Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia erwies sich 2005 als großer Erfolg für die Walt Disney Company. 744,8 Millionen Dollar weltweit machten den Film zum bis dahin erfolgreichsten Spielfilm der Walt Disney Company (in den Jahren darauf wurde er von den Pirates-Sequels überholt) und in den USA wurde er nach dem dritten Star Wars-Prequel zum zweiterfolgreichsten Film des Jahres.
Den Chroniken von Narnia gönnte man daraufhin eine eigene Sub-Kollektion in der edlen Walt Disney Showcase Collection von Master Replicas, die sich an erwachsene Sammler richtet sowie eine edle 4-Disc-DVD-Edition mit Unmengen an Bonusmaterial.
Es lässt sich also sagen, dass Disneys Versuch, beim Fantasy-Boom auf dem Kinomarkt mitzumischen mehr als erfolgreich ablief.
Finanzier und Verleih Disney und das produzierende Studio Walden Media äußerten auch früh Pläne, weitere Bücher der siebenteiligen Reihe aus der Feder von C.S. Lewis zu verfilmen. Man wollte sich dabei an die Veröffentlichungsreihenfolge und nicht an der inhaltlich chronologischen Reihenfolge der Bücher halten, da man diese Reihenfolge nicht mit gleichbleibender Besetzung verfilmen könnte, da die Darsteller der Pevensies zu schnell altern würden.
Somit wurde Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia als zweiter Teil angekündigt.
Ursprünglich wurde der 14. Dezember 2007 als US-Kinostart angepeilt. Zwar sollten Fans des ersten Teils somit zwei Jahre auf die Fortsetzung warten, aber immerhin klang ein Dezember-Kinostart vielversprechend, schließlich kristallisierte sich dieser Monat in den letzten Jahren als idealer Starttermin für Fantasy-Epen heraus.
Um aber nicht in Konkurrenz mit einer anderen Walden Media-Produktion zu starten (Mein Freund, der Wasserdrache) verschob man den Start um fast ein halbes Jahr, auf den 7. Mai 2008, möglicherweise auch in der Hoffnung von dem Beginn der Blockbuster-Saison profitieren zu können.
Diese Entscheidung rief jedoch die ersten Zweifler auf den Plan. Dieser Starttermin sei definitiv zu weit von der Kinoauswertung des ersten Teils entfernt, bis dahin sei der Hype um Narnia längst wieder vergessen (erst recht im Anbetracht einer leichten Fantasy-Übersättigung im Kino), außerdem passen Familien- und Fantasy-Filme nicht in diese Kinosaison.
Und der Entschluss des Regisseurs Andrew Adamson, sich beim zweiten Teil der Narnia-Reihe weiter von der Buchvorlage zu entfernen, als noch beim Vorläufer, und die Geschichte komplexer, reifer und düsterer zu gestalten (und neue Actionszenen einzubauen), erfreute zwar einige Teile des Publikums und der Filmkritiker, denen Der König von Narnia noch zu kindisch war, ließ Box-Office-Experten und -Spekulanten jedoch vermuten, dass man somit einen nicht unerheblichen Teil der Zielgruppe des Originals ausschließen würde, worunter das Einspielergebnis leiden würde.
Es kam so, wie es auf den Disskussionsplätzen der Filmwelt vermutet wurde: Prinz Kaspian von Narnia erhielt in den USA minimal schwächere Kritiken als Teil 1, während er sich bei europäischen Kritikern vom hier eher geschundenen Original abheben konnte. Finanziell dagegen hinkt Prinz Kaspian den Erwartungen hinterher. Weltweit 302 Millionen Dollar Einnahmen sind sicherlich kein finanzielles Desaster, jedoch ein herber Absturz gegenüber dem ersten Teil und für Disney Grund genug, über den weiteren Verlauf des Franchises nachzudenken. Bislang ist geplant, Teil 3 dennoch rauszubringen, der sich in der Pre-Produktion befindliche vierte Teil und die möglichen Teile 5 bis 7 bleiben dagegen in der Schwebe und stehen und fallen mit dem Erfolg des dritten Teils. Sollte sich sein Erfolg nicht spürbar steigern, wird die Narnia-Reihe wohl eingestellt.
Da Disney derzeit einen Kinostart im Mai 2010 plant, sollten Narnia-Fans bereits mit dem schlimmsten rechnen. Der Abstand ist - wie ich befürchte - wieder zu groß.
