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Samstag, 20. September 2008

Unbreakable - Breakable - Broken?

Unbreakable. Ein Jahr zuvor erschien The Sixth Sense in den Kinos und begeisterte das gemeine Publikum, gestrengere Kinogänger und auch die Filmkritiker gleichermaßen. Dass unter dem riesigen Erfolg dieses Films bereits viele Misseinschätzungen gesät wurden, wollte damals noch niemanden stören. So viele sprachen von The Sixth Sense als hochspannenden Horror-Thriller mit schockierendem Ende.
Dabei könnte man den Film, möchte man unbedingt das Genre-Schubladendenken verfolgen, viel mehr als ein übernatürliches Drama einsortieren.

Aufgrund der guten Mundpropaganda wäre es sicherlich dumm gewesen, zwanghaft den Film als rührend-intelligent darzustellen, statt die überaus positiven Reaktionen abzuwürgen. Zumindest kurzfristig gedacht. Langfristig gedacht öffneten sich so Tür und Tor für den Moment, den der in Indien geborene Regisseur und Drehbuchautor M. Night Shyamalan als den größten Fehler seiner Karriere bezeichnet.
Während M. Night Shyamalan seinen nächsten Film als Comic-Book-Movie sieht, möchten die Geschäftsführung und die Werbeabteilung des Disney-Konzerns ihn als Gruselthriller vermarkten. Hat das letzte Mal ja auch gut geklappt.

“I remember the moment that it happened, exactly where I was sitting at the table, the speakerphone. That moment may have been the biggest mistake that I have to undo over 10 years so the little old lady doesn’t go, ‘Oh, he’s the guy who makes the scary movies with a twist.’ ”

(Ich erinnere mich genau an den Moment, in dem es geschah, wie ich am Tisch, am Lautsprecher, saß. Dieser Moment wird möglicherweise der größte Fehler sein, den ich über zehn Jahre lang wieder gutmachen muss, damit die kleine alte Dame nicht ankommt: "Oh, er ist der Kerl, der die gruseligen Filme mit der Überraschung am Schluss macht.")

Was Shyamalan der NY Times verriet ist leider zu wahr. Es ist schade um sein Talent, und schade um seine Filme. Ganz besonders um Unbreakable, der zwar nicht mein liebster Shyamalan ist, sich aber nach meinem Favoriten The Village auch sehr gut mit einer Silbermedaille macht. Denn von all den Filmen, die Shyamalan nach The Sixth Sense drehte kann dieser am wenigsten für seinen Misserfolg. The Village litt enorm unter seinem Marketing, doch selbst mit der richtigen Werbestrategie hätte er wohl kaum besser an den Kinokassen abgeschnitten. Dieser Film gehörte eindeutig in die Arthouses, angemessene Trailer hätten demnach wohl kaum zahllose Menschenmassen in die Kinos gelockt - doch The Village wäre all der unverdiente Hass erspart geblieben.
Unbreakable dagegen hätte mit angemessenem Marketing nicht nur die elitären Kinogänger zufriedengestellt, sondern auch so manchen Multiplex-Zuschauer befriedeigt. Aber nach eienr solch falschen Erwartungshaltung...

Die düster-nachdenkliche Superheldengeschichte mit bedächtigem Tempo und Kinokonventionen durchbrechendem Spannungsbogen, die hervorragend harmonierenden Bruce Willis und Samuel L. Jackson in den Hauptrollen und einer einmaligen Symbiose aus Realismus und Mystik zeichnet sich durch die bedrückende Stimmung und seiner komplex durchdachten Handlung aus und trifft mich mit ihrer Comic-Thematik an einer schwachen Stelle - kein Wunder, dass dies mein zweitliebster Shyamalan ist. Ich ging allerdings auch völlig ohne jegliche Erwartungshaltung an diesen Film herran. Ein unfairer Vorteil gegenüber vielen Kinogängern.

