller-Nominierung einzubringen.
Die größte Überraschung könnte aber von Marvel Studios kommen, die gegenüber Insidern erwähnten, Iron Man nicht nur in den technischen Kategorien vorzuschlagen. "Downey jr. alias Tony Stark goes Best Actor?" Und unter den typischeren Oscar-Filmen befinden sich dieses Jahr Baz Luhrmanns romantisches Kriegs-Epos Australia sowie das fantastische und verrückt-bunte Drama The Curious Case of Benjamin Button.
Trotz allem obliegt es noch immer der Jury, welche Filme sie in Erwähung zieht. Die Wahrscheinlichkeit für die populärsten und vielfältigsten Oscars seit langer Zeit stehen jetzt um einiges besser, sicher ist derzeit aber noch lange nicht.
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