Seiten

Samstag, 19. Januar 2008

P.S. Ich liebe dich


Das nennt sich wohl ausgleichende Gerechtigkeit - ich habe in den letzten Jahren so viele Leute mit ins Kino geschleppt, da war es nur eine Frage der Zeit, dass ich erstmals in einen Film gehen muss, den ich auf gar keinen Fall sehen will. Aber weil ich ja nett bin, beim Wort "Kino" sämtliche Verneinungen aus meinem Wortschatz streiche und eh nichts besseres zu tun habe... gehe ich dann halt doch mit.

Weder Inhaltsangaben, noch Trailer oder Making-of-Berichte brachten mich dazu, auch nur irgendwie zu hoffen, dass P.S. Ich liebe dich mir auch irgendwie gefallen könnte. Es gibt halt romantische Filme, die interessant klingen, und es dann auch sind, und es gibt welche, bei denen mir sofort klar wird, dass sie ereignislos und klischeebeladen vor sich dahinplätschern werden. Nicht alle Filmklischees sind mies, aber die Filme, die sich an guten Klischees bedienen sind nunmal weit in der Unterzahl.

Nun war ich gestern also als Mithängsel im ziemlich gut gefüllten Kino - und sah alle meine Befürchtungen über diesen Film bestätigt.

Die Grundidee ist dabei gar nicht mal so schlecht: Eine sich um ihre Zukunft besorgte junge Frau verliert ihren geliebten Ehemann, einen sorglosen und in den Tag hinein lebenden, musizierenden Iren.
Zu ihrem 30. Geburtstag erhält die Frau einen Brief von ihrem toten Freund - im Wissen bald an einem Tumor zu sterben, organisierte er sozusagen eine Schnitzeljagd in ein Leben nach der Verwitwung. In regelmäßigen Abständen erreichen sie immer wieder Briefe mit neuen Aufgaben, die sie aus ihrer Trauer reißen sollen und für eine neue Liebe vorbereiten soll.

Ich habe die Romanvorlage des Films nicht gelesen, aber ich bin mir sicher, dass diese Geschichte in Buchform viel besser funktioniert. Für eine filmische Dramaturgie hat es nämlich nicht gereicht. Das erste Drittel plätschert mit erschreckend harmlos dargestellter Trauer und einfachsten Aufgaben dahin, bis ein Ausflug nach Irland einen Tapetenwechsel und einen recht guten Akt mit sich bringt. Die Neuorientierung und immer wieder aufkeimenden Rückfälle sind interessant zu beobachten und vereinen Romantik mit einem netten Schuss Drama. Doch dann kommen die letzten 40 Minuten, deren Handlung im Roman sicherlich wie eine gute Ergänzung funktionieren - im Film wirken sie aber wie ein übereilter Nachgedanke. Konzentrierte sich der Film zuvor hauptsächlich darauf, dass die Hauptfigur die Trauer aufgeben und eine neue Liebe finden soll, ufert der Sinn der Briefe urplötzlich aus und wirkt wie eine komplette Charakterumkrempelung. Dies holpert zudem von einem Gedanken zum nächsten... "Ach ja, da war ja noch ein angedeutetes Problem! Lasst es uns lösen!"

Tödlich für den Film ist Hilary Swank, die im gesamten Film nur zwei Gesichtsausdrücke zeigt und eher gelangweilt als verliebt bzw. trauernd bzw. von ihren Problem geheilt aussieht. Ich konnte ihr zu keinem Zeitpunkt ihre Rolle abnehmen. Gerald Butler, der den verstorbenen, sorglosen Iren spielt, der in Wahrheit ja sehr weit vorausgedacht hat und die Briefe schrieb, ist dagegen überzeugend, allerdings auch recht farblos. Als hätte der Regisseur versucht sein Schauspiel zu zügeln (weshalb auch immer).

Da hilft leider auch nicht der gut gemeinte, und in den richtigen Händen sicherlich auch wirkungsvolle, Einsatz von Rückblenden nicht weiter - die uns die Vergangenheit der Liebenden näher bringt. Weder Romantik, noch eine Charakterstudie möchte hier aufkommen - es bleibt lediglich bei simpler Informationsübermittlung.

Somit hat P.S. Ich liebe dich vielleicht eine der originellsten Ideen, die das Romanzen-Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat, aber auch eine der uneffektivsten Umsetzungen. Mangelnde Atmosphäre (und dabei sind Irlands grüne Hügel eigentlich eine Stimmungs-Garantie) und eine angeödete Hauptdarstellerin stellen den guten Absichten ein Bein - und legen dem Film dann noch Steine in den Weg.

Vor dem Film lief aber der Trailer für Sweeny Todd. Das Eintrittsgeld hat sich also trotzdem bezahlt gemacht.

Siehe auch:

1 Kommentar:

  1. Oh, das Buch lohnt sich, denn auch wenn es sich teilweise wie von einer Teenagerin verfasst liest, treten genau die von dir genannten Probleme nicht auf.
    Zunächst mal spielt das in Irland (die beiden sind seit der Schulzeit zusammen), die unsinnige Reise fällt also weg und die Briefe bekommt Holly schon bei der Beerdigung, d.h. nix mit geheimen Absender und so. Und - ganz wichtig - diese dämliche Witzfigur, die im Film von Harry Connick jr. dargestellt wird, taucht gar nicht erst auf.

    Der Film ist auf englisch besser ertragbar, auch wenn der irische Akzent vom Schotten Butler etwas seltsam klingt.

    AntwortenLöschen