Ein Totalflopp wurde Unreakable bekanntermaßen nicht, 95 Mio. Dollar in den USA, stolze 2,4 Millionen Zuschauer in Deutschland (womit Deutschland wohl auch zu den erfolgreichsten Märkten des Films zählen sollte) und immerhin 248 Millionen Dollar weltweit reichten aus, um Shyamalan in Hollywood weiterhin zu den jüngsten Regiewunderkindern zu zählen und seinem nächsten Projekt grünes Licht zu geben.
Doch es reichte noch lange nicht aus, um die geplanten Fortsetzungen am Leben zu lassen. Während der Produktion sprach Shyamalan nämlich mit Willis und Jackson über Pläne, Unbreakable zur Trilogie auszubauen.
Wovon genau diese Filme handeln sollten wurde nie offiziell bekanntgegeben, jedoch konnten sich Fans bereits einige Gedanken machen. Unbreakable nahm nämlich die übliche Struktur einer Superhelden-Ursprungsgeschichte, warf den zweiten und dritten Akt beiseite und "zoomte" dann so weit in den ersten Akt hinein, bis er sich auf eine abendfüllende Laufzeit ausstreckte.

Acht Jahre sind nun vergangen. Shyamalan ist seit einigen Jahren eine beliebte Zielscheibe für Hollywoods Kritikerelite und zerstritt sich mit dem Disney-Konzern, der seine vier bislang erfolgreichsten Filme produzierte. Bruce Willis verteidigte in der Zwischenzeit bei jeder Gelegenheit Unbreakable gegenüber seinen Kritikern. Und Jackson betont immer wieder, dass er nochmal mit Shyamalan drehen möchte.
Mit vorranschreiten der Zeit werden Fortsetzungen von Unbreakable (nach einem Vorschlag von Ain't It Cool News: am besten Breakable und Broken betitelt) immer unwahrscheinlicher. Oder? Wird es Unbreakable 2, Breakable, Unbreakable - Jetzt erst recht oder wie auch immer der zweite Teil heißen mag geben?

"Ich sag es Ihnen, ich werde darüber andauernd ausgefragt", sagte Shyamalan vor kurzem gegenüber MTV News. Ideen habe er genug, und langsam besteht auch wieder genug Hoffnung, dass sich eine ausreichend große Zielgruppe nach diesem Film sehnt. Auszuschließen wäre eine Fortsetzung also nicht.
Ich wäre auf jeden Fall im Kino anzutreffen, sollte es eine Fortsetzung geben. Vor allem macht Shyamalans Aussage, er wolle das Drehbuch nicht mit unnötigen Selbstdarstellungen vollstopfen (was ihm spätestens seit Das Mädchen aus dem Wasser ununterbrochen vorgeworfen wird), große Hoffnungen.

Bevor das Projekt aber weitere Formen annehmen kann, müsste sich Shyamalan noch mit dem Disney-Konzern versöhnen. Möglich, doch nicht das wahrscheinlichste in Hollywood.
Nina Jacobson, damalige Präsidentin der Walt Disney Motion Pictures Group, die Shyamalans Entwürfe für Das Mädchen aus dem Wasser scharf kritisierte und, in den Augen des Autors, unangebrachte Verbesserungsvorschläge machte, ist jedenfalls nicht mehr bei Disney angestellt. Bedenkt man, dass sie in Shyamalans Biografie von ihm beschimpft wurde und laut eigenen Aussagen an einer tiefen Sinneskrise Schuld war, so erleichtert dieser Personalwechsel auf beiden Seiten eine Versöhnung.
Dass die Entlassung Jacobsons einer der wenigen, aber dafür ein umso gravierender, Fehler im Zuge der Umstrukturierung der Disney-Studios ist, lassen wir in diesem Falle ausnahmsweise beiseite. Jacobson gab ja "lediglich" das OK für The Sixth Sense, Plötzlich Prinzessin, Gegen jede Regel, Fluch der Karibik, Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia und zahlreiche andere Erfolge. Wer braucht die Frau schon?

Derzeit arbeitet Shyamalan an der Kinoadaption der Nickelodeon-Serie Avatar und ist seit neustem der Kopf hinter einem eigenen Independent-Label. Sollte irgendwo zwischen diesen Projekten Zeit für ein Breakable-Drehbuch sein, Mr. Shyamalan, dann hauen Sie bitte in die Tasten.

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