ACHTUNG! Der folgende Beitrag enthält zahlreiche Spoiler zu The Dark Knight! Wer sich die Spannung nicht verderben möchte, sollte nicht weiterlesen!
Außerdem enthält der erste Absatz Spoiler zu Unbreakable!
Warum denn so ernst?
2000 veröffentlichte Touchstone Pictures mit Unbreakable den ersten Film von M. Night Shyamalan nach seinem Sensationserfolg The Sixth Sense. In diesem düster-nüchternen Mystery-Thriller spielte Bruce Willis einen einfachen, von Alltagsproblemen geplagten Mann, der plötzlich herausfinden muss, dass er zu höherem erkoren ist. Er ist dazu bestimmt ein Superheld zu werden. Doch wie er später lernen sollte, gehört zum Heldendasein auch eine Kehrseite der Medaille. Er als Held steht am Ende einer Linie - auf der selben Linie jedoch wartet am anderen Ende seine Nemesis, der Schurke, welcher den Helden komplettiert. Ein Mensch, der aus dem selben Holz geschnitzt ist. Zusammen ergeben sie erst ein ganzes, davon ist der Bösewicht überzeugt, während der Held es nicht wahr haben möchte.
Unbreakable konnte aufgrund seiner gemächlichen Dramaturgie und des eigenwilligen Stil Shyamalans nicht jeden Kinozuschauer überzeugen, fand mit seinem packenden, realistischen Stil und seiner kühl inszenierten Geschichte über den Werdegang eines Superhelden jedoch auch seine Fans.
Nun, acht Jahre später, erscheint mit The Dark Knight ein Film, der für das Subgenre der Superheldenfilme all jenes vollbringt, was sich Unbreakable vornahm und nur bedingt erfüllen konnte. Er ist realistisch, vereinnahmend, düster und stellt die unschöne Hypothese auf, dass ein Held auch seinen exakten Gegenpart heraufbeschwört. Dass sie sich nur so komplettieren.
The Dark Knight ist jedoch noch vieles mehr. Mit diesem über 150 Minuten langen Epos liefert der aus Großbritannien stammende Regisseur und Autor Christopher Nolan ein komplexes Werk ab, dessen volle Ausmaße eine einzelne Rezension unmöglich abdecken kann. The Dark Knight ist vielschichtig, bis ins letzte Detail schlüssig durchdacht und regt den gebannten Betrachter zum intensiven Nachdenken an. Und obendrein weiß diese spannende, visuell beeindruckende Hollywood-Produktion noch ausgezeichnet zu unterhalten.
Unbreakable konnte aufgrund seiner gemächlichen Dramaturgie und des eigenwilligen Stil Shyamalans nicht jeden Kinozuschauer überzeugen, fand mit seinem packenden, realistischen Stil und seiner kühl inszenierten Geschichte über den Werdegang eines Superhelden jedoch auch seine Fans.
Nun, acht Jahre später, erscheint mit The Dark Knight ein Film, der für das Subgenre der Superheldenfilme all jenes vollbringt, was sich Unbreakable vornahm und nur bedingt erfüllen konnte. Er ist realistisch, vereinnahmend, düster und stellt die unschöne Hypothese auf, dass ein Held auch seinen exakten Gegenpart heraufbeschwört. Dass sie sich nur so komplettieren.
The Dark Knight ist jedoch noch vieles mehr. Mit diesem über 150 Minuten langen Epos liefert der aus Großbritannien stammende Regisseur und Autor Christopher Nolan ein komplexes Werk ab, dessen volle Ausmaße eine einzelne Rezension unmöglich abdecken kann. The Dark Knight ist vielschichtig, bis ins letzte Detail schlüssig durchdacht und regt den gebannten Betrachter zum intensiven Nachdenken an. Und obendrein weiß diese spannende, visuell beeindruckende Hollywood-Produktion noch ausgezeichnet zu unterhalten.
Oder ist es in Wahrheit umgekehrt? Ist The Dark Knight ein packender Unterhaltungsfilm, der obendrein den Intellekt des Zuschauers fordert?
Anspruchsvolle Kinounterhaltung ist für Christopher Nolan alles andere als Neuland, schließlich zeichnete er sich nicht nur für solche Kinojuwelen wie Prestige verantwortlich, sondern auch für Batman Begins, eben jene lose Comicadaption, die den Grundstein für die Reanimation des Batman-Franchises legte. Versiert erzählte Nolan in Batman Begins den Werdegang Bruce Waynes, den Sohn eines Multimilliardärs mit Schuldgefühlen, zum Gerechtigkeit selber in die Hand nehmenden Retter einer in Kriminalität versunkenen Stadt.
Die während dieser Geschichte angeschnittenen Themen sind Mut, die Frage nach den Grenzen von Selbstgerechtigkeit und vor allem die ausführliche Erörterung des Angstgefühls, welches im Film als zentrales Leitmotiv Batmans fungiert und auch dem psychisch labilen Dr. Jonathan Crane alias Scarecrow seine Macht verleiht.
Batman Begins wusste mit seiner Dramatik und thematischen Tiefe die Kinozuschauer zu überraschen, vor allem jene, die sich noch mit Grauen an Joel Schumachers knatschbunten und quirlig-sinnbefreiten Batman & Robin erinnerten.
Der Superheldenfilm ist durch Nolan endgültig erwachsen geworden. Holten ihn die Spider-Man-Filme unter der Regie Sam Raimis bereits aus den Kinderschuhen und jagten ihn mit einer das Publikum begeisterten Verquickung von Leichtigkeit und Nachdenklichkeit in die Pubertät - mitsamt den dazugehörenden Sinneskrisen und Phasen der Selbstfindung, schien die Metamorphose der Strumpfhosen- und Capeträger nun abgeschlossen.
Doch wie The Dark Knight beweist, war Batman Begins lediglich eine Vorübung, der Appetitanreger zu einem aufwändig zubereiteten, köstlich verzierten und vorzüglich mundenden Gourmet-Mahl.
The Dark Knight ist zwar, und daran besteht kein Zweifel, eine konsequente Weiterführung seines Vorgängers, zugleich jedoch auch ein gänzlich eigenständiger Film mit anderem Erzählstil und einer eigenen Atmosphäre. Allein schon die Farbästhetik in The Dark Knight macht den aufmerksamen Zuschauer darauf aufmerksam. Wählte Nolan in Batman Begins nahezu durchgehend eine Palette von Braun-, Orange- und Schwarztönen, welche dem Film einen erdigen, bodenständigen, jedoch auch einschüchternden Comiclook verliehen, dominieren in den stilisierten Szenen kühle und dunkle Blautöne das von Nolans Stamm-Kameramann Wally Pfister virtuos eingefangene Bild. Batmans Welt erscheint dank dieses neuen Farbcodes weniger schmutzig und rettungslos verloren, bleibt dennoch von der unseren distanziert.
