Michael Bay. Herr der Explosionen. Lautstarker Gegner der Kritikerzunft. Weltweit spielten seine Regiearbeiten (ohne Berücksichtigung der Inflation) bislang über 5,85 Milliarden Dollar ein. Und ob man es gut findet oder nicht: Dieser Mann hat eine klar erkennbare, inszenatorische Handschrift. Manche nennen ihn daher einen "Auteur", andere rümpfen bei dem Gedanken, Bay zu adeln die Nase, und betiteln ihn als "Vulgar Auteur". So oder so: Bay schuf seinen eigenen Stil und prägte das Hollywoodkino durchaus mit. Da sein bis dato am wenigsten Geld in die Kassen treibender Film 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi demnächst auf DVD und Blu-ray startet, möchte ich auf Bays Schaffen als Kinoregisseur zurückblicken.
Nennt es meinetwegen "Brüste, Wummen, Explosionen" oder "Dummer Kommerzmist" oder "Musikvideo-Style trifft Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom". Oder einfach "Popcorn, Nachos und 'ne Buddel Bier, beim Film gönn' ich's mir". Ich nenne es "Von Flop bis Top". Dies sind sie. Michael Bays Regiearbeiten, sortiert danach, wie hoch sie in meiner Gunst stehen.
Platz 12: Transformers – Die Rache (2009)
Der Höhepunkt (respektive Tiefpunkt) in Michael Bays Laufbahn als Filmregisseur, der die Bremse voll durchdrückt, seinen Film zum Stillstand bringt, und sich erst einmal Zeit nimmt, eine Darstellerin so intensiv zu fetischisieren, dass es irgendwas zwischen traurig und lustig wird (siehe Abbildung). Und das gehört noch zu den vergnüglicheren Momenten dieses spürbar während des Autorenstreiks geschriebenen Films, denn selbst für Bay ist der zweite Transformers unfassbar dumm und unsinnig. Eine dünne, unnötig verschwurbelte, viel zu sehr in die Länge gezogene Story mit ätzenden Figuren, demotiviert wirkenden Darstellern und ermüdenden Actionsequenzen, die eher so geschnitten und gefilmt sind, als wäre hier ein Bay-Imitator am Werk. Chaos pur, und das der anstrengenden Art. Linkin Park rockt aber.
Platz 11: Transformers (2007)
Lahm. Ich finde diesen Film einfach lahm. Shia LaBeouf bemüht sich, Megan Fox darf nur eine Witzfigur spielen (und das nicht besonders gut), Bay hält in den Actionszenen viel zu nah an den überdimensionalen CG-Roboteralienwesen drauf, so dass ich kaum etwas ausmachen kann. Linkin Park rockt aber.
Platz 10: 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi (2016)
Wir verlassen den "Ich kann dem Film praktisch gar nichts abgewinnen"-Bereich und betreten die Welt des "Ich finde das Gesamtwerk mies, aber muss sagen: Ein paar Treffer landet Bay dann doch". 13 Hours hätte einfach nur brutal um jegliche Wiederholung, anti-intellektuelle Phrase und pseudodramatische Erkenntnis/Rückbesinnung gekürzt werden müssen. Und dann hätten wir einen ultrastark ausgeleuchteten, gestochen scharf gefilmten Streifen über austauschbare, kernige Bartträger mit Herz aus Gold, die versuchen, zu überleben. Uninteressante Figuren, einige Längen, Action mit Konsequenzen, aber im Finale sehr einseitig gedreht: 13 Hours ist ein Flop, aber einer, der zwischendurch ganz nette Sequenzen in Edeloptik bietet.
Platz 9: Transformers – Die dunkle Seite des Mondes (2011)
Rosie Huntington-Whitley empfiehlt sich hier keineswegs als Schauspielstar. Aber sie fällt weniger negativ auf als Megan Fox in den ersten beiden Transformers. Und da beide von Bay eh nur als Eyecandy genutzt werden, muss ich sie ja fast schon als solche bewerten ... Und: Huntingon-Whitley bewahrt vor Bays Kamerasensor wenigstens einen Victoria's Secret-Glanz des Eleganten, während Fox ... Nunja. Auch der Humor gefällt mir hier eher. Es gibt noch immer kaum etwas, worüber ich lachen kann, aber die Augenroll-Pointen werden weniger. Patrick Dempsey ist ... ansatzweise lustig hier. Und die Story ist zwar unbedeutend, aber immerhin leidlich-duldbar, ebenso, wie das große Finale nach dem mageren Vorlauf eigentlich ganz nett ist. Linkin Park rockt aber.
Platz 8: Pearl Harbor (2001)
Pearl Harbor besteht aus exakt drei Akten: Eine unfassbar kitschige Romanze/Kameradschaftsgeschichte mit schöner Begleitmusik von Hans Zimmer, einem vergessenswerten Josh Hartnett, einem sich nicht in die Rolle einfühlenden Ben Affleck und einer annehmbaren Kate Beckinsale. Eine umwerfend gefilmte Kriegssequenz. Ein unnötig langer, pathetischer Epilog. Man werfe Cuba Gooding Junior in diesen Mix, der aus einem Nichts von einer Figur eine erstaunlich feine Performance rausholt und jede Menge richtig starke praktische Effekte.
Platz 7: Bad Boys – Harte Jungs (1995)
Wir verlassen den Sektor der Frustration und landen bei richtig netten Filmen. Der erste Bad Boys ist, streng genommen, einfach nur ein Buddy-Cop-Movie. Die Story könnte aus zahllosen durchschnittlichen Genrevertretern stammen. Bays Regieführung hat zwar schon diese 90er-Clipästhetik, ist aber noch arg gezügelt. Will Smith und Martin Lawrence rocken aber.
