Freitag, 22. Februar 2008
Rezension: Fast Tracks - No Limits
Ich habe es bereits angedeutet: Pro7s große Hoffnung "Fast Track - No Limits" muss sich meinem knallharten Urteil unterziehen. Der Pilotfilm zur international gedrehten, deutschen Actionserie über illegale Autorennen stammt aus der Feder des Monk-Autoren Lee Goldberg, Regie führte Axel Sand ("Crazy Race 3"), Produzent ist Herman Joha ("Alarm für Cobra 11"). Im Hinblick auf die Crew scheint es dementsprechend so, als wäre die Story das beste am Film? Naja... bei einem 08/15-Actioner nicht wirklich eine viel versprechende Aussicht.
Aber geben wir dem Film seine Chance. Irgendwann muss doch endlich wieder eine gute Serie aus deutschen Landen kommen, die nicht "Pastewka", "Stromberg" oder "Switch reloaded" heißt. Die Hoffnung stirbt zuletzt...
Die Hoffnung auf eine gute Story stirbt bei diesem Film trotzdem sehr früh. Die Figuren (und die Figurenkonstellation) stammen aus dem ersten Kapitel des "Actionfilm 1x1". Da haben wir einen stets zu spät kommenden Pizzalieferanten mit dunkler Vergangenheit und Benzin im Blut, einen überehrgeizigen Polizisten und seinen übervorsichtigen Partner, einen düsteren Gangster aus dem Ausland, eine weibliche Mechanikerin deren Werkstatt vor dem Ruin steht und sich nur noch mittels Preisgelder aus illegalen Straßenrennen über Wasser halten kann und eine reiche, verwöhnte Blondine. Wie es der Zufall so will sind die Wege dieser Figuren natürlich auch eng ineinander verwoben: Der Pizzajunge wirft ein Auge auf die reiche Ehefrau, die Mechanikerin ist mit dem ehrgeizigen Polizisten im Bett und so weiter, und so weiter. Diese irren Verwebungen die dank der Selbstverständlichkeit, mit der sie präsentiert werden, ein Augenrollen nach dem anderen entlocken sind wegweisend für die Szenen zwischen den Actionsequenzen. Da treffen mittelmäßiges Schauspiel, schmalzige Musik und ach-so-betroffen machende Überkreuzungen, in denen die eine Figur der anderen im Weg steht aufeinander.
Der Pilotfilm-Aspekt is nicht zu übersehen: All diese Verwebungen von Figuren, die mehr oder weniger widerwillig den anderen ihr Ziel verbauen soll Konfliktstoff für eine Serie aufbauen. Das geschieht aber auf solch simple und durchschaubare Weise, dass man im ersten Drittel des Films den Gedanken nicht verliert, Lee Goldberg hätte das Skript in einer sehr, sehr schlechten Nacht geschrieben und danach nie wieder für eine Überarbeitung angefasst.
Irgendwann sind die Rollen jedoch verteilt und jede Figur wurde nach ihrer Einführung auch langsam aber sicher auf ihren Platz geschoben, der dem Film (und der Serie) Zündstoff verleihen soll. Ab diesem Moment gewinnt der Film an Spannung - zwar ist die Konstellation vorhersagbar und alles andere als neu, doch im Gegensatz zur vorhergegangenen Exposition weiß dieser Part, wie man den Zuschauer packen kann. Auch das Niveau der Dialoge bessert sich - die schmerzenden One-Liner zwischen pseudocool und pseudophilosophisch lassen langsam nach und man kann dem Film auf simplem Unterhaltungsniveau folgen, ohne weitere Beeinträchtigungen des Denkvermögens zu befürchten.
Die besten Szenen sind mit Abstand sämtliche autobezogenen. Egal ob Verfolgungsjagd, Probefahrt, Reparatur oder Autorennen - in diesen Szenen zeigt der Pilotfilm seine Stärke. Die Sequenzen sind sehr gut photographiert, die Regieführung ist dynamisch und die Musikauswahl ist sehr gelungen, auch der (rar gesäte) original Score weiß hier zu überzeugen.
Soll man nun daraus eine ganze Serie spinnen? Schwer zu sagen, denn der Film litt extrem an der Pilotfilm-Krankheit. Oftmals ist das Einführen der Figuren bemüht und langweilig, in diesem Falle zugleich auch noch haarsträubend und schmerzhaft geschrieben. Allerdings muss man sagen, dass der Film, kaum wurde dies erledigt, an Qualität zunahm und einfach nur unoriginell, aber trotzdem spannend war und genug Stoff für eine Serie bietet. Anspruch kann man zwar auch für die Serie völlig abschreiben, aber für die Serie besteht tatsächlich die Hoffnung auf Originalität. Um den Anfang der Geschichte zu erzählen wurde auf das abgenutzte "Fast and the Furious"-Prinzip zurückgegriffen, aber für eine Serie müsste neuer Stoff her. Und der Stand, an dem sich die Figuren am Ende des Films befanden bietet tatsächlich die Möglichkeit ganz unterhaltsame Geschichten zu erzählen, erst Recht wenn man den Figuren die Möglichkeit gibt sich zu entwickeln. Eine hervorragende Serie würde man immer noch nicht erhalten, dafür ist einiges dann doch zu uninspiriert, aber eine ganz gute deutsche Actionserie ist ja auch schonmal was.
Für den Film selbst gilt aber: Tatsächlich ist er nichts weiteres als absolutes Mittelmaß, er ist völlig gleichgültig. Nach dem Ansehen denkt man nicht, man habe seine Zeit verschwendet, aber man hätte auch absolut nichts verpasst, wenn man ihn auslässt. Der Anfang war grauenhaft, die Autoszenen gut bis sehr gut, der Rest erträglich bis annehmbar. Schauspielerisch sticht Pasquale Aleardi als sympathischer, leicht unheimlicher Strippenzieher Gregor Gargolov heraus, der Rest ist nicht weiter der Rede wert.
Pilotfilme werden aber selten der Serie gerecht. Und wären die Quoten nicht so mittelmäßig bis schlecht gewesen, könnte man auf eine ganz nette Serie hoffen. So aber wird man dieses Projekt wohl als gescheitert ansehen. Zwar nicht ärgerlich, aber auch kein Flopp, dem man dem Sender gönnt... Gleichgültig, halt.
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