Durch den Blaufilter verleihen Nolan und Pfister ferner den beeindruckenden Kamerafahrten durch Gothams und Hong Kongs Häuscherschluchten eine hypnotische Wirkung - der dank den gekonnt ausgewählten Kamerawinkeln ohnehin schon in der bedrückenden Großstadtwelt gefangene Zuschauer wird vom kühlen Blau geraderecht in die Leinwand gesogen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass in The Dark Knight der (für den Zuschauer erkennbare) Einsatz von Farbfiltern und -korrekturen im Vergleich zu Batman Begins stark zurückgeschraubt wurde.
Vor allem die atmosphärischen Kamerafahrten und einige der emotionaleren Sequenzen sind mit diesem (alb-)traumhaften Blauschleier eingehüllt, doch der Großteil des Films kommt ohne farbliche Veränderungen aus. Es wird gerade noch genug farblich verfremdet, um die aufgezählten Effekte zu erreichen. Die restlichen Szenen sind optisch in unserer Realität verwurzelt, verleihen dem Film somit einen beklemmenden Realismus, eine Glaubwürdigkeit, die Batman Begins mit seiner Erwachsenencomic-Farbästhetik nicht erreichen konnte. Was das Kinopublikum in The Dark Knight zu sehen bekommt, könnte genauso gut nicht in Gotham, sondern in der nächstbesten Großstadt spielen.
Exakt dies spielt in die Hände der ohnehin schon beängstigend allgegenwärtigen Figur des Jokers, dessen ausgetüftelter Raubüberfall auf eine Bank den furiosen Auftakt des Films bildet.
Leichtfertig könnte manch Kritiker den ausführlich gezeigten Raubüberfall als für die Handlung des Films hinlässig bezeichnen, als bloßen Schauwert, der The Dark Knight möglichst adrenalingeladen beginnen lassen soll, um so die nach Action gierende Zielgruppe frühzeitig zu befriedigen.
Doch der Überfall des Jokers mit seinen Clowns-Gehilfen hat für den Film eine unersätzliche Funktion. So zeigt er nicht nur gleich zu Beginn, wie perfide durchdacht die Aktionen des Jokers sind, er führt dem Zuschauer auch die skrupellose und unberechenbare Ader dieses mit Clownsschminke bemalten Verbrechers vor. Am wichtigsten ist allerdings, dass wir durch diese ausführliche Sequenz einen Vergleichswert bekommen, der während des Films bei vielen Zuschauern sicherlich nur unterbewusst von Bedeutung ist, aber dennoch wichtig für die in The Dark Knight behandelte Thematik ist.
Bevor sich der Joker erstmals mit Gothams mythenumwobenen Rächer im Fledermauskostüm beschäftigt, präsentiert er sich als gewissenloser Meisterverbrecher mit viel Hang zur Theatralik und aufwändigen Schachzügen. Dennoch beschränken sich seine Taten auf reine Verbrechen wie Mord und Raub. Er scheint noch gewisse Motive zu haben, auch wenn diese von seinem Wahnsinn in den Schatten gestellt werden.
Erst als der Joker unangekündigt bei einer Versammlung von Gothams Unterwelt auftaucht und den Ganoven den Spiegel vor die Augen hält, ihnen erklärt, dass sie seit Batman in Gotham sein Wesen treibt ängstlich und vorsichtig werden, wächst der Joker über sich hinaus.
Das erste Treffen zwischen der Mafia und dem Joker gehört zu den Highlights des Films und dieses Kinojahres. Zu faszinierend ist das psychopatische Wesen des Jokers, den der verstorbene Heath Ledger bis in die feinste Nuance zeichnet. Seine Mimik und Gestik sind hypnotisch, der versiffte Sprachduktus abstoßend, der Tonfall und das diabolische Glänzen in den Augen abstoßend. Das verwaschene Make-Up und die auffällige, unpassende und ungepflegte Kleidung vervollständigen das Bild dieses Psychopaten. Seine abfällige Rede vor der versammelten Unterwelt trägt er mit einer solchen Selbstüberzeugung vor, sein Verhalten und Humor sind so zynisch und menschenverachtend (Stichwort "Zaubertrick"), dass einem nichts anders übrig bleibt als ungläubig auf die Leinwand zu starren. Sein Joker ist faszinierend und abschreckend zugleich.
Es ist diese Szene, die den wahren Joker in den Film einführt. Der skrupellose Meisterverbrecher aus dem Intro tritt hier zurück und macht Platz für einen Wahnsinnigen, der sich mit einer dunklen Ikone messen will. Doch sogar dieses Motiv, den Mord an Batman, verliert der Joker im Laufe des Films. Aus dem Joker wird ein psychopatischer Größenwahnsinniger, der mit seinen Terroranschlägen Gotham in Anarchie und Chaos stürzen will, ein pyromanischer, paranoider Spinner, der seinen Widersachern am liebsten mit Messern gegenüber tritt, da sie ihn im Gegensatz zu Schuswaffen den Schmerz und die Angst seiner Opfer spüren lassen. Ein Verrückter, der beweisen will, dass jeder so wie er werden kann.
Batman macht den Joker erst komplett, ohne diesen scheinbar übermenschlichen Kämpfer für das Gute könnte er gar nicht völlig aufblühen. Und ohne solche absoluten Inkarnationen der Bösartigkeit könnte Batman nicht wachsen, vom Rächer zum dunklen Ritter aufsteigen.
Es ist diese Paradoxität, die Nolans Batman qualitativ über andere Superhelden stellt. Spider-Man beschwört in Raimis Trilogie keine weiteren Mutanten herauf, doch Batmans theatralischer (und notwendiger) Kampf gegen den Abschaum Gothams erschafft solch gefährlichere Bedrohungen für den Frieden wie den Joker.
Unter anderem auch deshalb gedenkt Bruce Wayne auch im Laufe von The Dark Knight sein Fledermauskostüm und seine hochtechnische Ausrüstung an den Nagel zu hängen.
Sein Hauptgrund ist jedoch der Staranwalt Harvey Dent, der als strahlender, weißer Ritter auftaucht und ohne ein Anzeichen von Angst in Gotham aufräumt. Mit seiner sympatisch-strahlenden Art bei öffentlichen Auftritten und Pressekonferenzen bringt er Ordnung und Hoffnung nach Gotham, dient als Vorbild für die Menschen Gothams.
Dent ist dabei auch der neue Mann im Leben von Bruces Jugendliebe Rachel Dawes, dieses Mal gespielt von Maggie Gyllenhaal, anstatt von Katie Holmes, die noch in Batman Begins die Rolle verkörperte, sich dann jedoch bei den Gagenforderungen für The Dark Knight übernahm.
Holmes' misslungenes pokern um ihr Gehalt ist ironischerweise ein Glücksfall für The Dark Knight. Während Neubesetzungen alter Rollen im Normalfall den Zuschauer aus dem Film reißen und negativ auffallen, passt sich Gyllenhaal viel besser in den restlichen Film ein, als es Holmes könnte. Gyllenhaals Interpretation der Rolle wirkt erschöpfter und mitgenommener von den Vorfällen in Gotham.
