Etwas treffender, aber leider sowohl zu reißerisch als auch nicht griffig genug, wäre die Überschrift "Meine Hassfilme des Jahres". Denn hier möchte ich meiner Wut, Frustration und Genervtheit Raum machen. Welche Filme haben mich mit ihren unerklärlichen kunsthandwerklichen Patzern geärgert, welche haben mich so aggressiv gelangweilt, dass sie sich in mein Gedächtnis gebrannt haben und welche waren einfach so unfassbar dämlich oder lästig, dass es mich zur Weißglut gebracht hat?
Während in der kommenden Liste meiner Lieblingsfilme also die Filme auftauchen werden, die mein Filmliebhaberherz haben höher schlagen lassen, stelle ich nun die vor, bei denen es sich vor Antipathie zusammengezogen hat.
Platz 20: The LEGO Ninjago Movie (Regie: Charlie Bean, Paul Fisher und Bob Logan)
Nach der gelungenen Meta-Komödie The LEGO Movie und der sehr unterhaltsamen Parodie The LEGO Batman Movie leistet sich Warner Bros. Animation mit seinem LEGO-Kinofranchise den ersten Ausrutscher: The LEGO Ninjago Movie fühlt sich an, als hätte jemand einen 30-minütigen Stoff mit der Kraft der Verzweiflung auf abendfüllende Länge gestreckt. Gags werden endlos wiederholt, Dialoge mit übermäßigen dramatischen Pausen akzentuiert und selbstredend bekommen wir die Moral der Geschichte noch in allen minutiösen Details ausverbalisiert. Letzteres ist übrigens eine Dauerplage im Filmjahr 2017. The LEGO Ninjago Movie sieht zwar als erster der LEGO-Kinofilme nahezu durchweg, statt nur an prägnanten Stellen, wie ein mit Klötzchen erstellter Stop-Motion-Film aus, jedoch leidet darunter die Übersichtlichkeit in den chaotischen und hibbeligen Actionszenen. Ich habe zwar ein paar Mal gelacht, doch hauptsächlich saß ich in der Vorstellung dieses Films in meinem Sessel herum wie ein halber, gelangweilter Schluck Wasser. Doch es wird auf den folgenden Plätzen schlimmer ...
Platz 19: Pitch Perfect 3 (Regie: Trish Sie)
Die College-Musikkomödie Pitch Perfect habe ich 2012 zu spät gesehen, um sie damals in meine Flopliste des Jahres aufzunehmen. Doch dort wäre sie gelandet: Eine mutlose, glattgebügelte Version von Glee mit gelegentlichen Humorausbrechern ins Vulgäre und lahmen Figurenkonflikten. Teil zwei ist 2015 denkbar knapp an meiner Jahresbestenliste gescheitert: Regisseurin Elizabeth Banks riss die Barden Bellas aus ihrem "Glee in langweilig"-Universum und verfrachtete sie in eine aufgekratzte, extrem unterhaltsame, temporeiche Filmwelt mit Muppet-Logik. Das Ergebnis hat mich begeistert, aber die Konkurrenz war 2015 so groß, dass zwei, drei kleinere Längen schon genügten, um Pitch Perfect 2 aus den Tops zu kegeln. Pitch Perfect 3 ist nach diesem Hoch ein Sprung ins eiskalte Wasser: Von Step Up: All In-Regisseurin Trish Sie schwung- und charakterlos runterinszeniert ist das potentielle, große Pitch-Finale viel eher ein kläglicher Schwanengesang: Die Figurenentwicklungen aus Teil eins und zwei werden verworfen. Eingangs wird ein Grundkonflikt erstellt ("Alle Bellas hassen ihr Post-College-Leben"), der in den letzten Minuten halbarschig aufgelöst wird. Es wird ein Wetteifern zwischen den Bellas und anderen Musikgruppen aufgebaut, und direkt wieder vergessen. Fat Amy (Rebel Wilson) verliert ihren letzten Funken Benimm, es gibt einen saudummen, witzlos umgesetzten Großkriminellen-Subplot und die Songcover sind weitestgehend banal und blass. Schade, schade, schade: Teil zwei hat diese Fortführung nicht verdient!
