Dienstag, 4. Februar 2020

Meine Lieblingsfilme 2019 (Teil III)

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Es wird allmählich heiß in meiner Filmretrospektive 2019: Wir erreichen die Plätze 30 bis 21! Doch ehe es so weit ist, muss ich euch natürlich noch einmal auf die Folter spannen und ein paar weitere Ehrennennungen loswerden, dieses Mal aus dem Bereich des Genrefilms. Das Zac-Efron-Vehikel Extremley Wicked, Schockingly Evil and Vile ist eine eindrucksvolle Spannungsgeschichte darüber, wie sich die Gesellschaft vom Schein täuschen lässt. Harpoon ist eine sehr lustige, extrem böse Komödie, in der wir drei Drecksschweinen von Menschen dabei zuschauen, wie sie sich gegenseitig auf den Nerv gehen, während sie auf hoher See festsitzen. You Might Be The Killer ist eine sehr muntere Meta-Slasher-Parodie/-Hommage im Stile von Tucker and Dale vs Evil, nur sehr viel blutiger. Ziemlich harmlos, trotzdem sehr spaßig (nicht zuletzt dank der herrlich auftrumpfenden Jessica Rothe in der Hauptrolle): Die Sci-Fi-Horrorkomödie Happy Deathday 2 U. Aus der intellektuell-verschrobenen Ecke kommt derweil der neue Quentin Dupieux: Die Toxische-Maskulinität-Schreckenskomödie Deerskin. Und dann will ich M. Night Shyamalans Glass nicht unerwähnt lassen: Mir egal, wer alles über den Film hergezogen hat, für mich ist es eine passionierte, konsequente Fortsetzung von Shyamalans zwischen Pulp und Grübelei schwankender Comic-Analyse.

Nun aber lang genug gezaudert. Nun geht es weiter mit der Liste meiner liebsten Filme aus dem Jahr 2019!

Platz 30: Der Leuchtturm (Regie: Robert Eggers)

Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - zum Ersten: Nach The Witch, der zu den wohl typischsten Filmen aus der Filmografie des US-Verleihers A24 gehört, nur dass er für mich deutlich mehr Schein als Sein ist, hat mich Robert Eggers' zweiter Langfilm völlig überzeugt. Gehalten in ebenso hypnotischem wie atmosphärischem Schwarz-Weiß sowie im altbackenen, beengenden 1,19:1-Seitenverhältnis, erzählt diese maritime Geschichte von einem Jung-Leuchtturmwärter und von einem alten Bären von einem Mann. Anfangs können sie sich nicht leiden, dann gewöhnen sie sich einander, dann haben sie die Schnauze gestrichen voll voneinander: Die Eskalation ist unvermeidlich. Packend gespielt von Willem Dafoe und Robert Pattinson, untermalt mit knirschend-schnarrend-dröhnender Musik, die mit dem Sounddesign verschmilzt, und voller altem Seemannsgarn ist Der Leuchtturm ein Trip in die Köpfe zweier Männer mit Lagerkoller und Problemen, zu ihren Gefühlen zu stehen.

Platz 29: Long Shot (Regie: Jonathan Levine)

Ein Kassenflop, der keiner hätte sein dürfen: Aufgrund waghalsiger bis selbstmörderischer Programmierung (in den USA gegen Avengers || Endgame, in Deutschland zwischen Aladdin und Pets 2) ging diese politische sowie romantische Komödie mit Seth Rogen und Charlize Theron völlig unter. Dabei hat sie alles, was für einen Publikumsliebling sorgen müsste: Flotte Sprüche, einen feinen Look (insbesondere für eine Mid-Budget-Komödie), eine bestechende Chemie zwischen Rogen und Theron, eine Prise Action und gepfefferte, gut gezielte politische Seitenhiebe. Darüber hinaus reiht sich Long Shot in die bewährte Riege namens "Seth Rogen produziert Filme, die platt und vulgär wirken, aber progressiv und warmherzig sind" ein, in der Bad Neighbors 2 noch immer die ungekrönte Königin ist und von der ich mir noch jede Menge weitere Vertreter sehen will!