Doch auch Gyllenhaals Rachel wird von den Männern im Film an die Wand gespielt, überraschenderweise auch von Aaron Eckhart als Harvey Dent. Dessen Rolle wirkte in den Trailern zu The Dark Knight noch als mögliche Achillesferse des Films. Dent erweckte den Anschein, als sei seine Funktion im Film hauptsächlich die eines Nebenbuhlers, der Bruce Wayne an seinem Doppelleben zweifeln lässt. Erinnerungen an ein Spider-Man-typisches, tränenreiches Liebesdreick wurden wach, ein Handlungsfaden, der nur schwerlich in Nolans Psychogramm Batmans passen würde.
Zum Glück täuschten die Trailer. In The Dark Knight wird früh deutlich, welche Charaktere das feste Liebespaar sind, und dass sich das Drama um Rachel Dawes vornehmlich in Waynes Kopf abspielt. Bruce Wayne stürzt sich nicht in jugendlichen Liebeskummer, sondern verrennt sich aufgrund der Vorkomnisse weiter in seine Doppelrolle als oberflächlicher Milliardär und depressiver Fledermausritter, beginnt jedoch auch stärker an diesem Leben zu zweifeln.
Eckharts Harvey Dent ist außerdem, entgegengesetzt zu dem Eindruck, den die Trailer hinterließen, eine sehr sympatisch gespielte Figur, die hinter ihrer strahlenden Oberfläche auch kleine Schrullen aufweist (das scherzhafte Münzewerfen um eine Entscheidung zu treffen) und lässt so auch Raum zur Identifikation, die der Joker und Batman dem normalen Zuschauer nicht bieten. Umso tragischer ist Dents Absturz, den der Film zunächst langsam, dann urplötzlich mit einem Knalleffekt aufzeichnet. Als Two-Face kann Eckhart sein Spiel weiter aufdrehen und zugleich liefert der Film mit dem verbrannten Gesicht Dents einen schaurig-ekligen Spezialeffekt ab, der Dents Charakterwandlung auf drastische Weise verbildlicht.
Zuvor gibt Harvey Dent dem Film jedoch auch über weite Strecken das Flair eines spannenden Polit-Thrillers, der die Geschichte des einsamen Kampfes gegen eine von Korruption zerfressene Stadt erzählt. Die Sequenzen, in denen Harvey Dent die bestimmende Figur ist, sind nicht nur ein Hauptgrund dafür, dass der Zuschauer streckenweise völlig vergisst einen Comicfilm zu sehen, sondern letzten Endes auch der realistischste, da alltäglichste, Teil des Films. Dank Eckhart und Nolans Regie bleiben diese Szenen jedoch auch genauso spannend, wie Batmans Kampf gegen die Unterwelt oder die Terroranschläge des Jokers.
Bei all diesen Elementen ist es erstaunlich, wie einheitlich das Filmerlebnis von The Dark Knight bleibt. Im Grunde erzählt der Film nicht etwa eine Hauptgeschichte mit mehreren Nebenplots, sondern eine komplexe, zusammenhängende Tragödie, die aus mehreren einzelnen Fäden gestickt wird. So unabhänig manche der Szenen eingangs auch wirken, am Ende des Films wird klar, dass alles Teil des Gesamtbilds ist. Fast schon wie ein überdimensionales Mosaik.
Ob die Geschichte Dents, Batmans oder die des Jokers, der zu Beginn des Films ausgiebig ausgebreitete Einsatz Batmans in Hong Kong oder eine der zahlreichen anderen zum Gesamtkomplex zählenden Geschichten: The Dark Knight erzählt im Grunde genommen nur eins - die Geschichte, wie Batman erkennen muss, dass bevor es besser wird, erst alles eine schlimmere Wendung nehmen muss. The Dark Knight ist eine episch erzählte griechische Tragödie, deren Ausgang nicht nur unvermeidlich, sondern leider auch nötig ist.
Es ist auch diese Geschichte, die zusammen mit den handelnden Charakteren im Fokus des komplexen Thrillers steht. Christopher Nolan und seine Co-Autoren (sein Bruder Jonathan und der Comicbuch-Autor David S. Goyer) behandeln die zahlreichen Themen in The Dark Knight (etwa die Frage nach Recht und Unrecht, die Analyse des Heldentums und allem, was einen wahren Helden auszeichnet, die Bedeutung von Selbstaufopferung und der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für eine funktionierende Gesellschaft oder auch die Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Sinn) allesamt mit der ihnen gebührenden Seriosität, stellen sich dabei jedoch nie auf ein Podest und erwarten Demut von seiten der Zuschauer. Viele Kritiker loben den Anspruch, den The Dark Knight erhebt und schlussfolgern, dass Nolan seine Zuschauer und sein Material respektiert. Doch viele vergessen dabei, dass sich der Respekt Nolans gegenüber seiner Zuschauer auch darin äußert, dass er sich und die im Film angessprochenen Themen nicht wichtiger nimmt als die zahlreichen Zuschauer.
Die Autoren schneiden die philosophischen Fragen, die emotionale Thematik und die psychologischen Analysen während des Films viel mehr lediglich im vorbeigehen an:
The Dark Knight versteht sich trotz seines Anspruchs als hervorragende, durchdachte Geschichte mit dreidimensionalen Protagonisten und fühlt sich keinesfalls wie das Ergebnis einer intellektuellen Debatiergruppe an. Zu keinem Zeitpunkt werden die grundlegenden Motive des Films und seine Beobachtungen in den Fokus gerückt.
In diesem Falle, hätte es auch nur eine Verschlechterung des Filmgenusses zur Folge. Gerade der Umstand, dass Nolan es vermag mit The Dark Knight auf außerordentlich fesselnde Weise den Kinozuschauer zu unterhalten - was sein Hauptziel ist - und zusätzlich solch komplexe Gedankenkonstrukte aufzubauen und das Publikum zu fordern ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der Faszination, die der Film ausübt.
Ein solches Kunststück gelingt leider nur den wenigsten.
Nolan ist dabei auch den zahlreichen Nebendarstellern des Films Dank geschuldet, denn nicht nur das zentrale Trio um Ledger, Bale und Eckhart treibt den Film vorran. Auch das restliche, bis ins Detail perfekt gecastete Ensemble gibt sein bestes. Besonders Gary Oldman, Michael Caine und Morgan Freeman, deren Rollen bereits in Batman Begins etabliert wurden liefern vorzügliche Leistungen ab.
Ebenfalls zurückgekehrt sind Hans Zimmer und James Newton Howard, die gemeinsam den Score zu Batman Begins schufen und nun auch The Dark Knight musikalisch untermalen. Auffällig ist dabei die Zurückhaltung des Scores, der mehr auf bedrohliche und zurückhaltende Themen setzt. Lediglich das Joker-Thema und das heroische Batman-Stück fallen stärker aus dem Rahmen, wobei das frenetische und in sich zerrissene Joker-Thema selbstverständlich der Figur geschuldet ist. Das Batman-Thema dagegen kommt im Film nur zweimal zum Einsatz und dient mit seinem auffälligen, heldenhaften Klang als falsche Fährte, lässt den Zuschauer vermuten dass von nun an alles besser wird. Eine wirklich kluge Verwendung des Stückes, die ein Lob verdient. Genauso wie die Entscheidung, die zentrale Verfolgungsjagd im Film (Batman verfolgt den Joker, der Harvey Dent verfolgt) nahezu gänzlich ohne musikalische Untermalung oder filmische Kunstgriffe wie Zeitlupe oder übertriebene Kamerazooms auf Zelluloid zu bannen.