Platz 18: Cars 3 - Evolution (Regie: Brian Fee)
Es bleibt also dabei: Die Cars-Reihe ist Pixars qualitative Achillesferse. Der erste Teil wird, aufgrund des Elends, das er nach sich zog, rückwirkend leicht unterschätzt, doch über die Fortsetzungen kann man nicht genug herziehen. Cars 2 ist eine extrem nervige, dümmliche Agentenkomödie voller mieser Gags und mit einer fehlgeleiteten Moral. Cars 3 ist nach dem filmgewordenen Nervensägewerk zwar fast schon Seelenbalsam - aber noch immer dumm: Inkonsequente Figurenführung, dramatisch-thematische Motive, die fallen gelassen werden, viel, viel Leerlauf und ein hanebüchen konstruiertes Finale. Hoffentlich sagt künftig in Emeryville jemand, wenn noch mehr Cars vorgeschlagen wird, einfach: Nein, danke.
Platz 17: Tigermilch (Regie: Ute Wieland)
Ute Wielands Romanadaption hat einen Ansatz, den ich sehr stark finde: Sie erzählt von einem aufgeregten Sommer zweier schwer pubertierender Freundinnen, die einfach nur mal ihr Leben genießen wollen. Zwischen Party, Pubertätsgezanke und Stress rund um einen Mordfall in der Nachbarschaft verlieren sie allerdings das Wichtige aus den Augen. Eben diese konzeptuelle Idee geht im rotzigen Teeniefilms allerdings unter - zu sehr klebt nicht nur Wielands Inszenierung, sondern auch die narrative Treue an den Hauptfiguren, zu sehr geht die dramatische Pointe in Geheul, Gekeife und Geprolle unter. Emily Kusche verspricht mit ihrem Schauspieltalent, in anderen Projekten noch aufzublühen, und eine Partymontage trifft den Nagel auf den Kopf. Aber sonst: Kopfschüttelkino pur.
Platz 16: Passengers (Regie: Morten Tyldum)
Es fängt so gut an und geht so frustrierend, dämlich und fehlgeleitet weiter: Chris Pratt wacht an Bord eines Raumschiffs aufgrund eines Unfalls aus dem Stasisschlaf auf. Er ist ganz allein, genießt erst den ihm bereitgestellten Luxus an Bord, wird dann langsam wahnsinnig und beschließt daher, Jennifer Lawrence ebenfalls 90 Jahre zu früh zu wecken. Der ethische Konflikt weicht einer RomCom-Dramaturgie, inklusive Zank und Versöhnung, und so humorvoll der gut ausgestattete Film auch beginnen mag - er schafft einfach nicht die inhaltlich dringend nötige Kurve. Pratts Rolle wird für sein Handeln gefeiert, Lawrences Figur für ihre Bockigkeit abgestraft. Das nimmt mir mit seinen moralischen Implikationen nachhaltig enorm die Freude am Einstieg in diesen Film. Frauen sind zum Vergnügen der Männer da, Männer haben keine Konsequenzen zu fürchten und wenn sich ein Mann eine Frau gegen ihren Willen aussucht, sollte sie sich geschmeichelt fühlen, verdammt! Na sicher ...
Platz 15: Resident Evil: The Final Chapter (Regie: Paul W. S. Anderson)
Ich hatte an Resident Evil: Retribution trotz manch ungelenker Plotmechaniken unverschämt viel Spaß: Großartiges 3D, toll inszenierte Actionszenen und eine sehr sympathische, da ehrliche "Ihr wollt einfach nur Action, also biete ich die euch - in variierenden Settings!"-Grundeinstellung. Da hatte The Final Chapter einfaches Spiel. Und dennoch hat der Sci-Fi-Horroractioner es gehörig verhauen: Ein brutales Schnittgewitter raubt sämtlichen, oft in absurder Wackelkameraführung eingefangenen, Actionszenen jeglichen Spaßfaktor. Man erkennt in dieser inszenatorischen Katastrophe oftmals nahezu gar nichts! Das ärgert umso mehr, da die paar unverwackelten, unzerschnibbelten Actionsequenzen beweisen, dass Paul W. S. Anderson es noch immer beherrscht, schneidige Scharmützel auf die Leinwand zu bringen.