Platz 6: Die Insel (2005)
Wieder ein qualitativer Sprung nach oben: Ewan McGregor und Scarlett Johansson spielen in dieser Sci-Fi-Geschichte top respektive gut. Steve Buscemi macht Mordsspaß. Sean Bean ist herrlich fies. Sowohl die anfängliche, strahlend weiße Zukunftswelt als auch die staubige Außenwelt sind überaus hübsch eingefangen. Die Story ... Nun, sie lässt viel des moralischen Potentials liegen, als Aufhänger funktioniert sie sehr gut. Die Musik von Steve Jablonsky ist klasse, Michael Clarke Duncan gefällt. Einen Hauch zu lang ist Die Insel vielleicht (etwas weniger auf-der-Stelle-treten in der Mitte hätte geholfen) und gelegentlich nervt das Product Placement. Dennoch: Jau, dieser Film hat einiges für sich.
Platz 5: Transformers: Ära des Untergangs (2014)
Es kann einfach kein Zufall sein, dass Michael Bay seinen besten (soll heißen: seinen bislang einzig guten) Transformers-Film direkt nach seinem selbstironischen Befreiungsschlag Pain & Gain verwirklicht hat. Ära des Untergangs nimmt, wie Pain & Gain, alle "Bayism", und dreht die Markenzeichen dieses Regisseurs voll auf. Froschperspektive. Sonnenuntergänge. Explosionen. 360°-Kamerafahrten. Sonnenuntergänge. US-Flaggen. Sonnenuntergänge. Explosionen. 360°-Explosionen vor einem Sonnenuntergang neben einer US-Flagge. Intensive Farbästhetik. Eine winzig kleine Alibistory, die nach jeder als großes Finale dienen könnenden Actionszene einen Weg findet, noch einen Akt dranzukleben. Transformers: Ära des Untergangs ist exzessives Bombastactionkino in einer überdrehten Hyperästhetik und mit diesem verfluchten Charmebolzen Stanley Tucci! Teil eins bis drei wollten ein Minimum an Sinn ergeben und brachen sich so das Genick. Transformers: Ära des Untergangs ist ein freudig grinsendes Popcornmusical. Nur mit Explosionen und Sonnenuntergängen an Stelle von Stepptanz und Jazzhands. Leider geil? Nein. Leider oberaffengeil. Nur Imagine Dragons rocken nicht.
Platz 4: Pain & Gain (2013)
Der vielleicht ehrlichste Abspann der Hollywood-Geschichte (und somit der ältere Bruder des Deadpool-Vorspanns) gibt zu: Michael Bay steht als Regisseur auf Tod, Titten, (Farb-)Explosionen. Und einen passenderen Abschluss könnte Pain & Gain nicht haben, denn die Nacherzählung einer unglaublichen, aber wahren Geschichte ist sozusagen die aufgekratzte Parodie einer Realsatire. Action-Kriminaldrama, Selbstparodie und Hochglanzamerikanismusbewegtbildmagazin in einem. Pain & Gain ist ein Mordsbrett, das mit jedem Angucken faszinierender wird.
Platz 3: Bad Boys II (2003)
Bad Boys - Dieses Mal im vollen Michael-Bay-Stil. Gekauft.
Platz 2: Armageddon – Das jüngste Gericht (1998)
An Armageddon hängen nostalgische Gefühle an die Zeit, als ich pubertierend die Blockbusterwelt kennenlernte. Und während sich manche Filme aus jener Zeit bei erneuter Betrachtung abnutzen, habe ich Armageddon noch immer richtig gern. Eine unvergleichliche Mischung aus Pathos, Style Over Substance, unterhaltsamem Cast und vergnüglichen Zerstörungsorgien. Und Trevor Rabin hat wohl nie einen noch besseren, eingängigeren Score komponiert als hier.
Platz 1: The Rock – Fels der Entscheidung (1996)
Michael Bays Magnum Opus. Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. Ein entfesselter, saucooler Nicolas Cage. Sean Connery in seiner, ja, darf ich das sagen (?), besten Leistung nachdem er die Lizenz zum Töten abgegeben hat. Ed Harris als markiger Schurke mit (für Bay) nachvollziehbarer Motivation. Dutzende tolle Sprüche. Eine unnötig lange, aber verflixt geile Verfolgungsjagd durch San Francisco. Und ein Bombenscore. The Rock rockt.
Was ist eure Meinung zu Michael Bay und seiner Filmografie? Ich bin auf eure Kommentare gespannt!
2 Kommentare:
Transformers 4. Wirklich? Ich meine, WIRKLICH?! Ich finde die Filme wurden ja von Mal zu Mal schlimmer, aber bei 4 bin ich ja fast eingeschlafen vor Langeweile. In den Actionszenen!
Ewig kein Bad Boys mehr gesehen, aber Pain & Gain hat mir gerade wegen der selbstironischen Inszenierung sehr gefallen. Jeder 3. Shot war ein überbelichteter "schräg von unten" Look auf Muskeln, Titten oder die amerikanische Flagge.
Und "Transformers 4" macht genau dasselbe. Es ist angesichts der Story natürlich keine Eigenparodie, aber es ist für mich ein amüsierter (beschwippster?) Eigenexzess. Und wenn ich sinnlose Action mit einer seltsamen Prämisse bekomme, dann gerne in dem Stil. *schulterzuck*
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