Generell ist die Einbettung der Actionszenen in den restlichen Film nahezu beispiellos. Im Grunde ist es ein Frevel zu sagen, dass die Actionsequenzen in die Handlung eingebettet wurden - sie sind vielmehr ein unvermeidlicher und natürlicher Bestandteil eben dieser. Die technisch perfekt eingefangenen, pompösen Verfolgungsjagden, testosteron- und wutgetränkten Kampfsequenzen und die bedohlich realistischen Terroranschläge des Jokers gehören ebenso zur Entwicklung des dunklen Ritters, wie die beklemmend-intensiven Verhöhrungsszenen oder die geistesgestörten, von Ledger (bzw. seiner Synchronstimme Simon Jäger) bis zur beängstigenden Perfektion vorgetragenden, Monologe des Jokers.
Die gigantischen Explosionen in The Dark Knight, bei denen riesige, glühend rote Feuerbälle sich blitzschnell in beunruhigende, alles verdunkelnde schwarze Rauchbälle verwandeln sind ebenso atemberaubend, wie die ohne Hilfe von Computern geschaffenen Fahr- und Flugzeug-Stungs. So weit die Computertechnik auch fortgeschritten sein mag, es ist noch immer viel beeindruckender wenn das auf der Leinwand gezeigte Bild, eines unter lautem Krakeelen und Knirschen umstürzenden Lastwagens bei den Dreharbeiten in echt eingefangen wurde. Nur echte, blitzblanke Karosserien zahlloser Polizweiwagen zeigen bei einem Auffahrunfall die von Nolan erzielte Wirkung beim Publikum, und keine seelenlosen CGI-Wagen.
Sicherlich hat dies das Budget der Produktion ebenso in die Höhe getrieben, wie die zahlreichen Dreharbeiten vor Ort (auch in Hong Kong) und mit mühevoll erbauten Modellen im Gegensatz zum Einsatz von am Computer erstellten Skylines, doch wie der weltweit überragende Erfolg von The Dark Knight beweist, lohnte sich diese Investition auch wirtschaftlich. Vor allem jedoch zahlt es sich für das Publikum aus, das in einer handfesten Geschichte auch handgemachte Zerstörung zu sehen bekommt.
Passend zur Atmosphäre des Films ist in Sachen Action auch ein Unterschied darin festzustellen, wie Nolan, sein Kameramann Pfister und der Cutter Lee Smith (Master and Commander, Batman Begins, Prestige) die Mann-gegen-Mann-Kämpfe präsentieren, und wie die Verfolgungsjagden und Fluchten oder auch die Anschläge des Jokers eingefangen wurden. Während die großen Actionstücke in Weitaufnahmen gezeigt werden und das Publikum - sowie die handelnden Figuren - nahezu ohnmächtig zu Zeugen der unaufhaltsamen Katastrophen oder der so unwirklich wirkenden, aber machbaren Wendemanöver in den Verfolgungsjaden. Faust- und zu gewissem Grade auch Messerkämpfe in The Dark Knight sind dagegen mit Handkamera aufgenommen, der Zuschauer ist nah am Geschehen, geradezu mittendrin und weiß nicht wie ihm geschieht. Dieses Mal jedoch nicht aufgrund der erdrückenden und schockierenden Ausmaße des Ereignisses, sondern aufgrund der Hektik und Unübersichtlichkeit.
Gingen Nolan und Lee Smith bei Batman Begins jedoch zuweit und machten die Faustkämpfe zu unübersichtlich, lernte man mittlerweile dazu. Nur in wenigen, kurzen Fällen hätte ein etwas langsamerer Schnitt mir persönlich besser gefallen, großteils aber fand das Team nun die richtige Dosis bedrohlicher Orientierungslosigkeit.
Im Gegensatz zu Nolans bisherigen Werken, wird The Dark Knight auch nahezu gänzlich chronologisch erzählt, von zwei kurzen Momenten abgesehen, in denen Charaktere einen Monolog halten und während dessen die Zeit kurz springt, um nach dem Monolog wieder am vorherigen Punkt anzuschließen.
Die neu gewonnene, chronlogische Übersichtlichkeit Nolans ist allerdings nicht etwa aus einem Versuch sich beim Massenpublikum anzubiedern heraus entstanden, sondern entstand eindeutig zu Gunsten der beklemmenden Atmosphäre. The Dark Knight wirkt nur dann so beklemmend, wenn der Zuschauer glauben kann, dass all die gezeigten Ereignisse genauso gerade jetzt passieren könnten. Batman Begins - als Psychogramm eines dunklen Helden, benötigte Rückblicke, doch die tragische Heldenprüfung Batmans würde dadurch nur zerrissen.
Auch dass der Joker im Gegensatz zu Batman keine Entstehungsgeschichte erhält ist Teil des Gedankenkomplex Nolans bei der Gestaltung des Films. Nur so, als absolutes Böses kann er diese bedrohliche Wirkung entfalten. Er taucht plötzlich auf und dominiert Gotham. Auf gewisse Weise erinnert der Joker in The Dark Knight deshalb auch an Javier Bardems Rolle in No Country for Old Men, den ähnlich bedrohlichen und mysteriös-absoluten Anton Chigurh.
Anspruchsvolle Kinounterhaltung ist für Christopher Nolan alles andere als Neuland, schließlich zeichnete er sich nicht nur für solche Kinojuwelen wie Prestige verantwortlich, sondern auch für Batman Begins, eben jene lose Comicadaption, die den Grundstein für die Reanimation des Batman-Franchises legte. Versiert erzählte Nolan in Batman Begins den Werdegang Bruce Waynes, den Sohn eines Multimilliardärs mit Schuldgefühlen, zum Gerechtigkeit selber in die Hand nehmenden Retter einer in Kriminalität versunkenen Stadt.
Die während dieser Geschichte angeschnittenen Themen sind Mut, die Frage nach den Grenzen von Selbstgerechtigkeit und vor allem die ausführliche Erörterung des Angstgefühls, welches im Film als zentrales Leitmotiv Batmans fungiert und auch dem psychisch labilen Dr. Jonathan Crane alias Scarecrow seine Macht verleiht.
Batman Begins wusste mit seiner Dramatik und thematischen Tiefe die Kinozuschauer zu überraschen, vor allem jene, die sich noch mit Grauen an Joel Schumachers knatschbunten und quirlig-sinnbefreiten Batman & Robin erinnerten.
Der Superheldenfilm ist durch Nolan endgültig erwachsen geworden. Holten ihn die Spider-Man-Filme unter der Regie Sam Raimis bereits aus den Kinderschuhen und jagten ihn mit einer das Publikum begeisterten Verquickung von Leichtigkeit und Nachdenklichkeit in die Pubertät - mitsamt den dazugehörenden Sinneskrisen und Phasen der Selbstfindung, schien die Metamorphose der Strumpfhosen- und Capeträger nun abgeschlossen.
