Donnerstag, 21. September 2017

The LEGO Ninjago Movie




Mit The LEGO Movie vollbrachten Phil Lord und Chris Miller ein kleines Wunder: Sie nahmen eine in ihrem Grundkern hochkommerzielle Filmidee ("Lasst uns einen ganzen Kinofilm über LEGO machen!") und verformten sie durch Cameos, LEGO-Referenzen und Popkulturpersiflagen zu einer Geschichte darüber, dass Individualität und kreative Freiheit hohe Güter sind. Und das, um es nochmal festzuhalten, mit LEGO, einem Spielsystem, das sich seit Jahren mehr und mehr durch den Verkauf von Lizenzware über Wasser hält, während die Originalsets des Unternehmens eher die Kür darstellen. Oder habt ihr jemals über ein LEGO-Set ohne Popkulturlizenz auch nur halb so viele Artikel gesehen wie über den neuen, 800 Euro teuren Millennium Falcon?



Im Fahrwasser des immensen kommerziellen Erfolgs des frenetischen Animationsfilms kündigte Warner Bros. Animation rasch zahlreiche weitere LEGO-Kinofilme an: Neben einer direkten Fortsetzung sollten auch eine Wettrennkomödie, ein Film über den Publikumsliebling LEGO Batman sowie ein Film auf Basis des von LEGO selbst kreierten Ninjago-Mythos folgen. Während sich The LEGO Batman Movie Anfang dieses Jahres darin übte, die parodistischen Elemente des ersten LEGO-Films voll aufzudrehen und vor allem Batman-Fans ein Gagfeuerwerk zu bieten, kommt mit The LEGO Ninjago Movie nun die erste Produktion dieser LEGO-Welle in die Kinos, die keine konkreten Popkulturreferenzen beinhaltet. Statt mit selbstironischen Gastauftritten von Film- und Comiclegenden zu punkten, nimmt sich diese Trickkomödie grob, ohne direkte Nennung von Vorbildern, dem Kung-Fu- und Ninja-Kino an, wobei wohl nicht wenige im Publikum angesichts der Story auch an Star Wars denken werden. Und eine kleine Prise Power Rangers ist auch vorhanden.



In der Großstadt Ninjago leben die Menschen in Angst und Schrecken vor dem fiesen Lord Garmadon, der jeden Tag versucht, mit seiner Armee die Stadt zu erobern. Oder sie dem Erdboden gleichzumachen. Oder eine Kombination aus beidem. Darunter hat Schuljunge Lloyd am meisten zu leiden. Denn er ist Garmadons Sohn – weshalb er in der Schule ausgegrenzt wird. Nur seine fünf besten Freunde stärken ihm den Rücken. Was niemand weiß: Hinter den sechs mysteriösen Ninjas, die in ihren Riesenmaschinen Tag für Tag die Stadt retten, verbirgt sich dieses Sextett. Doch eines Tages reißt Lloyd der Geduldsfaden, sich weiter mit dieser komplizierten Situation auseinanderzusetzen, weshalb er zu einer verbotenen Waffe greift. Kann Lloyds Onkel, der Ninjameister Wu, mit seinen Lehren dem Teenager beibringen, dass noch so viel unerkanntes Potential in ihm steckt?



Bereits der Original-LEGO-Film hatte leichte Schwächen hinsichtlich dessen, wie abgenutzt der Grundplot ist. Zwar verpassen Lord und Miller dem altgedienten Plot des Auserwählten, der nicht weiß, wie besonders er ist und sich daher wie ein austauschbarer Langweiler fühlt, ein paar Seitenhiebe. Doch zwischenzeitlich ist The LEGO Movie dann eben sehr wohl eine Fließbandversion einer solchen Geschichte. Verquickt wurde dies aber mit einer kurzen, pointierten Vater-Sohn-Geschichte. Und die nachfolgenden LEGO-Filme … Tja. Die kupfern fröhlich das Rezept ihres Vorgängers ab. Die Batman-Story hat aber so viel Comicchaos und liebevolle Batman-Persiflage zu bieten, dass es dennoch nicht negativ auffällt - The LEGO Ninjago Movie dagegen fühlt sich abseits seines rudimentären Grundkonstrukts so leer an, dass sich die unbeseelte Erfüllung der LEGO-Filmstruktur aufdrängt.



Da wäre der Junge, der glaubt, nicht von seinem Vater geliebt zu werden – der dieses Mal zudem wortwörtlich in Form eines Oberschurken daherkommt. Natürlich ist Lloyd ein unpopulärer Underdog (der dennoch fünf enge Freunde hat … verquere Filmlogik …), der obendrein mit seiner Ninjakraft ("grüüün") unzufrieden ist und erst erkennen muss, wie wertvoll er ist – und das, was er in seine Heldengruppe mitbringt. Die semi-mysteriösen Ratschläge eines alten, weisen Mentoren müssen entschlüsselt werden und außerdem gibt es einen gewollt-dämlichen Popsong, der sich durch den Film zieht. Statt "Malen nach Zahlen" also "Klötzchenfilm bauen nach alter Anleitung".