Doch genug des Vorgeplänkels - was wirklich zählt ist die Qualität des Filmes. Wie er aufgenommen wird, ist zwar interessant, aber nicht das essentielle. Zumindest solange man nicht finanziell oder anderweitig an den Erfolg der Produktion gebunden ist. Also sollten wir nun den Fokus auf den eigentlichen Film legen.
Um direkt an die vor Veröffentlichung geäußerten Ankündigungen anzuknüpfen: Ja, der Film ist düsterer als sein Vorgänger. Jedoch ist "düsterer" nicht unbedingt gleichzusetzen mit "düster".
Während zum Beispiel Pirates of the Caribbean - Dead Man's Chest dank Sequenzen wie der am türkischen Gefängnis (die Szene in der Jack seinen Auftritt hat) oder denen an Bord der Flying Dutchman, den zweifelhaften Moralvorstellungen der Hauptfiguren oder (allen vorran) seinem Finale zweifelsfrei ein düsteres Abenteuer ist und darin seinen Vorgänger schlägt, so ist Prinz Kaspian von Narnia (entgegen einiger Diskussionen im Internet) noch weitgehend harmlos.
Ähnlich wie die Pirates-Fortsetzungen in den USA Diskussionen darüber auslösten, ob sie mit einem PG-13-Rating nicht relativ lasch behandelt wurden, wurde auch über Prinz Kaspian diskutiert, ob der Film nicht vielleicht mehr als ein PG-Rating hätte bekommen sollen.
Dies ist jedoch übertrieben: Weder die Atmosphäre, noch die Schlachtsequenzen sind so harsch, dass man auf diese Freigabe hätte zurückgreifen brauchen.
Sicherlich ist Prinz Kaspian weniger für jüngere Kinder geeignet als noch Der König von Narnia, doch zusammen mit der Familie begutachtet sollte er noch verhältnismäßig in Ordnung sein.
Dass der neue Narnia-Film reifer und dunkler rüberkommt als noch das Original, ist übrigens keine bloße Berechnung der Filmemacher. Beruhight sei also, wer befürchtete, dass man diese Fortsetzung zwanghaft "erwachsener" gemacht hat, um nicht nur das Sequel-Kredo "Schneller, höher, weiter, härter" zu erfüllen, sondern auch die älteren Zuschauer anzulocken, die Teil 1 mieden oder hart kritisierten.
Die herbere (und wie ich finde auch packendere) Atmosphäre und Gangart des Films entspringt seiner Handlung - ihre Stimmung wurde konsequent im Produktionsdesign und in der Inszenierung reflektiert.
Die Handlung von Prinz Kaspian von Narnia setzt in Narnia ein, rund 1.300 Jahre nachdem die Pevensies Narnia verlassen haben.
In einem dunklen, prunklosen Schloss wird Prinz Kaspian X. von seinem Mentor geweckt. Er solle fliehen, da die Frau des derzeitigen Regenten König Miraz einen Jungen geboren hat - nun stünde Miraz nichts mehr im Weg um Kaspian zu töten und so die alleinige Herrschaft an sich zu reißen.
Nach anfänglicher Verwirrung flieht Kaspian erfolgreich vor dem König der Telmarer, einem menschlichen Volk in Narnia, das vor Hunderten von Jahren die magischen Wesen (von ihnen "Narnianen" genannt) in die Wälder vertrieb und nahezu ausrottete.
Kaspian bläst während seiner Flucht in ein sagenumwobenes Horn, welches der Übermittlung nach einst der Königin Susan von Narnia gehörte und die Fähigkeit habe, die vier alten Könige und Königinnen der Vergangenheit zu rufen.
Das Horn verfügt tatsächlich über diese Macht, und so werden die vier Pevensie-Kinder aus dem London des Jahres 1941 in die Welt von Narnia teleportiert. Nach anfänglicher Freude über die Rückkehr, stellt sich schnell Ernüchterung ein. Die Welt von Narnia hat sich sichtlich verändert. Die prunkvollen Paläste sind zu Ruinen verfallen, einige Tiere verlernten das Sprechen und verwilderten. Narnia verlor einen Großteil seiner Magie.
Auch Aslan verließ Narnia.
Doch die unterdrückten und in die Wildnis getriebenen Narnianen wollen sich ihr Land mit Hilfe der Pevensies von den Telmaren zurückholen.
Auch Kaspian, der sich - nachdem er während seiner Flucht ohnmächtig wurde - in einem Dachsbau wiederfindet schlägt sich auf die Seite der Narnianen, als er erfährt, was die Telmarer ihm und den Narnianen angetan haben und noch antun wollen.