Doch wie The Dark Knight beweist, war Batman Begins lediglich eine Vorübung, der Appetitanreger zu einem aufwändig zubereiteten, köstlich verzierten und vorzüglich mundenden Gourmet-Mahl.
The Dark Knight ist zwar, und daran besteht kein Zweifel, eine konsequente Weiterführung seines Vorgängers, zugleich jedoch auch ein gänzlich eigenständiger Film mit anderem Erzählstil und einer eigenen Atmosphäre. Allein schon die Farbästhetik in The Dark Knight macht den aufmerksamen Zuschauer darauf aufmerksam. Wählte Nolan in Batman Begins nahezu durchgehend eine Palette von Braun-, Orange- und Schwarztönen, welche dem Film einen erdigen, bodenständigen, jedoch auch einschüchternden Comiclook verliehen, dominieren in den stilisierten Szenen kühle und dunkle Blautöne das von Nolans Stamm-Kameramann Wally Pfister virtuos eingefangene Bild. Batmans Welt erscheint dank dieses neuen Farbcodes weniger schmutzig und rettungslos verloren, bleibt dennoch von der unseren distanziert.
Durch den Blaufilter verleihen Nolan und Pfister ferner den beeindruckenden Kamerafahrten durch Gothams und Hong Kongs Häuscherschluchten eine hypnotische Wirkung - der dank den gekonnt ausgewählten Kamerawinkeln ohnehin schon in der bedrückenden Großstadtwelt gefangene Zuschauer wird vom kühlen Blau geraderecht in die Leinwand gesogen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass in The Dark Knight der (für den Zuschauer erkennbare) Einsatz von Farbfiltern und -korrekturen im Vergleich zu Batman Begins stark zurückgeschraubt wurde.
Vor allem die atmosphärischen Kamerafahrten und einige der emotionaleren Sequenzen sind mit diesem (alb-)traumhaften Blauschleier eingehüllt, doch der Großteil des Films kommt ohne farbliche Veränderungen aus. Es wird gerade noch genug farblich verfremdet, um die aufgezählten Effekte zu erreichen. Die restlichen Szenen sind optisch in unserer Realität verwurzelt, verleihen dem Film somit einen beklemmenden Realismus, eine Glaubwürdigkeit, die Batman Begins mit seiner Erwachsenencomic-Farbästhetik nicht erreichen konnte. Was das Kinopublikum in The Dark Knight zu sehen bekommt, könnte genauso gut nicht in Gotham, sondern in der nächstbesten Großstadt spielen.
Exakt dies spielt in die Hände der ohnehin schon beängstigend allgegenwärtigen Figur des Jokers, dessen ausgetüftelter Raubüberfall auf eine Bank den furiosen Auftakt des Films bildet.
Leichtfertig könnte manch Kritiker den ausführlich gezeigten Raubüberfall als für die Handlung des Films hinlässig bezeichnen, als bloßen Schauwert, der The Dark Knight möglichst adrenalingeladen beginnen lassen soll, um so die nach Action gierende Zielgruppe frühzeitig zu befriedigen.
Doch der Überfall des Jokers mit seinen Clowns-Gehilfen hat für den Film eine unersätzliche Funktion. So zeigt er nicht nur gleich zu Beginn, wie perfide durchdacht die Aktionen des Jokers sind, er führt dem Zuschauer auch die skrupellose und unberechenbare Ader dieses mit Clownsschminke bemalten Verbrechers vor. Am wichtigsten ist allerdings, dass wir durch diese ausführliche Sequenz einen Vergleichswert bekommen, der während des Films bei vielen Zuschauern sicherlich nur unterbewusst von Bedeutung ist, aber dennoch wichtig für die in The Dark Knight behandelte Thematik ist.
Bevor sich der Joker erstmals mit Gothams mythenumwobenen Rächer im Fledermauskostüm beschäftigt, präsentiert er sich als gewissenloser Meisterverbrecher mit viel Hang zur Theatralik und aufwändigen Schachzügen. Dennoch beschränken sich seine Taten auf reine Verbrechen wie Mord und Raub. Er scheint noch gewisse Motive zu haben, auch wenn diese von seinem Wahnsinn in den Schatten gestellt werden.
Erst als der Joker unangekündigt bei einer Versammlung von Gothams Unterwelt auftaucht und den Ganoven den Spiegel vor die Augen hält, ihnen erklärt, dass sie seit Batman in Gotham sein Wesen treibt ängstlich und vorsichtig werden, wächst der Joker über sich hinaus.
Das erste Treffen zwischen der Mafia und dem Joker gehört zu den Highlights des Films und dieses Kinojahres. Zu faszinierend ist das psychopatische Wesen des Jokers, den der verstorbene Heath Ledger bis in die feinste Nuance zeichnet. Seine Mimik und Gestik sind hypnotisch, der versiffte Sprachduktus abstoßend, der Tonfall und das diabolische Glänzen in den Augen abstoßend. Das verwaschene Make-Up und die auffällige, unpassende und ungepflegte Kleidung vervollständigen das Bild dieses Psychopaten. Seine abfällige Rede vor der versammelten Unterwelt trägt er mit einer solchen Selbstüberzeugung vor, sein Verhalten und Humor sind so zynisch und menschenverachtend (Stichwort "Zaubertrick"), dass einem nichts anders übrig bleibt als ungläubig auf die Leinwand zu starren. Sein Joker ist faszinierend und abschreckend zugleich.
Es ist diese Szene, die den wahren Joker in den Film einführt. Der skrupellose Meisterverbrecher aus dem Intro tritt hier zurück und macht Platz für einen Wahnsinnigen, der sich mit einer dunklen Ikone messen will. Doch sogar dieses Motiv, den Mord an Batman, verliert der Joker im Laufe des Films. Aus dem Joker wird ein psychopatischer Größenwahnsinniger, der mit seinen Terroranschlägen Gotham in Anarchie und Chaos stürzen will, ein pyromanischer, paranoider Spinner, der seinen Widersachern am liebsten mit Messern gegenüber tritt, da sie ihn im Gegensatz zu Schuswaffen den Schmerz und die Angst seiner Opfer spüren lassen. Ein Verrückter, der beweisen will, dass jeder so wie er werden kann.
Batman macht den Joker erst komplett, ohne diesen scheinbar übermenschlichen Kämpfer für das Gute könnte er gar nicht völlig aufblühen. Und ohne solche absoluten Inkarnationen der Bösartigkeit könnte Batman nicht wachsen, vom Rächer zum dunklen Ritter aufsteigen.
Die Nacht ist am dunkelsten vor der Dämmerung
Es ist diese Paradoxität, die Nolans Batman qualitativ über andere Superhelden stellt. Spider-Man beschwört in Raimis Trilogie keine weiteren Mutanten herauf, doch Batmans theatralischer (und notwendiger) Kampf gegen den Abschaum Gothams erschafft solch gefährlichere Bedrohungen für den Frieden wie den Joker.
Unter anderem auch deshalb gedenkt Bruce Wayne auch im Laufe von The Dark Knight sein Fledermauskostüm und seine hochtechnische Ausrüstung an den Nagel zu hängen.