Platz 14: The Circle (Regie: James Ponsoldt)
Ein Film, der mich mit der Frage zurückließ: Was wollte der bitteschön? Ist es eine Satire über den Social-Media-Selbstdarstellungswahn? Eine dramatische Dystopie darüber, was passiert, wenn ein Webkonzern zu viel Macht erhält? Eine Dramödie über ein Naivchen vom Land, das nach Silicon Valley geht? Eine sarkastische Auseinandersetzung damit, dass wir angeblich viel zu misstrauisch gegenüber Google, Facebook und Co. sind? Ein Film, der alles unter einen Hut bringen will? So oder so: Er ist extrem banal. Die Figurenzeichnung ist (mit Ausnahme von Karen Gillans überarbeiteter bester Freundin von Emma Watsons Hauptfigur) schal und unkonzentriert, die Hintergrundmusik könnte aus einem Werbespot stammen und die Spannungskurve gleicht einer Horizontalen.
Platz 13: Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner (Regie: Pepe Danquart)
Pepe Danquart ist ein fähiger Regisseur, den kaum jemand mit Komödien in Verbindung bringen würde. Und Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner ist Beweisstück A, weshalb Danquart wohl besser in anderen Genres aufgehoben ist: Die "Was, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte?"-Romantikkomödie sieht, überbelichtet wie sie ist, aus, wie eine 90er-Jahre-Fernsehkomödie, und musikalisch sowie erzählerisch wirkt sie auch so. Eher sogar wie eine, die aufgrund mangelnder Qualität erstmal in den Giftschrank wanderte. Nervige Klischee-Nebenfiguren, eine meilenweit im Voraus herbeitelegrafierte Lösung und humoristische Allgemeinplätze im Überfluss.
Platz 12: Schatz, nimm du sie! (Regie: Sven Unterwaldt)
Die herrlich fiese französische Komödie Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt ist für mich ein sehr sündiges Filmvergnügen: Ein stark aufspielender Cast, ein wunderbar unverblümt-gemeines Skript, knalliger Slapstick und wundervoll-frech-boshafte Situationskomik - sowie kaum Längen. Schatz, nimm du sie! ist streckenweise eine 1:1-Neuverfilmung, nur visuell ein klein wenig unbemühter und (abseits von einer in Sachen Schauspiel vielversprechenden Carolin Kebekus) mit schwächerem mimisch-komödiantischem Timing. Durch einige Änderungen wird die böse Komödie zudem ungesund eingedeutscht: Die gemeinsten Sequenzen fliegen aus dem Film, dafür kommen mehrere explizit die Eltern, die darum kämpfen, nicht das Sorgerecht übernehmen zu müssen, verurteilende Szenen. Und eben dieser Moralhammer macht dieses ganze zynische Kartenhaus kaputt!
Platz 11: Mädelstrip (Regie: Jonathan Levine)
Aus Jonathan Levine werde ich einfach nicht schlau: Ich hasse All the Boys Love Mandy Lane, ich feiere 50/50, Warm Bodies ist wiederum eher lahm, Die Highligen Drei Könige dagegen gefällt mir ungemein und Mädelstrip ist ein weiterer Flop von ihm. Die Vulgärabenteuerkomödie hat zwar einige nette Momente, wie etwa ein pointiertes Fremdscham-"Bitte verlass mich nicht!"-Trennungsgespräch und einen Subplot über ein denkbar unhilfreiches Mitglied der US-Geheimbehörden. Doch über weite, weite, weeeeeiiite Strecken nervt diese Komödie einfach nur. Mit einer rüpelnd-ätzenden, unreflektierten Amy Schumer, einer griesgrämigen Goldie Hawn, deren vernünftige Figur auch noch mehrere Seitenhiebe gesteckt bekommt, sie sei viel zu streng, und miesem Timing, das Slapstickeinlagen vorhersehbar absteckt und bei dem sich die Ekeleinlagen mit monotoner Verlässlichkeit melden. Hier ist ganz klar die Taffe Mädels-Ader von Katie Dippold am Werk, und nicht etwa die, die uns mit Spy - Susan Cooper Undercover sowie Ghostbusters beschert hat. Verflixt schade und ärgerlich.
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