Platz 28: Midsommar (Regie: Ari Aster)

Ari Asters sehr stylisch durchkomponierter, erzählerisch doppelbödiger Hereditary landete 2018 auf Rang 34 meiner Lieblingsfilme des Jahres, Asters zweiter Film kommt noch ein Stück besser weg und ist somit "Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - Teil zwei": Aster gelingt das diffizile Kunststück, nahezu ausschließlich in helllichten Szenen Suspense zu erzeugen. Und er kreiert ein mehrbödiges, zwischendurch auch schwarzhumoriges, Schreckensspiel über einen Kult, dessen Traditionen anno dazumal stehen geblieben sind und einst vielleicht vernünftige Rituale auf herzlose Weise ins Heute übertragen werden, über eine kaputte Beziehung voller Gaslighting und über mangelndes Einfühlungsvermögen. Imposante Bilder voller schrecklicher Details, dreiste Vorausdeutungen, die ein Damoklesschwert über unsere Figuren schweben lassen, und eine großartige, intensive, unter die Haut gehende Performance von Florence Pugh kommen auch noch dazu. Ari Aster, ein Name, den ich im Auge behalte!

Platz 27: A Toy Story - Alles hört auf kein Kommando (Regie: Josh Cooley)

Eine Fortsetzung, die ich nicht haben wollte. Eine Fortsetzung, die kaum wer haben wollte. Und dann haben es die Pixar Animation Studios doch wieder einmal geschafft: Toy Story 4 (wie der Film im Original heißt) denkt den großartigen Toy Story 3 weiter und stellt die Frage "Was macht jemand, der jahrzehntelang das Sagen hatte, plötzlich nur noch die zweite oder gar dritte Geige spielt?" Hinzu kommen die Existenzängste und -fragen eines neuen "Spielzeugs" in Form des Göffels Forky, extrem detailreiche Animationen, toll sitzende Sprüche und ein clever in die Spielzeugwelt übertragener Generationenkonflikt.

Platz 26: Chaos im Netz (Regie: Rich Moore & Phil Johnston)

Ganz ehrlich: Wäre da nicht das etwas aufgesetzte Actionfinale, das ich dem Erzählfluss von Chaos im Netz einfach nicht abkaufe, würden wir hier von einem Top-Ten-Eintrag sprechen. Aber, hey, Platz 26 ist auch noch immer beeindruckend. Riesige Gagfrequenz, sehr gute Gag-Trefferquote, gut sitzende Seitenhiebe auf die Internet-Kultur und das Web-Business, spritzige Disney-Eigenparodien und vor allem: Eine seit Ralph reicht's glaubhaft entwickelte Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, die schließlich zu einem emotional sehr nuancierten, thematisch komplexen Ende führt. Mein liebster Film unter dem Disney-Eigennamen 2019. (Wer's noch nicht gemerkt hat: Ich orientiere mich in meiner Rangliste nach dem deutschen Start.)

Platz 25: Das schönste Paar (Regie: Sven Taddicken)

Für ein Liebespaar wird der Urlaub zur Hölle auf Erden, als es von ein paar Halbstarken brutal attackiert wird. Monate später sieht Er zufällig den Anführer der Gruppe und Vergewaltiger seiner Frau wieder. Er stellt ihm nach, im Glauben, so Gerechtigkeit für Sie erreichen zu können. Doch er reißt nur eh kaum verheilte Wunden auf ... Atemberaubend gut gespielt von Maximilian Brückner und der sowieso famosen Luise Heyer ist Das schönste Paar ein karges, scharf beobachtendes, schmerzliches Drama über "Gut gemeint ist nicht gut gemacht", Traumabewältigung und dysfunktionale Tendenzen in der Beziehung zweier Menschen, die sich eigentlich lieben. Saustark.