Sein Hauptgrund ist jedoch der Staranwalt Harvey Dent, der als strahlender, weißer Ritter auftaucht und ohne ein Anzeichen von Angst in Gotham aufräumt. Mit seiner sympatisch-strahlenden Art bei öffentlichen Auftritten und Pressekonferenzen bringt er Ordnung und Hoffnung nach Gotham, dient als Vorbild für die Menschen Gothams.
Dent ist dabei auch der neue Mann im Leben von Bruces Jugendliebe Rachel Dawes, dieses Mal gespielt von Maggie Gyllenhaal, anstatt von Katie Holmes, die noch in Batman Begins die Rolle verkörperte, sich dann jedoch bei den Gagenforderungen für The Dark Knight übernahm.
Holmes' misslungenes pokern um ihr Gehalt ist ironischerweise ein Glücksfall für The Dark Knight. Während Neubesetzungen alter Rollen im Normalfall den Zuschauer aus dem Film reißen und negativ auffallen, passt sich Gyllenhaal viel besser in den restlichen Film ein, als es Holmes könnte. Gyllenhaals Interpretation der Rolle wirkt erschöpfter und mitgenommener von den Vorfällen in Gotham.
Doch auch Gyllenhaals Rachel wird von den Männern im Film an die Wand gespielt, überraschenderweise auch von Aaron Eckhart als Harvey Dent. Dessen Rolle wirkte in den Trailern zu The Dark Knight noch als mögliche Achillesferse des Films. Dent erweckte den Anschein, als sei seine Funktion im Film hauptsächlich die eines Nebenbuhlers, der Bruce Wayne an seinem Doppelleben zweifeln lässt. Erinnerungen an ein Spider-Man-typisches, tränenreiches Liebesdreick wurden wach, ein Handlungsfaden, der nur schwerlich in Nolans Psychogramm Batmans passen würde.
Zum Glück täuschten die Trailer. In The Dark Knight wird früh deutlich, welche Charaktere das feste Liebespaar sind, und dass sich das Drama um Rachel Dawes vornehmlich in Waynes Kopf abspielt. Bruce Wayne stürzt sich nicht in jugendlichen Liebeskummer, sondern verrennt sich aufgrund der Vorkomnisse weiter in seine Doppelrolle als oberflächlicher Milliardär und depressiver Fledermausritter, beginnt jedoch auch stärker an diesem Leben zu zweifeln.
Eckharts Harvey Dent ist außerdem, entgegengesetzt zu dem Eindruck, den die Trailer hinterließen, eine sehr sympatisch gespielte Figur, die hinter ihrer strahlenden Oberfläche auch kleine Schrullen aufweist (das scherzhafte Münzewerfen um eine Entscheidung zu treffen) und lässt so auch Raum zur Identifikation, die der Joker und Batman dem normalen Zuschauer nicht bieten. Umso tragischer ist Dents Absturz, den der Film zunächst langsam, dann urplötzlich mit einem Knalleffekt aufzeichnet. Als Two-Face kann Eckhart sein Spiel weiter aufdrehen und zugleich liefert der Film mit dem verbrannten Gesicht Dents einen schaurig-ekligen Spezialeffekt ab, der Dents Charakterwandlung auf drastische Weise verbildlicht.
Zuvor gibt Harvey Dent dem Film jedoch auch über weite Strecken das Flair eines spannenden Polit-Thrillers, der die Geschichte des einsamen Kampfes gegen eine von Korruption zerfressene Stadt erzählt. Die Sequenzen, in denen Harvey Dent die bestimmende Figur ist, sind nicht nur ein Hauptgrund dafür, dass der Zuschauer streckenweise völlig vergisst einen Comicfilm zu sehen, sondern letzten Endes auch der realistischste, da alltäglichste, Teil des Films. Dank Eckhart und Nolans Regie bleiben diese Szenen jedoch auch genauso spannend, wie Batmans Kampf gegen die Unterwelt oder die Terroranschläge des Jokers.
Bei all diesen Elementen ist es erstaunlich, wie einheitlich das Filmerlebnis von The Dark Knight bleibt. Im Grunde erzählt der Film nicht etwa eine Hauptgeschichte mit mehreren Nebenplots, sondern eine komplexe, zusammenhängende Tragödie, die aus mehreren einzelnen Fäden gestickt wird. So unabhänig manche der Szenen eingangs auch wirken, am Ende des Films wird klar, dass alles Teil des Gesamtbilds ist. Fast schon wie ein überdimensionales Mosaik.
Ob die Geschichte Dents, Batmans oder die des Jokers, der zu Beginn des Films ausgiebig ausgebreitete Einsatz Batmans in Hong Kong oder eine der zahlreichen anderen zum Gesamtkomplex zählenden Geschichten: The Dark Knight erzählt im Grunde genommen nur eins - die Geschichte, wie Batman erkennen muss, dass bevor es besser wird, erst alles eine schlimmere Wendung nehmen muss. The Dark Knight ist eine episch erzählte griechische Tragödie, deren Ausgang nicht nur unvermeidlich, sondern leider auch nötig ist.
Es ist auch diese Geschichte, die zusammen mit den handelnden Charakteren im Fokus des komplexen Thrillers steht. Christopher Nolan und seine Co-Autoren (sein Bruder Jonathan und der Comicbuch-Autor David S. Goyer) behandeln die zahlreichen Themen in The Dark Knight (etwa die Frage nach Recht und Unrecht, die Analyse des Heldentums und allem, was einen wahren Helden auszeichnet, die Bedeutung von Selbstaufopferung und der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für eine funktionierende Gesellschaft oder auch die Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Sinn) allesamt mit der ihnen gebührenden Seriosität, stellen sich dabei jedoch nie auf ein Podest und erwarten Demut von seiten der Zuschauer. Viele Kritiker loben den Anspruch, den The Dark Knight erhebt und schlussfolgern, dass Nolan seine Zuschauer und sein Material respektiert. Doch viele vergessen dabei, dass sich der Respekt Nolans gegenüber seiner Zuschauer auch darin äußert, dass er sich und die im Film angessprochenen Themen nicht wichtiger nimmt als die zahlreichen Zuschauer.
Die Autoren schneiden die philosophischen Fragen, die emotionale Thematik und die psychologischen Analysen während des Films viel mehr lediglich im vorbeigehen an:
The Dark Knight versteht sich trotz seines Anspruchs als hervorragende, durchdachte Geschichte mit dreidimensionalen Protagonisten und fühlt sich keinesfalls wie das Ergebnis einer intellektuellen Debatiergruppe an. Zu keinem Zeitpunkt werden die grundlegenden Motive des Films und seine Beobachtungen in den Fokus gerückt.
In diesem Falle, hätte es auch nur eine Verschlechterung des Filmgenusses zur Folge. Gerade der Umstand, dass Nolan es vermag mit The Dark Knight auf außerordentlich fesselnde Weise den Kinozuschauer zu unterhalten - was sein Hauptziel ist - und zusätzlich solch komplexe Gedankenkonstrukte aufzubauen und das Publikum zu fordern ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der Faszination, die der Film ausübt.
