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Sonntag, 25. Mai 2008

Indiana Jones und der Beitrag voller Spoiler


ACHTUNG! Wer diesen Beitrag liest, sollte sich dessen bewusst sein, dass hier SPOILER über Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel enthalten sind. Wer den Film noch nicht gesehen hat und sich überraschen lassen möchte, sollte nicht weiter lesen!

Die Zeit der Pressevorführungen und Vorpremieren mit enthusiastischen Indy-Fans und fanatischen Dauer-Kinogängern ist vorbei: Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel ist nun endgültig in seiner regulären Kinoauswertung angelangt und muss sich dem Urteil der Kino-Allgemeinheit stellen.

Am interessantesten sind hier klar die amerikanischen Zahlen, denn dort lebt Indys größte Fangemeinde. Am eigentlichen Starttag, dem Donnerstag, spielte der Hutträger laut Box Office Mojo immerhin 25.041.072 Dollar ein.
Das ist eine Menge Geld und so mancher Produzent von kleineren Filmen würde für solche einen Erfolg seine eigene Großmutter in ein Dimensionsschiff stecken, doch für einen Blockbuster dieser Größenordnung ist dieses Ergebnis mittlerweile nur noch mittelprächtig. Aufwändige Fortsetzungen von Massenphänomenen wie Indy sollten am eigentlichen Starttag in den USA schon über die 30 Millionen Hürde kommen.

Allerdings hat der wackere Held ja noch ältere Fans, die am verlängerten Wochenende (das die Amis ja gerade haben) noch reingehen könnten. Die Mitternachts-Previews haben zumindest einen guten Trend gezeigt: Allein diese haben 4 bis 6 Millionen Dollar eingespielt. Und gerade für solche Kinogänger, die um Mitternacht in vollen Kinosälen ihren großen Helden entgegenfiebern wurde Indy 4 doch gemacht...

Glaubt ihr nicht? Nun... gerade um dieses Thema zu besprechen habe ich mich aufgemacht extra ein Spoiler-Posting zu verfassen. Denn nun möchte ich mich auf einige der zahlreichen Szenen stürzen, die Indy 4 nur für die richtigen Kinofans eingebaut hat.
Ob diese den Film nun auch zu einem wahren Indy machen oder nicht, sollte jeder selber entscheiden. Aber zumindest hier gab man sich Mühe, den Fans zu gefallen (was man beim kontroversen Alien-Schluss nicht unbedingt sagen kann). Dem normalen Publikum wären kommende Szenen wohl egal gewesen...

Es geht schon früh im Film los, nämlich mit dem alten Paramount-Logo, das anstatt des aktuellen Logos verwendet wurde. Und, wie es in den anderen Indy-Filmen Tradition war, morpht das Logo auch dieses Mal in den Film über.
Doch statt eines stolzen Berges (Teil 1 und 3) oder wenigstens einer Gravur in einem Gong in einem edlen Nachtclub wandelt sich das Logo dieses Mal in einen kleinen Erdhaufen, hinter dem ein dumm dreinblickender Präriehund zum Vorschein kommt.

Und schon sind wir Mitten im Prolog des Films, der, genauso wie in den ersten drei Indy-Filmen, sich eines anderen Genres beginnt.

Begann Teil 1 noch als Dschungel-Abenteuer (während der Rest des Films zum Großteil in der Wüste spielte), entführte uns Teil 2 in ein großes Hollywood-Musical, welches in eine Szene mündete, die genauso gut aus einem James-Bond-Streifen stammen könnte.
Teil 3 begann mehr wie ein (familiengerechter) Western, und nun sind wir inmitten der 50er Jahre Jugendfilme mit Autorennen und Rockabilly. Das Rennen zwischen den wilden Teenies und den Armeefahrzeugen erinnert aber auch an den 1973 veröffentlichten American Grafitti, Lucas' letzte Regiearbeit vor seinem (bis heute dauernden) Ausflug ins Sci-Fi-Terrain.

Dann wäre Indiana Jones' erstes Wort. Ein widerwärtiges und entnervtes "Russen!"... Na, bei wem ist dank diesem Tonfall noch alles Indys großartig betontes "Nazis!" eingefallen? Das kann einfach kein Zufall sein!

Etwas auffälliger und eindeutiger die Anspielungen in der gesamten Lagerhallenszene. Schnell wird klar, dass dies hier die Lagerhalle aus der Abschlussszene des ersten Teils ist, wo die Bundeslade versteckt wurde. Und tatsächlich bekommen wir in dieser Lagerhalle mit der Nummer 51 (!) die Bundslade zu Gesicht, versteckt in einer Kiste, die durch den Kampf zwischen Indy und den Russen zersplittert.

Soviel also zu den Anspielungen und Parallelen, die man sicherlich auch fortführen kann, sollte es einen fünften Teil geben. Schwerer wird es schon, wenn man einen fünften Teil drehen möchte und eine andere Tradition fortführen will: Die der ekligen Tiere, die auf dem Weg zum Ziel Indiana und seine Begleiter aufhalten. Nach Schlangen, Käfern und anderem Ungeziefer jeglicher Art und Ratten nahm man dieses Mal Skorpione und Killerameisen. Was bleibt da noch übrig, frage ich mich?

Ich rechne mit einem herben Abfall in der Fortführung dieser Tradition - irgendwann wird es halt schwer den Vorgängern nachzueifern. Das merkte man ja schon im Finale dieses Filmes. Das Ende von Cate Blanchetts Charakter fällt im Vergleich mit dem Tod der Nazis in Teil 1 oder auch Donovans Zerfall zum Skelett und daraufhin zu Asche und Staub sehr herbe ab. Schmelzen, verbrennen, explodieren... Was soll da schon folgen? Der Tod der bösen Russin war ziemlich blutleer (Rating-Angst?) und auch ideenarm. Schade, aber vielleicht hat ein so schwacher Bösewicht auch nichts besseres verdient?

Zumindest waren die Referenzen an andere Kinoreihen schon origineller: Die gesamte Szene mit Indiana Jones und der Atombombe schreit geradezu nach den Bond-Filmen der Kalten-Krieg-Ära. Spätestens die Dekontaminierung Indys ist letztlich sogar eine klare Anspielung, die, wenn man bedenkt, dass Jones ja Spielbergs Ersatz für Bond ist, sogar richtig clever wirkt.

Etwas mehr im Vorbeilaufen darf Ford während des Finales sich selbst zitieren: Han Solos "Ich habe ein ziemlich mieses Gefühl..." kündigt auch in Indy 4 übles an. Hübsche, kleine und unaufdringliche Anspielung.

Eigentlich hätte nur eine Anspielung auf die "Vermächtnis"-Reihe gefehlt. Das gab es leider nicht, aber dafür erhielten Lucas, Spielberg und Ford die Quittung für das lange Warten auf einen Produktionsstart:
Mit der goldenen Stadt (von der gesprochen wird) und der extrem wackeligen Steinplattform als Eingang zu einer Grabkammer gab es gleich zwei Stellen an denen man als Zuschauer denken musste "Sorry, aber da war Nicolas Cage schon..."

Wobei inhaltlich natürlich Indiana Jones schneller war, denn sein Film spielt knapp 50 Jahre früher. Aber nun wird's verwirrend. Immer diese Zeitparadoxen...

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