Während die beiden Vorgängerfilme ihr frenetisches Tempo und ihren quirligen Humor mit kleinen, figurengesteuerten Handlungseinschüben ausbalancieren, ist das Skript des Autoren-Sextetts Bob Logan, Paul Fisher, William Wheeler, Tom Wheeler, Jared Stern und John Whittington mit einem Albtraumstau zu vergleichen: Stillstand, der sich langsam löst, woraufhin alle rasch auf die Tube drücken und von Spur zu Spur wuseln, wieder elendig langer Stillstand. In den Actionszenen quasseln die Figuren wild drunter und drüber, zahlreiche Dinge passieren in rasanter Abfolge, dann bleibt alles stehen, damit eines von zwei Szenarien das Geschehen auf der Stelle treten lassen kann. Entweder führen Lloyd und sein ignoranter Vater einen Fremdschamdialog, in dem eine Seite partout nicht versteht, was die andere ausdrücken will – und die Regie (Charlie Bean, Paul Fisher, Bob Logan) verlässt sich darauf, dass sie den Gag so sehr in die Länge zieht, dass er den Weg von lustig zu unlustig zurück zu lustig, zurück zu unlustig wieder zurück zu lustig findet. Oder aber die Heldentruppe kommt im Schneckentempo der Aussage von Wus Lehren näher, bevor sie eh wieder alles über den Haufen wirft, weil wir noch nicht im letzten Fünftel der 101 Filmminuten angelangt sind.



Aufgrund der generischen Charakterzeichnung der Helden und des minimalen Charakterbogens, den Garmadon durchmacht (von planlos-böse zu liebenswert-frech) haben die ruhigeren, figurenbezogenen Szenen von The LEGO Ninjago Movie zu wenig Gehalt, als dass sie ihre ausgedehnte, langsame Umsetzung tragen können. Bei der gebotenen Tiefe hätte dieser Film maximal Stoff für 70 Minuten, eher nur für eine Doppelfolge der Ninjago-Serie, zu bieten. Der "Aneinandervorbeigerede"-Gag wird rasch alt, und was Familienanimationsfilme angeht, die Tropoi des asiatischen Kampfkinos liebevoll persiflieren, kann The LEGO Ninjago Movie nicht mit der Passion und dem Einfallsreichtum der Kung Fu Panda-Reihe mithalten, die viel konzentrierter und origineller aus ihren Vorlagen Inspiration schröpft.



Ein paar Treffer hat diese Trickproduktion zwar, wie den Gebrauch von Realfilmmaterial in der Haupthandlung und den trockenen Humor von Lord Garmadon, trotzdem ist sie ein gähnend-müder Vergleich zu ihren Vorgängern – von einem einzigen Aspekt abgesehen: Der Ninjago-Film sieht am ehesten so aus, als sei er ein echter LEGO-Klötzchen-Stop-Motion-Film. Das Regietrio stilisiert die LEGO-Landschaften weniger als die Vorläufer, die durch starke, irreale Lichtsetzung dem Gezeigten etwas Andersweltliches mitgaben – dieser Film hingegen sieht so aus, als würde ein handelsübliches LEGO-Set unter normalen Kinderzimmerbedingungen zum Leben erwecken. Die nicht so gestreng stilisierte Lichtsetzung hat zur Folge, dass Bean, Fisher & Logan das Auge der Betrachter weniger lenken als ihre Vorgänger, weshalb wildere Actionszenen etwas unübersichtlicher ausfallen, trotzdem hat dieser noch echtere LEGO-Look einen großen Reiz. Vielleicht kann ihn ja einer der kommenden LEGO-Filme mit einer besseren Handlung paaren?

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

2017 ist bisher echt kein gutes Jahr fuer Animationsfilme. Der einzige, den man als wirklich gelungen bezeichnen koennte, ist The Lego Batman. Ich hoffe wenigstens, dass Coco genial bzw. gut wird. Allerdings weiss ich nicht, welche 5 Filme fuer den Oscar nominiert werden sollten. 3 Auslaendische? Oder werden Cars 3 und Despicable Me 3 nominiert. Dies waer schon eine Frechheit zum Beispiel fuer Filme wie Findet Dory. Echt komisch, dass dieses Jahr nichts kommt. Und naechstes Jahr kommen gleich Incredibles 2, Ralph Reichts 2 und Isle of Dogs.

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