Ein solches Kunststück gelingt leider nur den wenigsten.
Nolan ist dabei auch den zahlreichen Nebendarstellern des Films Dank geschuldet, denn nicht nur das zentrale Trio um Ledger, Bale und Eckhart treibt den Film vorran. Auch das restliche, bis ins Detail perfekt gecastete Ensemble gibt sein bestes. Besonders Gary Oldman, Michael Caine und Morgan Freeman, deren Rollen bereits in Batman Begins etabliert wurden liefern vorzügliche Leistungen ab.
Ebenfalls zurückgekehrt sind Hans Zimmer und James Newton Howard, die gemeinsam den Score zu Batman Begins schufen und nun auch The Dark Knight musikalisch untermalen. Auffällig ist dabei die Zurückhaltung des Scores, der mehr auf bedrohliche und zurückhaltende Themen setzt. Lediglich das Joker-Thema und das heroische Batman-Stück fallen stärker aus dem Rahmen, wobei das frenetische und in sich zerrissene Joker-Thema selbstverständlich der Figur geschuldet ist. Das Batman-Thema dagegen kommt im Film nur zweimal zum Einsatz und dient mit seinem auffälligen, heldenhaften Klang als falsche Fährte, lässt den Zuschauer vermuten dass von nun an alles besser wird. Eine wirklich kluge Verwendung des Stückes, die ein Lob verdient. Genauso wie die Entscheidung, die zentrale Verfolgungsjagd im Film (Batman verfolgt den Joker, der Harvey Dent verfolgt) nahezu gänzlich ohne musikalische Untermalung oder filmische Kunstgriffe wie Zeitlupe oder übertriebene Kamerazooms auf Zelluloid zu bannen.
Generell ist die Einbettung der Actionszenen in den restlichen Film nahezu beispiellos. Im Grunde ist es ein Frevel zu sagen, dass die Actionsequenzen in die Handlung eingebettet wurden - sie sind vielmehr ein unvermeidlicher und natürlicher Bestandteil eben dieser. Die technisch perfekt eingefangenen, pompösen Verfolgungsjagden, testosteron- und wutgetränkten Kampfsequenzen und die bedohlich realistischen Terroranschläge des Jokers gehören ebenso zur Entwicklung des dunklen Ritters, wie die beklemmend-intensiven Verhöhrungsszenen oder die geistesgestörten, von Ledger (bzw. seiner Synchronstimme Simon Jäger) bis zur beängstigenden Perfektion vorgetragenden, Monologe des Jokers.
Die gigantischen Explosionen in The Dark Knight, bei denen riesige, glühend rote Feuerbälle sich blitzschnell in beunruhigende, alles verdunkelnde schwarze Rauchbälle verwandeln sind ebenso atemberaubend, wie die ohne Hilfe von Computern geschaffenen Fahr- und Flugzeug-Stungs. So weit die Computertechnik auch fortgeschritten sein mag, es ist noch immer viel beeindruckender wenn das auf der Leinwand gezeigte Bild, eines unter lautem Krakeelen und Knirschen umstürzenden Lastwagens bei den Dreharbeiten in echt eingefangen wurde. Nur echte, blitzblanke Karosserien zahlloser Polizweiwagen zeigen bei einem Auffahrunfall die von Nolan erzielte Wirkung beim Publikum, und keine seelenlosen CGI-Wagen.
Sicherlich hat dies das Budget der Produktion ebenso in die Höhe getrieben, wie die zahlreichen Dreharbeiten vor Ort (auch in Hong Kong) und mit mühevoll erbauten Modellen im Gegensatz zum Einsatz von am Computer erstellten Skylines, doch wie der weltweit überragende Erfolg von The Dark Knight beweist, lohnte sich diese Investition auch wirtschaftlich. Vor allem jedoch zahlt es sich für das Publikum aus, das in einer handfesten Geschichte auch handgemachte Zerstörung zu sehen bekommt.
Passend zur Atmosphäre des Films ist in Sachen Action auch ein Unterschied darin festzustellen, wie Nolan, sein Kameramann Pfister und der Cutter Lee Smith (Master and Commander, Batman Begins, Prestige) die Mann-gegen-Mann-Kämpfe präsentieren, und wie die Verfolgungsjagden und Fluchten oder auch die Anschläge des Jokers eingefangen wurden. Während die großen Actionstücke in Weitaufnahmen gezeigt werden und das Publikum - sowie die handelnden Figuren - nahezu ohnmächtig zu Zeugen der unaufhaltsamen Katastrophen oder der so unwirklich wirkenden, aber machbaren Wendemanöver in den Verfolgungsjaden. Faust- und zu gewissem Grade auch Messerkämpfe in The Dark Knight sind dagegen mit Handkamera aufgenommen, der Zuschauer ist nah am Geschehen, geradezu mittendrin und weiß nicht wie ihm geschieht. Dieses Mal jedoch nicht aufgrund der erdrückenden und schockierenden Ausmaße des Ereignisses, sondern aufgrund der Hektik und Unübersichtlichkeit.
Gingen Nolan und Lee Smith bei Batman Begins jedoch zuweit und machten die Faustkämpfe zu unübersichtlich, lernte man mittlerweile dazu. Nur in wenigen, kurzen Fällen hätte ein etwas langsamerer Schnitt mir persönlich besser gefallen, großteils aber fand das Team nun die richtige Dosis bedrohlicher Orientierungslosigkeit.
Im Gegensatz zu Nolans bisherigen Werken, wird The Dark Knight auch nahezu gänzlich chronologisch erzählt, von zwei kurzen Momenten abgesehen, in denen Charaktere einen Monolog halten und während dessen die Zeit kurz springt, um nach dem Monolog wieder am vorherigen Punkt anzuschließen.
Die neu gewonnene, chronlogische Übersichtlichkeit Nolans ist allerdings nicht etwa aus einem Versuch sich beim Massenpublikum anzubiedern heraus entstanden, sondern entstand eindeutig zu Gunsten der beklemmenden Atmosphäre. The Dark Knight wirkt nur dann so beklemmend, wenn der Zuschauer glauben kann, dass all die gezeigten Ereignisse genauso gerade jetzt passieren könnten. Batman Begins - als Psychogramm eines dunklen Helden, benötigte Rückblicke, doch die tragische Heldenprüfung Batmans würde dadurch nur zerrissen.
Auch dass der Joker im Gegensatz zu Batman keine Entstehungsgeschichte erhält ist Teil des Gedankenkomplex Nolans bei der Gestaltung des Films. Nur so, als absolutes Böses kann er diese bedrohliche Wirkung entfalten. Er taucht plötzlich auf und dominiert Gotham. Auf gewisse Weise erinnert der Joker in The Dark Knight deshalb auch an Javier Bardems Rolle in No Country for Old Men, den ähnlich bedrohlichen und mysteriös-absoluten Anton Chigurh.
Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange, bis man selbst zum Schurken wird
Bei all dem Lob für The Dark Knight, vor allem gegenüber Ledgers Performance und der ausgeklügelten Handlung, befrüchten einige, dass der eigentliche Hauptcharakter des Films unterginge. Doch dies ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Es ist ganz klar die Geschichte Batmans, der durch die restlichen Charaktere und deren Handlungen neue Entscheidungen treffen muss. Es ist seine emotionale und psychologische Reise, die The Dark Knight erzählt.
Dementsprechend ausgewogen ist auch seine Screentime, die zwar hinter der von Batman Begins zurücksteckt, aber weiterhin groß genug ist. Christian Bale spielt Batman bzw. Bruce Wayne weiterhin sehr vielsichtig und mit spürbarer Hingabe. Dass man als Zuschauer am Ende von The Dark Knight dennoch hauptsächlich an den Joker denkt, ist niemandes Vergehen, sondern resultiert vor allem aus der Natur der Rolle und Ledgers aufgedrehtem Spiel. Grund zur Kritik ist das für mich keineswegs.
Genauso wenig, wie ich mir diese Beschwerde mancher Kritiker zu eigen machen möchte, stimme ich einer weiteren Kritik an The Dark Knight zu.
Manch einer hinterfragt nämlich, ob diese so realistisch erzählte Kriminalgeschichte über Terroranschläge überhaupt noch eine Batman-Geschichte ist. Viel mehr sei dies doch eine konventionelle, wenn auch hervorragend umgesetzte, Mafia- oder Actionthriller-Handlung, die man lediglich ins Batman-Universum transferierte, womöglich sogar nur um die zahlreichen Fans des Rächers ins Kino zu locken, die sonst daheim geblieben wären.
Doch auch wenn der grobe Plot und einige Sequenzen aus The Dark Knight sicherlich ebenso gut in einem solchen Film funktioniert hätten, so kann Nolans Handlungs- und Themenkomplex nur im Batmanuniversum seine volle Wirkung entfalten. Einzig in einem Batman-Film kann das Auftreten des Protagonisten so eine anarchische Gewaltwelle heraufbeschwören und nur so kann Harvey Dents Schicksal eine so radikale und metaphorische Wendung nehmen.
Nur mit Batman als Protagonist kann der Held so viele emotionale Bürden auf sich nehmen und tragische Opfer bringen, sich so tief in Depressionen versinken lassen und letzten Endes die folgenschwere, aber einzig konsequente Entscheidung treffen, dass er zum Wohle seiner Stadt zum dunklen Ritter werden muss.
Diese Stärke des Films bringt auch eine der wenigen Schwächen mit sich. Zwar funktioniert The Dark Knight problemlos als alleinstehender Film, doch noch mehr ist er eine detailliert erzählte Episode in einem noch größeren Erzählzyklus. Und der künftige dritte Part der nolan'schen Batman-Saga wird ein sehr schweres Erbe antreten müssen. Enttäuschungen sind nahezu vorprogrammiert. Es sei denn Nolan vollbringt erneut an cinastisches Wunder.
Dementsprechend ausgewogen ist auch seine Screentime, die zwar hinter der von Batman Begins zurücksteckt, aber weiterhin groß genug ist. Christian Bale spielt Batman bzw. Bruce Wayne weiterhin sehr vielsichtig und mit spürbarer Hingabe. Dass man als Zuschauer am Ende von The Dark Knight dennoch hauptsächlich an den Joker denkt, ist niemandes Vergehen, sondern resultiert vor allem aus der Natur der Rolle und Ledgers aufgedrehtem Spiel. Grund zur Kritik ist das für mich keineswegs.
Genauso wenig, wie ich mir diese Beschwerde mancher Kritiker zu eigen machen möchte, stimme ich einer weiteren Kritik an The Dark Knight zu.
Manch einer hinterfragt nämlich, ob diese so realistisch erzählte Kriminalgeschichte über Terroranschläge überhaupt noch eine Batman-Geschichte ist. Viel mehr sei dies doch eine konventionelle, wenn auch hervorragend umgesetzte, Mafia- oder Actionthriller-Handlung, die man lediglich ins Batman-Universum transferierte, womöglich sogar nur um die zahlreichen Fans des Rächers ins Kino zu locken, die sonst daheim geblieben wären.
Doch auch wenn der grobe Plot und einige Sequenzen aus The Dark Knight sicherlich ebenso gut in einem solchen Film funktioniert hätten, so kann Nolans Handlungs- und Themenkomplex nur im Batmanuniversum seine volle Wirkung entfalten. Einzig in einem Batman-Film kann das Auftreten des Protagonisten so eine anarchische Gewaltwelle heraufbeschwören und nur so kann Harvey Dents Schicksal eine so radikale und metaphorische Wendung nehmen.
Nur mit Batman als Protagonist kann der Held so viele emotionale Bürden auf sich nehmen und tragische Opfer bringen, sich so tief in Depressionen versinken lassen und letzten Endes die folgenschwere, aber einzig konsequente Entscheidung treffen, dass er zum Wohle seiner Stadt zum dunklen Ritter werden muss.
Diese Stärke des Films bringt auch eine der wenigen Schwächen mit sich. Zwar funktioniert The Dark Knight problemlos als alleinstehender Film, doch noch mehr ist er eine detailliert erzählte Episode in einem noch größeren Erzählzyklus. Und der künftige dritte Part der nolan'schen Batman-Saga wird ein sehr schweres Erbe antreten müssen. Enttäuschungen sind nahezu vorprogrammiert. Es sei denn Nolan vollbringt erneut an cinastisches Wunder.
1 Kommentare:
Tolle Kritik.
Wobei ich an zwei Stellen schon widersprechen muss. Auch wenn die Figur des Harvey Dent sehr überzeugend und vielschichtig eingeführt wird, enttäuscht seine charakterliche Entwicklung zu Two Face doch. Und das liegt in meinen Augen weder an seiner schauspielerischen Leistung noch an der Dramatik der Entwicklung der Figur, sondern der schlichten visuellen Überzeichnung. Klar ist es beeindruckend, Two face in dieser Art und Weise zu sehen, aber hat man hier meiner Meinung nach zu sehr aufgetragen. Vergleicht man einfache Standbilder miteinander, wird einem auffallen, dass die entstellte Gesichtshälfte zu rein und clean ist. Man erkennt jede Sehne, jeden Muskel.
Leider fördert das in meinen Augen nicht die Glaubwürdigkeit der Figur und lässt diese dadurch enorm absacken.
Zum Schnitt während der Verfolgungsjagden kann ich mich zum großen Teil deiner Meinung anschließen. Lange nicht hat man eine solch enorm fixierte und rudimentäre Umsetzung einer spannenden Verfolgungsjagd gesehen-
Trotz alledem gibt es einige Schnitte, die völlig aus dem Fluss ausbrechen und mich hinterfragen, warum man diese eingebaut hat.
Da fährt Batman mit seinem Batpod auf das Einkaufszentrum zu, die Tür ist noch geschlossen. Schnitt auf Batman der durch einen Flur fährt. Schnitt auf Batman, der eine Tür zerschießt, offensichtlich die Eingangstür zum EKZ und dann fährt er endlich durchs EKZ.
Total absurd.
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