Platz 24: Gut gegen Nordwind (Regie: Vanessa Jopp)

Ein Film, wie für mich gemacht: Ein Linguist beginnt eine digitale Brieffreundschaft mit einer schnippisch-schlauen, wortgewandten Frau. Das bedeutet also: Jede Menge gewitzte, eloquente, aber auch glaubwürdige Monologe und Dialoge. Und dann ist auch noch Nora Tschirner die weibliche Hauptrolle in Gut gegen Nordwind - die Idealwahl, will man charmant-schnippische, schlagfertige Frauen in Deutschland besetzen! Aber auch abseits dessen ist eine sehr gelungene, humorvolle, wortbasierte Romanze mit nuancierten Figuren, die mir in den paar Filmstunden ans Herz gewachsen sind.

Platz 23: John Wick - Kapitel 3: Parabellum (Regie: Chad Stahelski)

Eine kleine Prise härter als John Wick - Kapitel 2, im Mittelteil (trotz einiger sehr cooler Hunde-Stunts) eine kleine Prise zäher als John Wick - Kapitel 2, alles in allem einmal mehr ein toller Actionfilm: John Wicks blutiger Feldzug durch eine mysteriöse Unterwelt geht weiter, und Chad Stahelski setzt erneut auf lange, deutlich gefilmte Actionpassagen mit kernigen, schnellen Stunts, eingefangen in dunklen Bildern mit kräftigem Farbspektrum. Die John Wick-Saga ist einfach eine Wucht und die ständigen Neuzugänge in diesem Mythos sind auch allesamt sehenswert. Halle Berry räumt in ihren paar Szenen ab und Asia Kate Dillon als Adjudicator ist eine Top-Castingentscheidung!

Platz 22: Late Night (Regie: Nisha Ganatra)

Emma Thompson als Late-Night-Moderatorin, die ihre Sendung nur noch lustlos runterleiert, damit sie wenigstens Gäste einladen kann, die sie interessieren (aber sonst niemanden). Mindy Kaling als aufstrebende, durchsetzungswillige Autorin in einem ebenso monotonen wie faul gewordenem Autorenraum, die frischen Wind in die Sache bringen will. Man nehme diese beiden Zutaten, und wir erhalten die sehr komische, aber in ihren Wahrheiten über die Medien- und Arbeitswelt auch dramatische, Geschichte, wie eine fähige Moderatorin Ehrgeiz wiedererlangt, eine junge Autorin die Widrigkeiten eines ignoranten bis miesen Männer-Kollegiums übersteht und wie eine lahm gewordene Show aufgepeppelt wird. Großer Spaß mit viel Herz und scharfer Beobachtungsgabe. Man müsste ganz schön begriffsstutzig sein (oder willentlich Aspekte des Films unter den Teppich kehren), um Late Night zu unterstellen, er hätte schlechte Aussagen und würde beispielsweise die Kommerzialisierung einer Fernsehsendung feiern, wenn er in Wahrheit vom glorreichen Zurückgewinn früherer Ambitionen handelt.

Platz 21: Klaus (Regie: Sergio Pablos)

Wenn die Walt Disney Animation Studios ihr jahrzehntelanges Streben nach Innovation im Zeichentrickfilm einfach so abbrechen, dann müssen halt ein paar Ex-Disney-Leute dort weitermachen, wo das Traditionsstudio einst aufgehört hat: Klaus ist die konsequente Weiterführung dessen, wie Tarzan und Der Schatzplanet einst Zeichentrick und Digitaltricks verschmolzen haben. Dabei kommt eine bildschöne, warmherzige und komplexe Ästhetik heraus, die Regisseur Sergio Pablos nutzt, um die wunderschöne, witzige und liebevolle Geschichte zu erzählen, wie ein bequemlicher Briefträger und ein grantiger Spielzeughersteller das Weihnachtsfest für immer verändern sollten ...


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