In der Riege der musikalischen Disney-Channel-Eigenproduktionen gibt es mit Teen Beach Movie einen Film, der meiner Ansicht nach unverdienterweise an den Rand der popkulturellen Aufmerksamkeit gedrängt wurde. Die Musicalkomödie wurde 2013 erstmals ausgestrahlt, nachdem der Hype um High School Musical sowie Camp Rock versiegt ist und Lemonade Mouth an der Aufgabe scheiterte, ein neues Teen-Hitfranchise zu begründen. Teen Beach Movie wiederum holte sich zwar mit seiner US-Erstausstrahlung den (nach Reichweite gemessen) zweiten Rang in der Disney-Channel-Original-Movie-Bestenliste und rechtfertigte somit eine Fortsetzung, die 2015 ans Licht der Öffentlichkeit gelangte. Dennoch hinterließ die Regiearbeit von Jeffrey Hornaday (Choreograph des Klassikers Flashdance sowie des Disney-Themenpark-3D-Films Captain EO) keine bemerkenswerten Spuren in der Disney-Historie - halt ganz im Gegensatz zum Phänomen namens High School Musical oder dem kurz, aber intensiv lodernden Strohfeuer Camp Rock.
Vielleicht ist Teen Beach Movie paradoxerweise Opfer seiner so kessen Prämisse: Der von Vince Marcello, Mark Landry und Robert Horn verfasste TV-Film ist eine liebevolle Parodie auf die Strandparty-Filme der 60er-Jahre - ein filmisches Subgenre, das nach seinem zeitlich begrenzten, fast nur in den USA spürbaren Boom wieder ins cineastische Nirvana verschwunden ist. Somit ist das Konzept hinter dem Film für die Kernzielgruppe der Disney-Channel-Filme schwer greifbar - und selbst für vielee der zuschauenden Eltern zu obskur.
Selbstredend ist es bei der Sichtung des Teen Beach Movie von Vorteil, wenigstens eine grobe Ahnung dessen zu haben, was die Strandparty-Filme der 60er ausmachte: Sie zeichnen eine immerfröhliche, heile Welt, die durch triviale Probleme aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Stets gibt es einen Anlass, um zu singen und zu tanzen, die Jugendlichen entsprechen markigen Archetypen der Jugendkultur ihrer Zeit und die Kleidung ist pseudo-aufreizend. Eigentlich selbsterklärend, dennoch könnte ich mir vorstellen, dass der mangelnde Wiedererkennungswert des Parodierten Teen Beach Movie ein paar Steine in den Weg zur warmen Publikumsrezeption gelegt hat.
Dabei ist der mit Ross Lynch (Austin & Ally) und Maia Mitchell (The Fosters) in den Hauptrollen aufwartende Film ein sonnestrahlendes, ansteckendes Vergnügen, das die selbstbewusste Camp-Note der High School Musical-Filme (insbesondere des herrlichen dritten Teils) nimmt und mit einer spielerisch-persiflierenden Attitüde kreuzt: Die besten Freunde und passionierten Surfer Brady und Mack werden durch einen kuriosen Unfall in die Welt von Wet Side Story versetzt, dem überzogenen Lieblingsfilm Bradys und seines Großvaters. In eben dieser Gute-Laune-Welt müssen Brady Mack nicht nur herausfinden, wie sie wieder heimkommen, sondern zudem die Plotinkonsistenzen ausbügeln, die sie aus Versehen verursacht haben, und ihre durch Macks Umzugspläne entstandenen, eigenen Differenzen beilegen.
Anders als etwa High School Musical (und unzählige weitere Disney-Channel-Eigenproduktionen) wird die romantische Komponente in Teen Beach Movie sehr klein gehalten. Wenn es um Liebe geht, dann zumeist auf betont alberne Art und Weise, um die schematische Erzählweise von Strandpartyfilmen und anderen Feel-Good-Movies zu parodieren. Umso bemühter wirkt es, wenn Hornaday gelegentlich den humoristischen Drive seines farbintensiven, zügig erzählten Films stört, um eben doch ein paar "authentische" Gefühle aus den karikaturesken Wet Side Story-Figuren oder den auf dem üblichen, für junge Teenies zugänglichen Disney-Channel-Filmniveau verorteten Hauptfiguren Brady und Mack zu quetschen. Die große Stärke des Films sind ganz klar die Pleasentville erinnernden Momente Situationskomik, in denen die Vorhaben der Protagonisten mit der Retro-Filmrealität kollidieren sowie die augenzwinkernde, aber spürbar leidenschaftliche Darstellung nostalgischer Jugendfilme. Auch der konzeptionell überflüssige, eher an 80er- und 90er-Cartoonserien erinnernde Subplot um einen verrückten, bösen Wissenschaftler und seine rechte Hand macht dank der manischen Performances von Steve Valentine und Kevin Chamberlin großen Spaß.
Musikalisch bleiben ganz große Ohrwürmer der Marke Get'cha Head in the Game, We're All in This Together oder The Boys Are Back aus, dennoch ist die Mischung aus modernem Teenie-Pop, Bubblegum-Rock'n'Roll und Retro-Surfermusik stimmig und weiß, aus einer trüben Miene ein süffisantes Grinsen zu machen. Wie es bei diesem Regisseur zu erwarten steht, sind zudem die Tanzchoreographien schmissig. Kurzum: Wer High School Musical und ähnlichen Produktionen was abgewinnen kann, aber Teen Beach Movie noch nicht kennt, sollte diese verrückte Poolnudel unter den Disney-Channel-Filmen schnellstens nachholen.
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