Was sich entwickelt, erinnert über fast die gesamte Laufzeit des Films mehr an einen klassischen Ritterfilm, als an ein Fantasy-Epos. In Prinz Kaspian von Narnia geht es darum, dass ein Volk unrechtmäßig die Macht an sich riss und die bisherigen Einwohner des Landes vertrieb. Doch nun schöpfen die Vertriebenen neue Hoffnung. Mit Hilfe ihrer dazugewonnenen Verbündeten möchten sie Rache üben, den unrechtmäßigen Herrscher entthronen und wieder in ihr Land einziehen.
Nur rein zufällig besteht eine der beiden Parteien aus sprechenden Tieren, mythologischen Gestalten, einem charismatischen aber zu Beginn naiven Thronfolger mit dickem, spanischen Akzent und vier britischen Geschwistern.
Das spiegelt sich auch im Look des Films wider: Die Sets, deren Ausstattung und Landschaftsaufnahmen sind nicht weiter fantasievoll und magisch, sondern realistisch, erinnern an große Mittelalterfilme. Auch die Ausrüstung der Telmaren ist an das Mittelalter angelehnt und weniger prunkvoll-romantisiert wie die der Pevensies.
Die Narnianen veränderten sich ebenfalls - da sie sich in die Wälder retten mussten und nun ein unterdrücktes Leben führen, verpassten Andrew Adamson und seine Produktionsdesigner den Fabelwesen ein verwildertes Aussehen.
Die Actionszenen bestehen großteils aus kleineren Schwertkämpfen, die jedoch aufgrund ihres Handlungskontexts nur mäßig spannend sind. Dafür weiß der Schwertkampf zwischen König Miraz und Peter voll und ganz zu überzeugen. Und auch wenn der Gewinner klar sein sollte, so ist Adamsons Regieführung in dieser Szene sehr intensiv, was dem Spannungsbogen zu gute kommt
Die zwei größeren Actionsequenzen des Films sind zum einen das ausgiebige Finale (welches für die etwas kurz geratene Schlacht in Teil 1 entschädigt) und eine für den Film geschriebene Überfallsequenz der Narnianen auf das Schloss von König Miraz. Diese Sequenz überzeugt mit visuellen Einfällen, einigen Gags und gut getimten Scharmützeln zwischen den kämpfenden Akteuren. Allerdings macht sich auch bemerkbar, dass dieser Handlungsfaden nicht zur Dramaturgie des Buches gehört. Diese Szene ist für den eigentlichen Verlauf des Films vermeidbar - da sie aber zum besten an Prinz Kaspian von Narnia gehört, wird wohl kaum jemand verlangen, hier die Schere anzusetzen um die Laufzeit von stolzen 140 Minuten zu kürzen.
Im Bereich der schauspielerischen Leistungen ist Prinz Kaspian von Narnia solide - mehr aber auch nicht. Die Pevensies wirken ein wenig blass, was jedoch auch an ihrer zurückgeschraubten Rolle in der Handlung liegt, während Prinz Kaspian und Nebenfiguren wie der mürrische Zwerg Trumpkin oder auch die kämpferische Maus Reepicheep (gesprochen von Axel Malzacher, der u.a. auch Remy aus Ratatouille seine Stimme lieh) schon mehr zu begeistern wissen.
Die Effekte befinden sich im Bereich zwischen zufriedenstellend und gut, herrausragende Leistungen wie in Teil 1 sind eben so wenig zu finden wie die ebenfalls in Teil 1 vorhandenen Totalausfälle. Die Qualität ist in diesem Falle also eher von einheitlicher Natur, als es noch bei dem Vorgänger der Fall war. Das Produktionsdesign wiederum ist, wenngleich wie gesagt weniger fantasievoll als noch in Teil 1, überaus lobenswert. Die Kostüme und Sets sehen einfach klasse aus und die Drehorte sind wunderbar ausgewählt.
Ob mir Prinz Kaspian von Narnia besser gefiel als Der König von Narnia kann ich noch nicht beurteilen. Regisseur Adamson hat sichtlich dazugelernt, wovon vor allem das Finale profitiert, zudem hat es einen gewissen Reiz eine eher traditionelle Ritterfilm-Geschichte mit Fantasy-Einschlag zu sehen, jedoch geht so auch die Magie des Originals verloren. Teil 1 fand ich insgesamt doch spannender, dafür ist dieser Teil griffiger inszeniert, das Tempo besser als noch im Vorgänger. So oder so: Auch wenn ich viel "gekrittelt" habe - Prinz Kaspian ist ein sehr gelungenes, abenteuerliches (Fantasy-)Ritterepos, das halt bloß hie und da etwas schwächelt.
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